Vorteile eines Bluttests zur Diagnose von Krebs
Viele erwachsene Menschen und auch Kinder in Deutschland leiden an einer nicht-alkoholischen Fettleber. Diese Erkrankung kann chronischen Entzündungen und Leberschäden auslösen und das Risiko für Leberkrebs erhöhen. Ein neuer einfacher Bluttest sagt zuverlässig voraus, welche Personen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber am ehesten Leberkrebs entwickeln.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten des University of Texas Southwestern Medical Centers wurden sogenannte hepatische Transkriptom- und Serumsekretom-Signaturen definiert und validiert, welche das langfristige Risiko für die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms bei Menschen mit nicht-alkoholischer Fettleber vorhersagen.
Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ publiziert.
Fettlebererkrankungen in Deutschland weit verbreitet
Laut der Deutschen Leberstiftung ist die Fettleber (Steatosis hepatis) ein häufig auftretendes Beschwerdebild, wobei zwischen der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und der alkoholischen Fettleber (AFL) unterschieden wird.
Meist führe eine Kombination von verschiedenen Faktoren zur Entstehung einer Fettleber. Diese Faktoren umfassen beispielsweise eine ungesunde Ernährung, den Mangel an Bewegung, Übergewicht, Alkoholkonsum und Diabetes.
Die Fachleute der Deutschen Leberstiftung berichten weiter, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Personen in Deutschland eine durch Fetteinlagerung vergrößerte Leber aufweist, wobei die Anzahl der Betroffenen stetig zunehme. Auch unter Kindern sei die Fettleber weitverbreitet und jedes dritte Kind mit Übergewicht habe bereits eine Fettleber.
Wie entsteht die nicht-alkoholischen Fettleber?
Bei der nicht-alkoholischen Fettleber gibt es einem Überschuss an Fett in den Leberzellen, der zu chronischen Entzündungen und Leberschäden führen kann, wodurch sich das Risiko für Leberkrebs erhöht, berichten die an der neuen Studie beteiligten Forschenden.
In der neuen Studie wurden die Proben von 409 Personen mit nicht-alkoholischer Fettleber analysiert. So konnte eine Reihe von insgesamt 133 Genen ermittelt werden, welche bei Personen, die über einen Zeitraum von 15 Jahren ein hepatozelluläres Karzinom entwickelten, über- oder unterdurchschnittlich stark exprimiert wurden.
Die Teilnehmenden wurden anhand des Ausmaßes der Expression dieser Gene, je nach der Höhe ihres Risikos, in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Im Laufe von 15 Jahren nach der Entnahme der Proben wurde bei 22,7 Prozent der Teilnehmenden in der Hochrisikogruppe ein hepatozelluläres Karzinom diagnostiziert, während dies bei keinem Menschen in der Niedrigrisikogruppe der Fall war, so das Team.
Hochrisikopersonen können mit Ultraschall überwacht werden
Mit dem neu entwickelten Test könnten laut den Forschenden Menschen schnell und zuverlässig identifiziert werden, die von einer nicht-alkoholischen Fettleber betroffen sind und bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie Leberkrebs entwickeln.
„Mit diesem Test können wir auf nichtinvasive Weise feststellen, welche Patienten am besten durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen auf Leberkrebs überwacht werden sollten“, betont Studienautor Dr. Yujin Hoshida vom University of Texas Southwestern Medical Center in einer Pressemitteilung.
17 fach erhöhtes Risiko für Leberkrebs durch NAFL
Das Team berichtet weiter, dass Studien gezeigt haben, dass Menschen mit nicht-alkoholischer Fettleber ein bis zu 17-fach erhöhtes Risiko für Leberkrebs haben. Menschen mit NAFL, welche ein besonders hohes Risiko für Krebs aufweisen, sollten an einem Screening-Programm teilnehmen, bei dem alle sechs Monate ein Leberultraschall durchgeführt wird, raten die Fachleute.
Der neue Test sei besonders zuverlässig dabei, zu bestimmen, welche Menschen zur Niedrigrisikogruppe gehören. „Wir können jetzt mit größerer Sicherheit sagen, dass diese Patienten nicht sehr engmaschig überwacht werden müssen“, berichtet Dr. Hoshida.
Rolle von Entzündungen bei Leberkrebs
Bei den meisten Genen und Proteinen, die sich als prädiktiv für das Risiko der Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms erwiesen, handelte es sich nach Aussage des Team um sogenannte Immun- und Entzündungsmoleküle.
Dies deutet auf die Bedeutung von Entzündungen bei der Entstehung des hepatozellulären Karzinoms hin, erklären die Fachleute.
Wie kann Risiko für hepatozelluläres Karzinom reduziert werden?
Die Werte der Moleküle könnten in Verbindung mit Therapien verändert werden, von denen bekannt ist, dass sie die Leberentzündung und das Risiko für die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms reduzieren. Als Beispiele nennen die Forschenden: Bariatrische Chirurgie, Cholesterinmedikamente und Immuntherapie.
„Das bedeutet, dass wir diese Molekülgruppen nutzen könnten, um zu verfolgen, wie gut es den Patienten im Laufe der Zeit geht, oder um über die potenzielle Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen zur Verringerung des Leberkrebsrisikos zu informieren“, erläutert Dr. Hoshida.
Es gebe beispielsweise einen Protein-Bluttest mit der Bezeichnung PLSec-NAFLD, der bereits verwendet wird, um die Wirksamkeit eines Cholesterinmedikaments zur Verringerung des Leberkrebsrisikos in einer laufenden klinischen Studie zu überwachen, berichten die Forschenden.
Das Team plant den Nutzen von PLSec-NAFLD nun in größeren Gruppe von Menschen auf der ganzen Welt weiter zu untersuchen. Die Forschenden sind der Meinung, dass es in Zukunft auch möglich wird, Bluttests zu entwickeln, welche das Krebsrisiko bei anderen schweren Lebererkrankungen wie Hepatitis B und alkoholischen Lebererkrankungen feststellen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Naoto Fujiwara, Naoto Kubota, Emilie Crouchet, Bhuvaneswari Koneru, Cesia A. Marquez, et al.: Molecular signatures of long-term hepatocellular carcinoma risk in nonalcoholic fatty liver disease; in: Science Translational Medicine (veröffentlicht 22.06.2022), Science Translational Medicine
- UT Southwestern Medical Center: Molecular signatures of long-term hepatocellular carcinoma risk in nonalcoholic fatty liver disease (veröffentlicht 22.06.2022), UT Southwestern Medical Center
- Deutsche Leberstiftung: Fettleberentzündung (Steatohepatitis) – häufigste Lebererkrankung in Deutschland (abgefragt 23.06.2022), Deutsche Leberstiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.