Zum ersten Mal gezeigt: Abwehrzellen hemmen Tumorwachstum
Neutrophile Granulozyten, kurz Neutrophile, stellen den größten Anteil der weißen Blutkörperchen dar. Ihre Hauptaufgabe ist die Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren. Forschende haben nun herausgefunden, dass diese Immunzellen auch beim Kampf gegen Krebs helfen können.
Ein Forschungsteam hat erstmals nachgewiesen, dass eine häufig vorkommende Immunzelle das Wachstum von Tumoren in frühen Stadien signifikant bremsen kann. Die als neutrophile Granulozyten bekannten Abwehrzellen des Körpers können unter bestimmten Bedingungen die Überlebenschancen von Krebskranken verbessern. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Cell Reports“ veröffentlicht.
Tumorfördernde Eigenschaften
Wie es in einer aktuellen Mitteilung der Universität Duisburg-Essen heißt, hatten neutrophile Granulozyten, kurz Neutrophile, bisher einen eher schlechten Ruf.
Zirkulieren sie bei Krebspatientinnen und -patienten verstärkt als sogenannte tumorassoziierte Neutrophile, kann dies beispielsweise bei Kopf-Hals-Krebs dazu führen, dass sich der Krebs weiter ausbreitet. Bislang gibt es leider nur wenige Möglichkeiten, die tumorfördernden Eigenschaften dieser Zellen zu blockieren.
Die neuen Erkenntnisse von Privatdozentin Dr. Jadwiga Jablonska und ihrem Team von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Essen (UK Essen) zeigen jedoch, dass neutrophile Granulozyten nicht immer die Bösen sind, sondern bei der Krebsabwehr unterstützen können.
Neutrophile verändern ihre Gestalt
„Neutrophile Granulozyten sind in der Lage, Tumor-Antigene aufzunehmen, im frühen Krebsstadium in die Lymphknoten zu wandern und Abwehrzellen zu aktivieren“, erklärt Dr. Ekaterina Pylaeva, Erstautorin der Studie.
„Bisher ging man davon aus, dass Neutrophile die Anti-Krebs-Immunantwort hemmen; jetzt wissen wir, dass sie auch stark stimulierend wirken können“, fügt Studienleiterin Jablonska hinzu. Deswegen führt eine Ansammlung dieser Zellen im Krebsfrühstadium zu einer positiven Prognose für Patientinnen und Patienten.
In späteren Krebsstadien fördert eine Ansammlung dieser Immunzellen aber das Tumorwachstum, beobachteten die Forscherinnen und Forscher. Dann verändern die Neutrophilen ihre Gestalt von einem Anti-Tumor-Phänotyp zu einem tumorfördernden.
Mit diesem Wissen kann kann jetzt versucht werden, den Mechanismus therapeutisch zu adressieren und so die Überlebenschancen der Betroffenen zu erhöhen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Erstmals nachgewiesen: Immunzelle hemmt Tumorwachstum, (Abruf: 17.08.2022), Universität Duisburg-Essen
- Ekaterina Pylaeva, Georg Korschunow, Ilona Spyra, Sharareh Bordbari, Elena Siakaeva, Irem Ozel, Maksim Domnich, Anthony Squire, Anja Hasenberg, Kruthika Thangavelu, Timon Hussain, Moritz Goetz, Karl S. Lang, Matthias Gunzer, Wiebke Hansen, Jan Buer, Agnes Bankfalvi, Stephan Lang, Jadwiga Jablonska: During early stages of cancer, neutrophils initiate anti-tumor immune responses in tumor-draining lymph nodes; in: Cell Reports, (veröffentlicht: 16.08.2022), Cell Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.