Elektrizität zur Behandlung von Krebs
Elektrizität ist einer der Eckpfeiler der heutigen Gesellschaft. Von Lichtquellen über Haushaltsgeräte bis hin zu Computern ist Strom unabdingbar – aber auch menschliche Zellen nutzen elektrische Signale. Eine neue Studie zeigt nun, dass Elektrizität zur Behandlung bestimmter Krebs-Arten eingesetzt werden kann.
Forschende der University of Cincinnati in Ohio (USA) haben im Rahmen einer aktuellen Studie untersucht, wie Strom zur Behandlung von Krebs genutzt werden kann. Dazu werden elektrische Felder gezielt auf einen Tumor ausgerichtet, um so die Zellteilung der Krebszellen zu stören.
Elektrizität gehört zur Biologie des Menschen
Menschliche Zellen nutzen Elektrizität unter anderem, um zelluläre Strukturen auszurichten. Eine der wichtigsten Strukturen ist die sogenannte mitotische Spindel. Sie sorgt dafür, dass bei jeder Zellteilung das Erbgut gleichmäßig auf die beiden entstehenden Tochterzellen verteilt wird.
Elektrische Felder können Krebswachstum stören
Fehler bei diesem Prozess stehen mit der Entstehung von Krebs in Verbindung. Wie die Arbeitsgruppe der University of Cincinnati nun herausfand, können elektrische Wechselfelder, die auf einen Tumor gerichtet werden, die Krebszellen an der Teilung hindern und so das Wachstum stören.
Besonderes Potenzial bei Glioblastomen
Laut dem Forschungsteam haben elektrische Felder das Potenzial bei einer ganzen Reihe von Krebsarten zu wirken. Besonderes Potenzial sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch bei der Behandlung von aggressiven Hirnkrebs-Formen, den sogenannten Glioblastomen.
Elektroden-Kappe zur Behandlung von Hirntumoren
Die Behandlung kann über speziell ausgerichtete Elektroden (Arrays) erfolgen, die an einer Art Kappe angebracht sind, die auf dem Kopf getragen wird. „Diese Arrays richten die elektrischen Felder auf den Bereich des Hirntumors“, erklärt Forschungsleiter und Radioonkologe Kyle Wang.
Bessere Überlebensrate bei aggressivem Krebs
Die Forschenden haben belegt, dass Betroffene die Krankheit besser überleben, wenn die sogenannten Optune-Geräte früh eingesetzt wurden. Laut Wang gibt es bislang keine festen Anforderungen, wie lange die Geräte benutzt werden sollten.
Im Allgemeinen raten die Forschenden dazu, die Optune-Gerät über mindestens 18 Stunden pro Tag zu tragen. Denn die Ergebnisse waren besser, je länger das Gerät getragen wurde.
In Amerika bereits zugelassen
In Amerika wurden die Optune-Geräte bereits von der Food and Drug Administration (FDA) zur Behandlung von Glioblastomen zugelassen. In der Regel erfolgt der Einsatz aber erst zwei bis drei Monate nach einer Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie.
Das Team um Wang hat nun dokumentiert, dass die Überlebensrate der Betroffenen verbessert werden kann, wenn die Geräte früher und konsequenter eingesetzt werden. Bei Beginn einer Chemotherapie oder Bestrahlung sollte gleichzeitig die Behandlung mit dem Optune-Gerät beginnen. Das wäre zwei bis drei Monate früher, als in der derzeitigen Standardbehandlung.
Eine bedeutende Entdeckung
„Es ist schon lange her, dass etwas erfunden wurde, das bei dieser Art von Krankheit funktioniert“, betont Wang. Ihm zufolge sind die Optune-Geräte „eine der bedeutendsten Entdeckungen für das Glioblastom seit Jahrzehnten“. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
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Wichtiger Hinweis:
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