So das Krebsrisiko senken
Fachleute sind sich mittlerweile einig, dass ein gesünderer Lebensstil das Risiko, an Krebs zu erkranken, wesentlich reduzieren kann. Ein Patentrezept für ein Leben ohne Krebs gibt es zwar nicht, aber durch einige Maßnahmen wie regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung und dem Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen könnte die Krebshäufigkeit erheblich gesenkt werden.
In Deutschland erkranken jährlich rund eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Fachleute gehen davon aus, dass die Zahlen in den kommenden Jahren deutlich steigen werden. Dem Robert Koch-Institut /RKI) zufolge leben hierzulande rund 1,7 Millionen Menschen mit einer Krebserkrankung, die in den letzten fünf Jahren diagnostiziert wurde. In einer aktuellen Mitteilung informieren Expertinnen und Experten des Comprehensive Cancer Center München (CCCM), der Bayerischen Krebsgesellschaft sowie der Felix Burda Stiftung über erfolgreiche Wege, um das Krebsrisiko zu senken.
Krebserkrankungen durch gesunden Lebensstil verhindern
„Durch Krebsprävention und Früherkennung lässt sich die Sterblichkeit deutlich reduzieren. Voraussetzung dafür ist die Akzeptanz der Vorsorgeprogramme in der Bevölkerung“, erläutert Prof. Dr. med. Hana Algül, Direktor des CCC München der TU München.
„Es nehmen aber nur etwa 67 Prozent der Frauen (ab 20 Jahre) und rund 40 Prozent der Männer (ab 35 Jahre) daran teil. Deshalb raten wir: Nehmen Sie Krebsvorsorge ernst und fördern Sie Ihre Gesundheit durch einen gesunden Lebensstil“, betont der Experte.
„Durch einen gesunden Lebensstil könnten 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden. Körperliche Inaktivität, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Genussmittel und Schutz vor UV-Strahlung sind beeinflussbare Risikofaktoren für Krebs“, so Prof. Dr. med. Renate Oberhoffer-Fritz, Dekanin und Ordinaria am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der TU München. (siehe hierzu auch: Europäischer Kodex Zur Krebsbekämpfung).
Ausgewogene Ernährung
„Man darf die krebspräventive Wirkung der Ernährung sowie einzelner Nahrungsmittel aber nicht isoliert betrachten. Erst im Zusammenspiel mit Bewegung und einem gesunden Lebensstil kommt sie zum Tragen. Jemand, der sich gut ernährt, aber raucht und keinen Sport treibt, hat dennoch ein erhöhtes Krebsrisiko“, erläutert die Ernährungswissenschaftlerin Dr. rer. biol. hum Nicole Erickson, Koordinatorin für Gesundheitskompetenz und E-Health am LMU Klinikum München.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine ausgewogene Mischkost: mindestens 400 g Gemüse und 250 g Obst am Tag, Vollkornprodukte, täglich maximal 150 Gramm Milchprodukte wie Joghurt und Käse. Fisch ein- bis zweimal pro Woche, unverarbeitetes Fleisch 300 bis max. 600 g pro Woche, wenig Alkohol: 10 g pro Tag (ein kleines Glas Wein) für Frauen und 20 g pro Tag (ein halber Liter Bier) für Männer. Verarbeitetes, rotes Fleisch gilt als krebserregend, insbesondere gepökelte und geräucherte Wurstwaren.
Krebsrisiko durch Sport senken
„Die Wirkung des Sports für die Krebsprävention lässt sich am Beispiel Darmkrebs erklären: Wir wissen heute, dass die Muskulatur bestimmte Botenstoffe über das Blut in unterschiedliche Organsysteme aussendet. Wird die Muskulatur belastet, werden z. B. im Darm bestimmte Muskelhormone freigesetzt. Gelangen sie in die Darmschleimhaut, hemmen sie die Entwicklung von Darmpolypen“, sagt Prof. Dr. med. Martin Halle, Ärztlicher Direktor und Ordinarius Lehrstuhl und Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Klinikum rechts der Isar TU München.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, beeinflusst Sport indirekt auch Mechanismen des Zuckerstoffwechsels und des Insulinspiegels und er stimuliert das Immunsystem. Durch Bewegung erhöht sich auch die Zahl der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen abtöten können. „Um die Immunkompetenz zu fördern, sollten wir täglich mindestens 10 Minuten höher intensiv trainieren und richtig ins Schwitzen kommen, um die Muskulatur zu aktivieren“, so Prof. Halle.
Früherkennung von gynäkologischen Krebserkrankungen
Die Prävention und Früherkennung von gynäkologischen Krebserkrankungen ist besonders wichtig, denn etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen bei Frauen stammt aus der Gynäkologie. Brustkrebs ist mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.
„Die Sterblichkeit an Brustkrebs sinkt seit den 90er Jahren kontinuierlich, da bei der Mammographie viele Tumore bereits in einem Frühstadium entdeckt werden. Aber auch die frühe Etablierung von zertifizierten Krebszentren trägt zur verbesserten onkologischen Versorgung der Frauen bei“, erläutert Prof. Dr. med. Sven Mahner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am LMU Klinikum München.
Den Angaben zufolge konnte mit Einführung des PAP-Abstrichs 1971 die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs, dem häufigsten bösartigen Tumor bei jungen Frauen, von 16.000 auf 4.300 Fälle gesenkt werden.
Darmspiegelung: eine effektive Vorsorgemaßnahme
Die Darmkrebsprävention ist mit dem immunologischen Stuhltest sowie der Darmspiegelung (Koloskopie) eine effektive Vorsorgemaßnahme. „Bei der Entstehung von Darmkrebs kennen wir gutartige Vorstufen, sogenannte Darmpolypen. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden. Damit wird verhindert, dass sie später zu Krebs entarten können,“ erklärt Dr. Berndt Birkner, Facharzt für Gastroenterologe, Internist und Kurator der Felix Burda Stiftung und Vizepräsident des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V..
Allerdings müssten wesentlich mehr Versicherte die von den Krankenkassen angebotenen Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch nehmen, um möglichst viele Darmkrebserkrankungen zu verhindern oder in einem frühen und somit heilbaren Stadium erkennen zu können. Die Teilnahme an einem immunologischen Stuhltest ist ein erster wichtiger Schritt zum Verhindern von Darmkrebs. Ist dieser positiv und wird damit Blut im Stuhl gefunden, sollte die Ursache hierfür unbedingt durch eine Darmspiegelung bei einer Magen-Darm-Ärztin oder einem Magen-Darm-Arzt abgeklärt werden.
Für Risikogruppen wie beispielsweise Angehörige von Darmkrebspatientinnen und -patienten – die familiäre Risikogruppe – ist die Teilnahme an der Darmkrebsfrüherkennung noch bedeutsamer, da diese Risikogruppe gegenüber der Durchschnittsbevölkerung ein 4-8-fach erhöhtes Risiko hat, an Darmkrebs zu erkranken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- LMU Klinikum: Erfolgreiche Wege, um das Krebsrisiko zu senken, (Abruf: 06.02.2022), LMU Klinikum
- Cancer Core Europe: Europäischer Kodex Zur Krebsbekämpfung, (Abruf: 06.02.2022), Cancer Core Europe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.