Neuer Ansatz zur Behandlung von Knochenkrebs
Eine neue Strategie scheint eine verbesserte Behandlung von Knochenkrebs zu ermöglichen. Dabei gibt ein sogenanntes Antikörperkonjugat Arzneimittel gezielt an Knochentumore ab und hemmt die Metastasierung bei dieser normalerweise nur schwer zu behandelnden Krebsart.
Die neue Behandlungsstrategie führt zu einer verstärkten Hemmung von Knochenmetastasen und sekundären Multiorganmetastasen, welche aus Knochenläsionen entstehen, so das Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der Rice University und des Baylor College of Medicine. Die Open-Access-Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Science Advances“ publiziert.
Antikörper und therapeutische Moleküle verbinden
Die neue Untersuchung zeigt, wie sogenannte pClick-Technologie verwendet werden kann, um Antikörper und therapeutische Moleküle, welche auf Knochen abzielen, miteinander zu verbinden, berichten die Forschenden. Mit der Hilfe eines im Labor entwickelten Antikörperkonjugats mit der Bezeichnung BonTarg können Medikamente an Knochentumore abgegeben werden, was auch die Metastasierung hemme.
Mehr Antikörper am Tumor
Die Fachleute verwendeten in ihren Experimenten pClick, um ein Molekül (Alendronat) zur Behandlung von Osteoporose mit dem gegen HER2 gerichteten Antikörper Trastuzumab zu kombinieren, welcher zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird. Dies erhöhte deutlich die Konzentration des Antikörpers an den Tumorstellen, so das Team. Die Forschenden berichten weiter, dass die Kombination zusätzlich auch die sekundäre Metastasierung von befallenen Organen hemmte, welche von Knochentumoren besiedelt waren.
Knochenkrebs nur schwer zu behandeln
„Knochenkrebs ist wirklich herausfordernd zu behandeln, und klinische Studien zu verschiedenen Behandlungen waren enttäuschend für Menschen mit Knochenmetastasen. Wir glauben, unsere Strategie ist ein echter game changer“, erläutert Studienautor Han Xiao von der Rice University.
Was macht eine Behandlung von Knochenkrebs so schwierig?
„Erste wirksame Konzentrationen von Medikamenten zu Knochen-Tumoren zu bringen, war eine Herausforderung, weil Knochen hart sind, ihre Netzwerke von Blutgefäßen sind begrenzt und Medikamente neigen dazu, sich am benachbarten gesunden Gewebe festzusetzen“, fügt Studienautor Xiang Zhang vom Baylor College of Medicine hinzu.
Osteoporosemedikament zur Behandlung von Krebs?
Die neue Strategie verwendet sogenannte Bisphosphonate, eine Klasse von Medikamenten, welche typischerweise zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt wird. Bisphosphonate haben eine hohe Bindungsaffinität zu Hydroxylapatit, dem Hauptbestandteil des harten Knochens, und helfen, physikalische und biologische Barrieren in der Mikroumgebung des Knochens zu überwinden, berichtet das Team.
Weitere Vorteile von Bisphosphonaten
Diese Bisphosphonate seien auch für die Bindung mit Medikamenten durch pClick geeignet, um sich an spezifische Stellen auf Antikörpern zu heften, ohne dass diese mit schädlichen Chemikalien, Enzymen oder ultraviolettem Licht nachbearbeitet werden müssen, erklären die Forschenden.
Das Ergebnis sei ein Molekül, welches Knochentumore aufspürt und an Ort und Stelle bleibt, so dass das Medikament Zeit hat, vorhandene Tumorzellen abzutöten. Es helfe, dass Bisphosphonat-Moleküle saure Stellen wie Knochentumore bevorzugen, so dass die Medikamentenkonzentration dort höher ist als im umgebenden gesunden Gewebe.
Häufig Metastasen in Knochen durch Brustkrebs
Die Fachleute wählten bei ihrer Untersuchung Brustkrebsmedikamente, weil sich zwar viele betroffene Personen von der Krankheit erholen, aber 20 bis 40 Prozent der Überlebenden von Brustkrebs schließlich Metastasen in entfernten Organen erleiden. Bei etwa 70 Prozent dieser Fälle traten Metastasen in den Knochen auf, was zu einer deutlich erhöhten Sterblichkeit beitrug, erläutert das Team.
Schwächen bisheriger Behandlungen
Während Chemotherapie, Hormon- und Strahlentherapie zur Behandlung von Frauen mit Knochenmetastasen dazu beitragen können, dass Brustkrebs schrumpft oder Knochenmetastasen verlangsamt werden, beseitigen in der Regel aber nicht die Metastasen, berichtet Xiao.
Krebszellen wachsen gut in Knochen
„Knochen ist eine Art fruchtbarer Boden für Krebszellen. Wenn eine Krebszelle ihn erreicht, dann hat sie eine wirklich gute Chance zu wachsen und weiter zu wandern, zum Beispiel in das Gehirn, das Herz, die Leber oder in andere Gewebe. Das ist eine wirklich schlimme Situation für Betroffene“, erläutert der Experte in einer Pressemitteilung.
Neuer Ansatz auch für Prostatakrebs?
Xiao plant, den neuen Wirkstoff zukünftig in einer klinischen Studie weiter zu untersuchen. Der Experte sieht darin auch Potenzial für maßgeschneiderte Konjugate zur Behandlung anderer Tumore, welche zur Metastasierung neigen, einschließlich Prostatakrebs. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zeru Tian, Ling Wu, Chenfei Yu, Yuda Chen, Zhan Xu et al.: Harnessing the power of antibodies to fight bone metastasis, in Science Advances (veröffentlicht 23.06.2021), Science Advances
- Rice University: Drug doubles down on bone cancer, metastasis (veröffentlicht 23.06.2021), Rice University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.