Verbindung zwischen Adipositas und Prostatakrebs
Ein höherer Körperfettanteil (Adipositas) ist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Tod durch Prostatakrebs verbunden. Dabei scheint es keine große Rolle zu spielen, ob sich das Fett um Bauch und Taille herum ansammelt oder der Körper generell eine höhere Menge an Körperfett aufweist.
In einer neuen Untersuchung von Fachleuten der University of Oxford wurde untersucht, wie Adipositas mit tödlichem Prostatakrebs zusammenhängt. Sowohl Männer mit höherem Gesamtgewicht und als auch mit zentraler Adipositas (Fett um die Taille) haben laut den Ergebnissen ein erhöhtes Sterberisiko durch Prostatakrebs.
Die entsprechenden Studienergebnisse wurden auf dem diesjährigen European Congress on Obesity (ECO) vorgestellt und in der englischsprachigen Fachzeitschrift „BMC Medicine“ veröffentlicht.
Prostatakrebs früh erkennen
Prostatakrebs ist eine weitverbreitete Krebserkrankung, welche jedes Jahr viele Männer das Leben kostet, berichten die Forschenden. Um einen tödlichen Verlauf zu vermeiden, sei es wichtig, den Krebs möglichst frühzeitig zu identifizieren oder seine Entstehung zu verhindern.
„Mehr über die Faktoren zu wissen, die das Risiko für Prostatakrebs erhöhen, ist der Schlüssel zur Vorbeugung“, betont Studienautorin Dr. Aurora Perez-Cornago von der University of Oxford in einer Pressemitteilung.
Risikofaktoren für Prostatakrebs
Es gibt einige bekannte Prostatakrebs-Risikofaktoren wie beispielsweise Alter und Familienanamnese, welche nicht verändert werden können. Dann gibt es laut dem Experten noch einige tödlich verlaufende Prostatakarzinome, bei denen andere Risikofaktoren eine Rolle spielen können.
Ergebnisse aus früheren Studien weisen darauf hin, dass eine Adipositas (Fettleibigkeit) einen Risikofaktor für tödlichen Prostatakrebs darstellt. Dabei schien zentrale Adipositas (Fett um Bauch und Taille) besonders nachteilig zu sein.
Da in den einzelnen Studien jedoch nur eine geringe Anzahl von Todesfällen durch Prostatakrebs auftrat, war es schwierig, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Bisher größte Metaanalyse durchgeführt
Um mehr über den Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Risiko für einen Tod durch Prostatakrebs zu erfahren, wurden in der aktuellen Forschungsarbeit die Daten mehrerer Studien in einer Metaanalyse zusammengeführt, welche die bisher größte ihrer Art war.
Die Metaanalyse umfasste Daten zu 2,5 Millionen Männern aus 19 Studien. Zusätzlich wurden auch die Daten von mehr als 200.000 Männern aus der UK Biobank miteinbezogen. Alle Untersuchungen waren prospektiv. Mit anderen Worten: Die Teilnehmenden waren zu Beginn der Studie frei von Prostatakrebs.
Wie wurde das Körperfett gemessen?
Zu Beginn jeder Studie wurde die Adipositas gemessen. Dabei wurden unterschiedliche Maße verwendet.
Der Body-Mass-Index (BMI), der ein Maß für das Körperfett auf der Grundlage von Gewicht und Größe ist, war verfügbar für 19.633 Männer, welche später an Prostatakrebs verstarben.
In anderen Studien wurde dagegen der Taillenumfang (3.181 Todesfälle), das Verhältnis Taille zu Hüfte (1.639 Todesfälle) und der Körperfettanteil (670 Todesfälle) verwendet, berichten die Fachleute.
Verbindung zwischen BMI und tödlichem Prostatakrebs
Bei der Auswertung der Daten stellten die Forschenden fest, dass ein hoher Körperfettanteil (Adipositas) mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Tod durch Prostatakrebs verbunden ist.
Jeder Anstieg des BMI um fünf Prozentpunkte erhöhte das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, um zehn Prozent. Dagegen war ein Anstieg des Gesamtkörperfettanteils um fünf Prozent mit einer Risikoerhöhung für tödlichen Prostatakrebs um drei Prozent verbunden.
Risiko durch zentrale Adipositas
Im Bezug auf zentrale Adipositas konnte eine ähnlich hohes Risiko beobachtet werden. Jede Zunahme des Verhältnisses von Taille zu Hüfte um 0,05 erhöht das Risiko für einen Tod durch Prostatakrebs um sechs Prozent.
Außerdem zeigte sich, dass jeder Anstieg des Taillenumfangs um zehn Zentimeter die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Tod durch Prostatakrebs um sieben Prozent erhöht.
Mehr Körperfett höheres Risiko
Zusammenfassend lässt sich laut den Forschenden sagen, dass Männer mit Gesamt- und zentraler Adipositas ein höheres Risiko für einen Tod durch Prostatakrebs haben, als es bei Männern mit einem normalen Gewicht der Fall ist.
Krebs durch Adipositas schwerer zu diagnostizieren?
Es ist nicht vollständig klar, warum Menschen mit Adipositas häufiger an Prostatakrebs versterben. Wahrscheinlich spielen Unterschiede in der Identifizierung von Prostatakrebs eine wichtige Rolle.
So ist es laut den Fachleuten möglich, dass die Krankheit bei fettleibigen Männern schwerer zu erkennen ist. Dadurch werde der Krebs später diagnostiziert, was ihn schwerer zu behandeln macht.
Männer sollten auf ein gesundes Körpergewicht achten
„Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, ob die Assoziation biologisch bedingt ist oder auf eine verzögerte Erkennung bei Männern mit höherem Adipositasgrad zurückzuführen ist. In jedem Fall sind unsere jüngsten Ergebnisse ein weiterer Grund für Männer, auf ein gesundes Gewicht zu achten“, erläutert Dr. Perez-Cornago.
Auf gesundes Körpergewicht in der Kindheit achten
In einer anderen Forschungsarbeit wurde zudem kürzlich festgestellt, dass Übergewicht in der Kindheit das Krebsrisiko dauerhaft erhöht– zumindest bei Männern. Daher sollte bereits in der Kindheit verstärkt auf ein gesundes Körpergewicht geachtet werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Aurora Perez-Cornago, Yashvee Dunneram, Eleanor L. Watts, Timothy J. Key, Ruth C. Travis : Adiposity and risk of prostate cancer death: a prospective analysis in UK Biobank and meta-analysis of published studies; in: BMC Medicine (veröffentlicht 05.05.2022), BMC Medicine
- European Association for the Study of Obesity: Obesity associated with a higher risk of fatal prostate cancer, biggest study of its kind finds (veröffentlicht 04.05.2022), European Association for the Study of Obesity
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.