Krebsforschung: Immunantwort gibt Hoffnung auf neue Therapien
Der schwarze Hautkrebs, in der Fachsprache als malignes Melanom bezeichnet, gehört zu den tödlichsten Hautkrebs-Arten. Das körpereigene Immunsystem erkennt die Krebszellen zwar, die Immunantwort fällt jedoch oft zu schwach aus, um die Krebszellen zu vernichten. Ein deutsches Forschungsteam berichtet nun von einem neuen Ansatz, der darauf abzielt, die körpereigene Immunantwort zu stärken.
Eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung berichtet in dem Fachmagazin „Journal for ImmunoTherapy of Cancer” von einem neuen Ansatz gegen schwarzen Hautkrebs, bei dem neue Medikamente die Immunantwort gegen Melanom-Zellen verstärken sollen.
Warum Immuntherapien gegen Hautkrebs nicht immer wirken
Im Rahmen von klinischen Studien werden derzeit neue immunmodulierende Medikamente gegen schwarzen Hautkrebs getestet, die lokal in den Tumor beziehungsweise die Metastasen gespritzt werden, um dort die körpereigene Immunantwort gegen die Krebszellen zu fördern.
Melanom-Zellen sind in der Lage, auf solche Ansätze zu reagieren und können sich dahingehend verändern, dass sie zunehmend resistent gegen die Immunantwort des Körpers werden. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der aktuellen Studie fanden nun eine Möglichkeit, mit der auch resistente Krebszellen vom Immunsystem angreifbar werden.
Melanom-Zellen wechseln in einen Ruhezustand
Frühere Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet haben gezeigt, dass die enorme Plastizität der Melanomzellen für deren Anpassungsfähigkeit verantwortlich ist. Die Krebszellen können in eine Art Ruhephase wechseln. In diesem Zustand entziehen sie sich den Angriffen des Immunsystems.
Insbesondere medikamentöse Therapien zur Förderung der Immunantwort regen Melanom-Zellen dazu an, in einen solchen Ruhezustand überzuwechseln. In diesem Zustand werden die Krebszellen als Persister-Zellen bezeichnet.
Neue Medikamente sollen Persister-Zellen angreifbar machen
In der aktuellen Studie konnte die Arbeitsgruppe erstmals zeigen, dass das Immunsystem auch in der Lage ist, solche Persister-Zellen zu erkennen und anzugreifen, was Hoffnung auf neue Krebstherapien mit immunmodulierenden Medikamenten macht.
Experimentelles Medikament gegen schwarzen Hautkrebs
Im Rahmen der aktuellen Studie haben die Forschenden Tumorzellen aus Metastasen von Melanomen mit einem neuen immunmodulatorischen Medikament behandelt, welches als RIG-I Agonist bezeichnet wird.
Im Anschluss überprüfte das Team die Auswirkungen auf das Überleben, den Phänotyp und die Differenzierung der Melanomzellen im Detail.
Ergebnisse der Forschungsarbeit
„Wir konnten zeigen, dass die Melanomzellen während dieser Behandlung aus dem aktiven Wachstum in einen de-differenzierten Ruhezustand wechselten“, erklärt Professorin Dr. Annette Paschen aus dem Studienteam.
„Die ruhenden Persister-Zellen konnten aber trotzdem von Tumor-infiltrierenden Lymphozyten erkannt werden”, so die Wissenschaftlerin.
Neue Hoffnung auf verbesserte Immuntherapie
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass „diese Art der immunmodulierenden Medikamente ein sinnvoller Therapieansatz bei der Behandlung von fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs sein können“, resümieren die Autorinnen und Autoren der Studie. Die Wirksamkeit müsse nun noch durch die laufenden klinischen Studien bestätigt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Essen: Melanomforschung: Immunantwort trotz Ruhezustand (veröffentlicht: 13.07.2022), idw-online.de
- Thier B, Zhao F, Stupia S, et al. Innate immune receptor signaling induces transient melanoma dedifferentiation while preserving immunogenicity; in: Journal for ImmunoTherapy of Cancer (2022), doi: 10.1136/jitc-2021-003863., jitc.bmj.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.