Krebstherapie durch das richtige Essen unterstützen
Laut dem Tumorzentrum München (TZM) könnte ein gutes Drittel der jährlich auftretenden rund 500.000 Krebserkrankungen in Deutschland durch eine gesunde Ernährung verhindert werden. Doch auch Menschen, die an Krebs erkrankt sind, profitieren von einer gesunden und an ihre individuelle Situation angepasste Ernährung.
Für Personen, die die Diagnose Krebs erhalten, beginnt damit ein Kampf gegen die Krankheit. Auch die Ernährung kann dabei ein probates Mittel sein. Die Krebsgesellschaft weist darauf hin, dass Betroffene auf eine ausgewogene Ernährung achten sollten, die sowohl Obst und Gemüse als auch Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch und Fisch enthält. Allerdings muss das Essen auch an die individuelle Situation angepasst sein.
Vorteile der Low-Carb-Diät nicht belegt
„Die eine Krebsdiät gibt es nicht!“, sagt Nicole Erickson. Und auch nicht das eine Krebs-Allheil-Lebensmittel. So individuell wie die Menschen und ihre Erkrankungen sei auch die Nahrungsaufnahme, meint die Koordinatorin für Ernährung am Comprehensive Cancer Center der Uniklinik München.
Einige Krebspatientinnen und -patienten setzen derzeit auf eine Low-Carb-Diät, hat Daniel Buchholz festgestellt. Die Idee: Der Körper bekommt wenig Zucker und Kohlenhydrate, also werden auch die Krebszellen im Wachstum gehemmt, da ihnen die Energiequelle fehlt.
„Es gibt bisher noch keine Studien am Menschen, die diese These bestätigen, sondern nur Hinweise aus dem Labor und Tierstudien“, erläutert der Leiter der Schule für Diätassistenten an der Universitätsmedizin Mainz.
Lebensgefährliche Mangelernährung
Klar ist aber: Mit Hilfe von Essen lässt sich eine Therapie unterstützen und eine Mangelernährung verhindern.
„Mangelernährung bedeutet einen ungewollten, raschen Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit, also etwa fünf bis zehn Prozent in den letzten drei bis sechs Monaten“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Eva Kerschbaum, die in der Beratungsstelle für Ernährung am Tumorzentrum München Krebspatientinnen und -patienten hilft.
Bei vielen Krebsarten verlieren die Betroffenen während der Behandlung an Gewicht, was die Genesung zusätzlich erschwert. Denn Gewichtsverlust führt zu Kraftlosigkeit und das ohnehin angegriffene Immunsystem wird immer schwächer.
Essen, was einem gut tut
Laut Kerschbaum haben Patientinnen und Patienten neben Mangelernährung und Gewichtsverlust unter anderem mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen oder Geschmacksverlust zu kämpfen.
„Manchmal ekelt man sich auch vor Essen und bestimmten Nahrungsmitteln oder schon vor dem Geruch“, so Erickson.
Die Fachleute raten Betroffenen deshalb: Wiegen Sie sich regelmäßig, verzichten Sie eher auf extrem riechende Lebensmittel wie bestimmte Käsesorten und essen Sie das, was Ihnen gut tut und schmeckt.
„Das kann sich von Tag zu Tag ändern und muss nicht unbedingt Obst und Gemüse heißen“, sagt Erickson.
Am Tag der Chemotherapie, wenn Patientinnen und Patienten mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben, sollte außerdem nicht das Lieblingsessen auf den Tisch kommen. „Sonst kann sich gerade dagegen ein Ekel entwickeln“, erklärt Buchholz.
In Gesellschaft essen
Auch die Angehörigen spielen eine entscheidende Rolle. Häufig sind sie es, die helfen wollen und mitunter unbewusst Druck ausüben. Da wird aufwendig geschnippelt, gerührt und gekocht – und hinterher ist die Enttäuschung groß, weil die Krebspatientin oder der Krebspatient nichts essen mag.
Laut Buchholz hilft es dann, vorzukochen und Essen einzufrieren. „So kann man es spontan anbieten, wenn der Patient gerade Hunger hat.“
Erickson erklärt: „Angehörige sollten akzeptieren, dass sich die Betroffenen Mühe geben und so gut essen wie sie können.“ Möglicherweise trägt gemeinsames Essen dazu bei, die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
„Eine entspannte Atmosphäre und lockere Gespräche lenken von Übelkeit ab oder lassen das Essen bei Appetitlosigkeit besser rutschen“, so Kerschbaum. Manchen kann auch das gemeinsame Kochen helfen.
Qualifizierte Hilfe
Da das Thema so vielschichtig ist, lohnt sich den Fachleuten zufolge eine individuelle Ernährungsberatung. „Das ist allerdings nicht so einfach, weil es nicht zum Pflichtteil einer Therapie gehört“, erläutert Erickson.
Auf der Suche nach einer qualifizierten Kraft schlägt man am besten beim Berufsverband der Diätassistenten oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nach, denn die Begriffe „Ernährungstherapeut“ oder „Ernährungsberater“ sind nicht geschützt. Manche der Berater haben sich auf Krebs spezialisiert.
Viele Rezepte zum Nachkochen bietet die Website Was-essen-bei-Krebs.de, die Erickson zusammen mit Partnern entwickelt hat. Die Seite ist eine Hilfe zur Selbsthilfe: Je nach Symptomen und Beschwerden lassen sich hier Rezepte zusammenstellen. (ad, Quelle: dpa/tmn)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tumorzentrum München (TZM): Ernährung bei Krebserkrankungen, (Abruf: 04.02.2020)
- Deutsche Krebsgesellschaft: Nahrungsergänzung bei Krebs: Nutzen oder Schaden?, (Abruf: 04.02.2020), ONKO Internetportal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.