Ein neuer Ansatz zur Krebsbekämpfung
Nach Herzkrankheiten sorgt Krebs für die meisten Todesfälle in Deutschland. Fast eine Viertelmillionen Menschen sterben jährlich daran. Das gefährlichste an bösartigen Tumorerkrankungen ist die Fähigkeit, weitere Tochtergeschwülste zu bilden – die Metastasen. Ein deutsches Forschungsteam hat nun entschlüsselt, was Tumorzellen veranlasst, solche Metastasen zu bilden und wie sich dieser Prozess unterdrücken lässt. Dadurch soll das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt oder sogar verhindert werden und die Überlebens- sowie Heilungschancen sollen steigen.
Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg testen zur Zeit eine neue Antikörper-Therapie gegen Krebs, die eine Bildung von Metastasen verhindern soll. Schlüsselrollen spielen hierbei bestimmte Signalmoleküle, die Tumore ins Blut aussenden, um neue Tochtergeschwülste zu bilden. Das Forschungsteam fand einen Antikörper, der diese Aussendung unterdrückt und so die Metastasenbildung verhindern soll.
Wenn der Krebs auf Wanderschaft geht
In aktuellen Forschungsarbeiten haben die heidelberger Forschenden um Professor Dr. Andreas Fischer herausgefunden, wie es Krebszellen gelingt, auf Wanderschaft zu gehen. „In bisherigen Versuchen konnten wir zeigen, dass Tumorzellen immer dann verstärkt in die Blutbahn übertreten, wenn bestimmte Signalmoleküle in Blutgefäßzellen aktiviert werden“, berichtet der Professor in einer Pressemitteilung der Deutschen Krebshilfe, die die Forschung mit 251.000 Euro unterstützt.
Der Krebs verbreitet sich durch ein ausgeklügeltes System
Das Wissenschaftsteam zeigte, wie Tumorzellen bestimmte Signalmoleküle namens Notch1 aussenden. Diese sorgen im Körper für eine Kettenreaktion, die in der Medizin als „Notch-Signalkaskade“ bezeichnet wird:
- Zunächst wirken die Moleküle auf die Blutgefäße.
- Die Signale programmieren Zellen in der Gefäßwand so um, dass sie durchlässiger für Krebszellen werden.
- Dies ermöglicht den Tumorzellen den Übertritt in die Blutbahn und anschließend den Wechsel in andere Gewebe und Organe.
- Die umprogrammierten Blutgefäßwandzellen stoßen außerdem infolge der Umprogrammierung andere Botenstoffe aus.
- Diese locken Immunzellen zum Tumor, die das Krebswachstum verstärken – „eine fatale Reaktionskette“, so die Forschenden.
Neue Therapie soll diese Signalkette unterdrücken
„Je stärker das Signalmolekül Notch1 in den Gefäßwänden des Tumors aktiviert wird, desto mehr Krebszellen gelangen ins Blut und desto mehr Metastasen können entstehen“, fassen die Forschenden zusammen. Dies soll nun durch eine neue Therapie verhindert werden. In Versuchen gelang es dem Forschungsteam die schädlichen Signale der Krebszellen mit einem Antikörper zu blockieren. Im Labor zeigte sich, dass sich dadurch deutlich weniger Tumorzellen in anderen Organen ansiedeln. „In weiteren Studien wollen wir die Wirkung dieser Antikörper genauer untersuchen, damit möglichst bald auch Patienten von diesem neuen Ansatz profitieren können“, erklärt Professor Fischer.
Antikörper-Therapie soll auch fortgeschrittene Krebsleiden heilbar machen
„Insbesondere bei fortgeschrittenen Krankheitsverläufen steht die Krebsmedizin immer noch vor großen Herausforderungen“, ergänzt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Die Antikörper-Therapie bietet einen völlig neuen Ansatz, um die Ausbreitung der Tumore zu verhindern. Dabei werden künstlich hergestellten Eiweißmoleküle eingesetzt, die Krebszellen erkennen können und sich an diese anheften. Die Zellen sind folglich markiert und können vom Immunsystem leichter gefunden und zerstört werden. Außerdem blockieren sie die Bindungsstelle für andere Botenstoffe und verhindern so die Kommunikation der Krebszellen untereinander. Eine Metastasenbildung soll so stark verlangsamt oder sogar verhindert werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.