Krebs: Neuer Test erkennt über 50 Krebsarten
Krebs gehört zu den häufigsten Todesursachen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Helfen kann dabei ein neuer Bluttest. Der sogenannte „Galleri-Test“ kann mehr als 50 Krebsarten erkennen.
Der emeritierte Vorsitzende des Glickman Urological Kidney Institute, Dr. Eric Klein, erklärt in einem aktuellen Beitrag der Cleveland Clinic (USA), wie der Galleri-Test funktioniert, warum er das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Krebs diagnostizieren, zu verändern und wie er sich von anderen Krebsvorsorgeuntersuchungen unterscheidet.
Welche Tests werden derzeit durchgeführt?
Derzeit gibt es fünf Krebsarten, für die regelmäßige Screenings in den USA (und auch anderen Ländern) empfohlen werden:
- Mammographie-Untersuchung auf Brustkrebs
- HPV-Tests und Pap-Tests dienen zum Screening auf Gebärmutterhalskrebs
- Koloskopie (Darmspiegelung) auf Darmkrebs
- Niedrigdosis-CT-Scans können bei Personen durchgeführt werden, die ein hohes Risiko für Lungenkrebs haben, wenn sie ehemalige Rauchende sind oder einer beruflichen Gefährdung ausgesetzt waren
- Prostata-spezifische Antigen (PSA)-Tests suchen nach Prostatakrebs
Jedes dieser Screenings testet auf eine bestimmte Art von Krebs. Derzeit gibt es jedoch keine Möglichkeit, nach tödlicheren Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsen- oder Eierstockkrebs zu suchen.
Diese Krebsarten werden meist erst erkannt, wenn sie beginnen, Symptome zu zeigen, und bis dahin hat sich der Krebs normalerweise in Stadium III oder IV entwickelt und kann sich auf andere Teile des Körpers ausgebreitet haben.
„Galleri kann diese Krebsarten zu einem Zeitpunkt finden, in dem sie sich in einem früheren Stadium befinden und bevor Symptome auftreten“, erklärt Dr. Klein.
Wie der Test funktioniert
Der Galleri-Test ist ein Bluttest, mit dem Personen auf mehrere Krebsarten untersucht werden. Viele Krebsarten geben DNA in den Blutkreislauf ab, die als zellfreie DNA oder zirkulierende Tumor-DNA bekannt ist.
Mithilfe der sogenannten DNA-Sequenzierung der nächsten Generation und maschinellem Lernen können Ärztinnen und Ärzte anhand einer einzigen Blutentnahme verschiedene Muster in diesem DNA-Code untersuchen und zwei Dinge herausfinden: ob ein Krebssignal vorhanden ist und wo der Krebs wahrscheinlich begann.
Diese Muster in der DNA sind aufgrund eines biologischen Prozesses möglich, der als Methylierung bekannt ist. Während dieses Prozesses exprimiert der Körper bestimmte Gene, andere jedoch nicht.
Gesunde Zellen haben eine Konfiguration, während Krebszellen eine andere haben. Und spezifische Krebsarten haben spezifische Konfigurationen, die sich von anderen Krebsarten unterscheiden.
„Die Methylierungsmuster sind wie Fingerabdrücke, die für jede Krebsart charakteristisch sind. Sie sehen bei Lungenkrebs und bei Dickdarmkrebs anders aus“, erklärt Dr. Klein. Bei dem Galleri-Test sind zwei Ergebnisse möglich:
- Kein Krebssignal erkannt bedeutet, dass keine Krebs-DNA im Blutkreislauf nachgewiesen wurde.
- Ein erkanntes Krebssignal deutet darauf hin, dass die getestete Person möglicherweise Krebs hat.
Wenn ein Krebssignal erkannt wird, kann der Galleri-Test mit einer Genauigkeit von etwa 90 Prozent feststellen, aus welchem Organsystem der Krebs wahrscheinlich stammt.
In letzterem Fall würden anschließend weitere Untersuchungen wie ein Bluttest, CT-Scan oder Ultraschall der jeweiligen Organe wie Nieren, Lunge oder Bauchspeicheldrüse durchgeführt werden, um das Vorhandensein von Krebs zu bestätigen.
Dann kann bestimmt werden, welche Behandlung die richtige ist. Der Schlüssel hier ist, dass die Diagnose Krebs viel früher möglich ist, noch bevor sich körperliche Symptome zeigen.
Welche Krebsarten werden von Galleri erkannt?
Galleri kann mehr als 50 Krebsarten erkennen, darunter: Analkrebs, Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Leukämie, Leberkrebs, Mundkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Magenkrebs. Dies ist besonders effektiv, da einige dieser Krebsarten extrem selten und höchst tödlich sind.
Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs etwa, der normalerweise erst im Stadium III oder IV erkannt wird und eine Ein-Jahres-Überlebensrate von 5 Prozent hat, bedeutet dies, dass zumindest einige Fälle viel früher als normal erkannt werden können.
Galleri kann diese Krebsarten aufgrund der DNA erkennen, die in den Blutkreislauf abgegeben wird. Der Test kann aber keine Krebsarten erkennen, die keine DNA in den Blutkreislauf abgeben, wie zum Beispiel Hirntumoren.
Sehr genauer Test
Herkömmliche Screening-Tests haben je nach Test eine Falsch-Positiv-Rate von 10 bis 40 Prozent. Galleri hat eine Falsch-Positiv-Rate von 0,5 Prozent, was bedeutet, dass er sehr genau ist. „Er findet 51,5 % der Krebserkrankungen“, betont Dr. Klein.
Und er ist zu 89 Prozent effektiv bei der Vorhersage, wo der Krebs begonnen hat. Derzeit ist der Galleri-Test als Ergänzung zu herkömmlichen Screenings gedacht – Sie sollten sich also wie gewohnt auf Krebs untersuchen lassen, sobald Sie das entsprechende Alter erreicht haben.
Dr. Klein weist jedoch darauf hin, dass es in Zukunft möglich sein könnte, mit einem einfachen Bluttest auf die meisten Krebsarten zu testen, ohne derzeitige Screening-Tests verwenden zu müssen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: The Galleri Test: A New Blood Test for Cancer Screening, (Abruf: 13.04.2022), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.