Wie hoch ist das erblich bedingte Risiko für Krebs?
Zwischen fünf und zehn Prozent aller Krebs-Fälle sind auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen. In manchen Familien kommt es daher zu einer Häufung von Krebserkrankungen. Fachleute informieren zum Weltkrebstag am 4. Februar 2023 über Möglichkeiten, das erblich bedingte Risiko für Krebs abzuklären.
Medizinerinnen und Mediziner des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) informieren anlässlich des Weltkrebstages über Möglichkeiten, das familiäre Risiko für Krebs abklären zu lassen. Das Institut für Klinische Genetik des Universitätsklinikums Carl Gustav Dresden gehört deutschlandweit zu den größten Zentren zur Abklärung von erblichen Krebsrisiken.
5 bis 10 Krebs-Fälle von 100 erblich bedingt
Wie die Ärztinnen und Ärzte berichten, entstehen Krebserkrankungen zumeist spontan, indem sich gesunde Zellen in Krebszellen umwandeln. Bei bis zu zehn von 100 Krebs-Fällen geschieht dies aufgrund einer erblichen Veranlagung. Diese Veranlagung kann innerhalb von Familien von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Nicht die Krankheit sondern die Veranlagung vererbt
„Vererbt wird nicht die Krankheit selbst, sondern eine genetische Veränderung, die ein erhöhtes Risiko bedingt, an Krebs zu erkranken“, verdeutlicht Professor Evelin Schröck, Direktorin des Instituts für Klinische Genetik.
Krebs vorbeugen durch Kenntnis über familiäres Risiko
Wenn es in Familien zu vermehrten Krebserkrankungen komme beziehungsweise wenn ein erhöhtes familiäres Risiko bekannt sei, können engmaschige Früherkennungsuntersuchungen, vorsorgliche Behandlungen oder gezielte Therapien erfolgen, um diesem erblich bedingten Risiko entgegenzuwirken.
„Im Idealfall können wir den ersten Patienten einer Familie mit einem erhöhten Krebsrisiko diagnostizieren, um bei weiteren Angehörigen die Krebserkrankungen möglichst früh zu erkennen oder künftig hoffentlich sogar zu verhindern“, unterstreicht Professorin Schröck.
Genetik bei fast allen Krebserkrankungen relevant
Nach Angaben der Krebsfachleute kann eine erbliche Veranlagung im Prinzip bei fast allen Krebsarten eine Rolle spielen. Ungeklärt ist derzeit jedoch noch, warum der Einfluss der Genetik bei verschiedenen Krebsarten unterschiedlich stark ist.
Beispielsweise seien bei seltenen Tumoren wie Paragangliomen bis zu 30 Prozent der Fälle erblich bedingt und bei Leiomyosarkomen etwa 17 Prozent. Bei schwarzem Hautkrebs hingegen seien nur rund drei Prozent der Melanome auf ein familiäres Risiko zurückzuführen.
Wenn innerhalb von Familien vermehrt Krebs auftritt
Bis zu 700 Familien werden am Institut für Klinische Genetik jährlich auf eine erbliche Krebsveranlagung geprüft. In den meisten Fällen wurden Betroffene über eine Häufung von Diagnosen innerhalb der Familie auf das erbliche Risiko aufmerksam.
„Das Wissen um familiäre Veranlagungen ist ein wichtiger Baustein, um Krebs möglichst frühzeitig zu erkennen und optimal zu behandeln“, ergänzt Professor Michael Albrecht aus dem Medizinischen Vorstand des Dresdner Uniklinikums.
Ihm zufolge lassen die meisten Patientinnen und Patienten ihr familiäres Risiko für Brust- oder Darmkrebs prüfen. Brustkrebs ist hierzulande die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, Darmkrebs die bei Frauen zweithäufigste und bei Männern dritthäufigste.
Was können Familien tun, um das Risiko zu überprüfen?
Professorin Schröck rät Familien, in denen mehrere Krebserkrankungen – auch bei vergleichsweise jungen Erwachsenen oder bei Kindern – auftreten, zu einer Überprüfung der familiären Krebsveranlagung.
„Zunächst bitten wir Ratsuchende darum, uns grundlegende Angaben zu Krebserkrankungen in der Familie zukommen zu lassen“, erklärt die Krebsexpertin den Ablauf. Auf dieser Grundlage können die Ärztinnen und Ärzte einschätzen, ob eine genetische Beratung und Diagnostik hilfreich sein kann.
Blutproben werden auf Krebs-Risikogene untersucht
Bei der genetischen Diagnostik wird das Blut der Patientinnen und Patienten auf bisher bekannte Risiko-Gene für Krebs untersucht. „Eine genetische Diagnostik ist immer freiwillig und erfolgt erst nach ausführlicher Aufklärung und Einwilligung“, unterstreicht Schröck.
„Wird hier eine Veränderung der DNA gefunden, die als pathogene Variante für ein genetisches Tumorrisikosyndrom bewertet wird, kann anschließend bei anderen Familienmitgliedern gezielt danach gesucht werden“, so die Direktorin.
Kontakte und Anlaufstellen für erblich bedingtes Krebsrisiko
Die Fachleute des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden nennen folgende Anlaufstellen, an die sich Ratsuchende wenden können:
- Institut für Klinische Genetik des Universitätsklinikums Dresden (für alle erblichen Tumorerkrankungen): Tel.: 0351 458-2891, E-Mail: genetische.ambulanz@uniklinikum-dresden.de
- Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs des Universitätsklinikums Dresden (bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs): Tel.: 0351 458-2864, E-Mail: tumorrisiko.gyn@ukdd.de
- Deutsches Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs (spezialisierte Zentren mit umfassender Versorgung): www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de
- Deutsches Konsortium für Familiären Darmkrebs (spezialisierte Zentren mit umfassender Versorgung): www.hnpcc.de
- Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V. (GfH) (Übersicht über genetische Einrichtungen und Forschung deutschlandweit): www.gfhev.de
- BRCA-Netzwerk e.V. (Patientenorganisation): www.brca-netzwerk.de
(vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden: Besteht in meiner Familie ein erhöhtes Krebsrisiko? (veröffentlicht: 01.02.2023), nct-dresden.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.