Durchbruch: Neue Erkenntnisse über die Entstehung von Krebs
Ein deutsches Forschungsteam aus Würzburg berichtet über einen Durchbruch in der Krebs-Forschung. Die Arbeitsgruppe entdeckte eine Gruppe von Proteinen, die eine zentrale Rolle bei nahezu allen Krebserkrankungen spielen sollen. Die sogenannten MYC-Proteine könnten neue Türen in der Erforschung und Behandlung von Krebs öffnen.
Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg fanden heraus, dass spezielle Hohlkugeln aus MYC-Proteinen das unkontrollierte Wachstum und den veränderten Stoffwechsel von Tumorzellen antreiben. Zudem helfen die Proteine den Tumoren dabei, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature“ präsentiert.
Ein „game changer“ für die Krebsforschung
Es ist eine Entdeckung, die weitreichende Folgen auf die Behandlung und Erforschung von Krebs haben könnte: Spezielle Proteine in Krebszellen bilden eine hohle Kugel, die sich um bestimmte Stellen im Erbgut von Krebszellen anlagert, um diese zu schützen. Fällt dieser Schutzschild weg, stirb die Krebszelle ab. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen von einem „game changer“ für die Krebsforschung.
Unter Stress bilden MYC-Proteine schützende Kugeln
Im Fokus der Arbeit stehen sogenannte MYC-Gene und ihre Proteine. Wie das Team um Martin Eilers und Elmar Wolf vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg nachweisen konnte, lagern sich MYC-Proteine im Zellkern auf dramatische Weise um, wenn sie Stress-Bedingungen ausgesetzt sind, wie sie in wachsenden Tumoren vorherrschen.
Tausende solcher Proteine schießen sich dann zu hohlen Kugeln zusammen, um bestimmte sensible Stellen im Erbgut zu schützen. Dabei werden genau die Stellen geschützt, an denen zwei Typen von Enzymen kollidieren können. Bei den beiden Enzymen handelt es sich zum einen um diejenigen, die DNA ablesen und andererseits um Enzyme, die DNA verdoppeln.
Hohlkugeln verhindern einen „Crash“ der Enzyme
Wie die Arbeitsgruppe erklärt, kann man sich die Enzyme wie zwei Schnellzüge vorstellen, die nur auf einem Gleis unterwegs sind. Sinngemäß ist dieses Gleis die DNA. Unter Stressbedingungen verhindern die Protein-Hohlkugeln somit, dass diese beiden „Züge“ aufeinanderprallen, was zu vielfältigen Brüchen der DNA und letztlich zum Tod der Zelle führen würde.
Ein vielversprechendes neues Angriffsziel bei Krebszellen
„Diese Beobachtungen revolutionieren unser Verständnis, wieso MYC-Proteine so entscheidend für das Wachstum von Tumorzellen sind“, bestätigt Forschungsleiter Professor Dr. Eilers. Zudem bieten die Kugeln ein vielversprechendes neues Angriffsziel. Zum einen könnte über Wirkstoffe die Bildung solcher Kugeln verhindert und zum anderen könnten solche Hohlkugeln zerstört werden.
Suche nach Wirkstoffen hat bereits begonnen
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bereits mithilfe von Investoren eine neue Firma gegründet, um nach Wirkstoffen zu suchen, die in die neu entdeckten Funktionen der MYC-Proteine eingreifen können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Proteinkugeln schützen das Genom von Krebszellen (veröffentlicht: 23.11.2022), uni-wuerzburg.de
- Martin Eilers, Elmar Wolf: Multimerization of MYC shields stalled replication forks from RNA polymerase; in: Nature, (2022) DOI: 10.1038/s41586-022-05469-4, nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.