Granatapfel: Kann die Frucht bei Krebs helfen?
Dem Granatapfel wird bereits seit Jahrhunderten eine heilende Wirkung zugeschrieben. Inzwischen wurde auch in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt, dass die Frucht unter anderem die Herzgesundheit stärken kann. Kann das Obst aber auch beim Kampf gegen Krebs helfen?
Dem Granatapfel werden schon seit der Antike viele Heilwirkungen zugeschrieben. Auch gegen Krebs soll die Frucht helfen, vor allem gegen Prostatakrebs. Sollten Krebskranke also Granatapfelsaft zu sich nehmen? Mit den bisherigen Studien lässt sich diese Frage nicht beantworten, berichtet der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in einer aktuellen Mitteilung.
Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften
Verschiedene Bestandteile des Granatapfelbaums und der Frucht werden zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Nahrungsergänzungsmittel aus Granatapfel enthalten den konzentrierten oder fermentierten und gefriergetrockneten Saft der Kerne.
Manche Inhaltsstoffe der Frucht haben antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. In den Kernen und dem Saft sind unter anderem verschiedene Polyphenole zu finden, vor allem Anthocyanidine und Tannine.
Ob der Granatapfel gesundheitsfördernd ist, also ob Bestandteile der Frucht etwa das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern oder einen erhöhten Blutdruck senken können, lässt sich laut dem Krebsinformationsdienst derzeit nicht beantworten.
Die bisherigen Studien sind nicht aussagekräftig genug. Und auch hinsichtlich einer möglichen Wirkung gegen Krebs reicht die Datenlage aktuell nicht aus.
Stärkung der Immunabwehr
In Laborstudien haben Granatapfelextrakte das Wachstum von Krebszellen in Zellkulturen und im Tiermodell gehemmt. In verschiedenen Experimenten haben Forschende zum Beispiel eine Hemmung von Zellproliferation, Tumorwachstum oder Metastasierung beobachtet.
Des Weiteren gibt es aus vorklinischen Studien Hinweise darauf, dass Granatapfel den Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) senken könnte.
Die Ergebnisse einer vor kurzem in der Fachzeitschrift „Immunity” veröffentlichten experimentellen Studie deuten darauf hin, dass Urolithin A, ein Stoffwechselprodukt des Granatapfels, eine Anti-Tumor-Wirkung bei Darmkrebs haben könnte.
Im Mausmodell sowie in Zellkultur waren verschiedene Prozesse zu beobachten, die darauf schließen lassen, dass Urolithin A die Immunabwehr stärkt und dadurch das Tumorwachstum bremst.
Ob Urolithin A unterstützend bei der Therapie mit Immun-Checkpoint-Hemmern oder im Rahmen eines adoptiven T-Zell-Transfers eingesetzt werden könnte, muss aber erst noch in klinischen Studien untersucht werden.
Wirkung bei Prostatakrebs untersucht
In klinischen Studien zum Granatapfel wurden bisher vor allem Patienten mit Prostatakrebs untersucht. Dabei wurden meist flüssige oder pulverisierte Granatapfelextrakte eingesetzt. Es gibt aber nur wenige Studien und die meisten sind von geringer Qualität. Zudem kommen die Studien nicht zu einheitlichen Ergebnissen.
Ob Granatapfelprodukte den Anstieg des PSA-Werts bei Männern mit Prostatakrebs verlangsamen können, ist derzeit nicht abschließend geklärt. Zunächst wurde in einer klinischen Studie aus dem Jahr 2006, in der es allerdings keine Kontrollgruppe gab, eine verringerte PSA-Verdopplungszeit unter Granatapfel beobachtet.
Nachfolgende randomisiert-kontrollierte Studien konnten diesen Effekt für reine Granatapfelprodukte jedoch nicht bestätigen: In mehreren Studien wurden keine Unterschiede in den PSA-Werten zwischen Granatapfel- und Placebogruppe festgestellt.
Bei Prostatakrebs können weitere Biomarker relevant sein. In einzelnen Studien wurde über veränderte Biomarker-Werte unter Granatapfel berichtet. Diese Ergebnisse ließen sich jedoch noch nicht in nachfolgenden Studien bestätigen.
So hatte in einer in dem Fachjournal „Prostate“ publizierten Studie aus dem Jahr 2021 mit 30 Prostatakrebspatienten die Einnahme von Granatapfelextrakt keinen Einfluss auf die Plasmaspiegel von IGF-1 und Testosteron und auch nicht auf den PSA-Wert.
Es wurde aber eine verringerte Expression von 8-Hydroxydesoxyguanosin (ein Marker für DNA-Schädigung) und des Androgenrezeptors beobachtet.
Noch keine sicheren Aussagen möglich
Die Kerne des Granatapfels zu essen und seinen Saft zu trinken, gilt generell als unbedenklich. Ob auch der Verzehr von größeren Mengen unbedenklich ist, ist noch nicht geklärt. Dies betrifft auch den Konsum in Form von Nahrungsergänzungsmitteln.
Einige Fachleute raten Personen mit Diabetes zur Vorsicht beim Konsum von Granatapfel, weil die Frucht viel Zucker enthält. Außerdem sind allergische Reaktionen möglich, vor allem bei Menschen, die bereits Allergien gegen andere Pflanzen haben.
Es gibt auch Hinweise auf Wechselwirkungen von Granatapfelsaft mit Warfarin, Metformin und Substraten einiger Cytochrom-P450-Enzyme. Die Hinweise stammen aber zum Teil aus Tierstudien oder Fallberichten und müssen noch in größeren Studien am Menschen untersucht werden. Ein eindeutiger Zusammenhang ist also aktuell nicht belegt.
Das Fazit des Krebsinformationsdienstes: Zum Granatapfel liegen derzeit nicht genügend Daten aus klinischen Studien mit Krebserkrankten vor, um sichere Aussagen treffen zu können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: Granatapfel bei Krebs – Was ist dran?, (Abruf: 06.12.2022), Krebsinformationsdienst
- Dominic Denk, Valentina Petrocelli, Claire Conche, Moritz Drachsler, Paul K. Ziegler, Angela Braun, Alena Kress, Adele M. Nicolas, Kathleen Mohs, Christoph Becker, Markus F. Neurath, Henner F. Farin, Christian J. Buchholz, Pénélope A. Andreux, Chris Rinsch, Florian R. Greten: Expansion of T memory stem cells with superior anti-tumor immunity by Urolithin A-induced mitophagy; in: Immunity, (veröffentlicht: 18.10.2022), Immunity
- David Jarrard, Mikolaj Filon, Wei Huang, Tom Havighurst, Katina DeShong, KyungMann Kim, Badrinath R Konety, Daniel Saltzstein, Hasan Mukhtar, Barbara Wollmer, Chen Suen, Margaret G House, Howard L Parnes, Howard H Bailey: A phase II randomized placebo-controlled trial of pomegranate fruit extract in men with localized prostate cancer undergoing active surveillance; in: Prostate, (veröffentlicht: 23.10.2020), Prostate
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.