Schutz vor Krebs trotz genetischem Risiko?
Ein gesunder Lebensstil, ohne Rauchen und Alkohol, mit einem gesunden Körpergewicht und ausreichender körperlicher Betätigung scheint mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Krebs verbunden zu sein, selbst wenn eigentlich ein hohes genetisches Krebsrisiko vorliegt.
Was sind PRS?
Die Genforschung hat sogenannte Loci beziehungsweise Bereiche in der DNA mit spezifischen Veränderungen aufgedeckt, welche das Krebsrisiko beeinflussen. Dies ermöglicht es Fachleuten, sogenannte polygene Risikoscores (PRS) zu definieren. Dabei handelt es sich um personalisierte Schätzungen des Krebsrisikos, welche auf der einzigartigen Kombination dieser Veränderungen in Menschen basieren. Allerdings sagen sie wenig über das Krebsrisiko insgesamt.
CPRS erfasst gesamtes Krebsrisiko
„Ein PRS, der das Risiko für eine bestimmte Krebsart angibt, ist wichtig, aber nicht ausreichend”, erläutert Studienautor Professor Dr. Guangfu Jin von der Nanjing Medical University. Denn er gibt nicht das Gesamtkrebsrisiko an. Daher hat die Forschungsgruppe bei der aktuellen Studie versucht, einen Indikator (bezeichnet als Krebs-Polygen-Risiko-Score; CPRS) zu entwickeln, der das genetische Krebsrisiko insgesamt widerspiegelt.
Die Fachleute berechneten für ihre Untersuchung individuelle PRS für 16 Krebsarten bei Männern und 18 Krebsarten bei Frauen unter Verwendung verfügbarer Daten aus genomweiten Assoziationsstudien. Anschließend kombinierten sie diese Werte mit statistischen Methoden zu einem einzigen Maß für das Krebsrisiko, welches auf dem relativen Anteil der einzelnen Krebsarten in der Allgemeinbevölkerung basiert. Die CPRS wurden für Frauen und Männer jeweils getrennt erstellt und zur Validierung der CPRS wurden Genotypinformationen von 202.842 Männern und 239.659 Frauen aus der UK Biobank miteinbezogen.
Die Ergebnisse der Studie können in dem englischsprachigen Fachblatt „Cancer Research“ nachgelesen werden.
Abstufungen des Lebensstils
Die Teilnehmenden der UK Biobank-Untersuchung wurden bei der Aufnahme in die Studie zu verschiedenen Faktoren des Lebensstils befragt, beispielsweise Rauchen und Alkoholkonsum, Body-Mass-Index, Bewegungsgewohnheiten und typische Ernährung. Anhand dieser Faktoren stufte die Forschungsgruppe jede Person in einen ungünstigen (null bis eins gesunde Faktoren), mittleren (zwei bis drei gesunde Faktoren) oder günstigen (vier bis fünf gesunde Faktoren) Lebensstil ein.
Die Fachleute stellten fest, dass bei Teilnehmende in dem höchsten CPRS-Quintil die Wahrscheinlichkeit, dass bei der letzten Nachuntersuchung im Jahr 2015 oder 2016 eine Krebsdiagnose gestellt wurde, für Männer fast doppelt so hoch wie im niedrigsten CPRS-Quintil war (1,6-mal so hoch bei Frauen).
Viele mit genetischem Risiko
Bemerkenswert dabei ist laut Aussage des Teams, dass 97 Prozent der Personen in der Studie ein hohes genetisches Risiko (oberstes Quintil) für mindestens eine Krebsart aufwiesen. „Dies deutet darauf hin, dass fast jede/r für mindestens eine Krebsart anfällig ist. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass jede/r einen gesunden Lebensstil pflegt“, erläutert Professor Dr. Jin.
Gesunder Lebensstil schützte vor Krebs
Bei Teilnehmenden mit einem ungünstigen Lebensstil und dem höchsten Quintil des genetischen Risikos war die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, 2,99 Mal (bei Männern) bzw. 2,38 Mal (bei Frauen) höher als bei Personen mit einem günstigen Lebensstil in dem niedrigsten Quintil des genetischen Risikos, so die Forschenden.
Bei Menschen mit einem hohen genetischen Risiko betrug die Fünfjahres-Krebsinzidenz 7,23 Prozent bei Männern und 5,77 Prozent bei Frauen mit einem ungünstigen Lebensstil, gegenüber 5,51 Prozent bei Männern und 3,69 Prozent bei Frauen mit einem günstigen Lebensstil.
Die verringerten Prozentsätze seien vergleichbar mit dem Krebsrisiko bei Personen mit mittlerem genetischem Risiko, so Professor Dr. Jin. Ähnliche Trends wurden in allen genetischen Risikokategorien beobachtet, was darauf hindeutet, dass Menschen unabhängig vom genetischen Risiko von einem gesunden Lebensstil profitieren könnten.
Gesunder Lebensstil sehr wichtig
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass jede/r einen gesunden Lebensstil pflegen sollte, um das allgemeine Krebsrisiko zu senken. Dies ist besonders wichtig für Personen mit einem hohen genetischen Krebsrisiko“, erklärt der Experte in einer Pressemitteilung der American Association for Cancer Research.
„Wir hoffen, dass unser CPRS nützlich sein könnte, um das Bewusstsein der Menschen für ihre vererbte Anfälligkeit für Krebs insgesamt zu verbessern und ihnen die Teilnahme an gesunden Aktivitäten zu erleichtern“, so Professor Dr. Guangfu Jin. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Meng Zhu, Tianpei Wang, Yanqian Huang, Xiaoyu Zhao, Yuqing Ding et al.: Genetic risk for overall cancer and the benefit of adherence to a healthy lifestyle; in: Cancer Research (veröffentlicht 28.07.2021), Cancer Research
- American Association for Cancer Research: Healthy lifestyle may help mitigate high genetic risk of cancer (veröffentlicht 28.07.2021), American Association for Cancer Research
Wichtiger Hinweis:
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