Krebs: Neues Medikament zugelassen
Die Krebsforschung arbeitet weltweit intensiv daran, Erkenntnisse der Grundlagenforschung zur Entstehung und zum Wachstum von Tumoren zügig für die Entwicklung neuer Medikamente zu nutzen. In den USA wurde nun ein neuer Wirkstoff gegen Krebs zugelassen. Dieser verbessert die Überlebenschancen erheblich.
Die US-amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat vor wenigen Tagen einem Medikament gegen metastasierten Prostatakrebs die Zulassung erteilt. Dieser Wirkstoff verbessert die Überlebenschancen der Betroffenen erheblich.
Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, basiert das Medikament Lutetium-177 PSMA-617 auf einem Gemeinschaftspatent des DKFZ und der Universität Heidelberg.
Der Wirkstoff wurde in den USA zugelassen für die Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs, der das Oberflächenmolekül PSMA (prostataspezifisches Membran-Antigen) trägt. Den Angaben zufolge ist die Zulassung des von Novartis vertriebenen Medikaments beschränkt auf Patienten, die zuvor bereits eine Chemotherapie erhalten hatten und die nicht auf Hormonentzug ansprechen.
Das Mittel war in jahrelanger interdisziplinärer translationaler Forschung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am DKFZ, der Universität Heidelberg und dem Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt worden.
Gesamtsterblichkeit um 38 Prozent reduziert
In der Zulassungsstudie (VISION III), die an mehreren Kliniken in den USA durchgeführt wurde, reduzierte Lutetium-177 PSMA-617 in Kombination mit einer Standardtherapie die Gesamtsterblichkeit im Beobachtungszeitraum der Studie um 38 Prozent und das Fortschreiten der Erkrankung bei 60 Prozent der Probanden.
„Die FDA-Zulassung ist eine große Chance für die betroffenen Männer und ein großer Erfolg für das DKFZ: Unsere Mission ist es, mit exzellenter Grundlagenforschung Wissen und Lösungen für die klinische Praxis zu liefern“, so DKFZ-Vorstand Michael Baumann.
„Mit der Erfindung von Lutetium-177 PSMA-617 ist unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein herausragendes Beispiel für diesen Transfer gelungen.“
Der Experte betont, dass jetzt weltweit Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, die sonst kaum noch aussichtsreiche Behandlungsoptionen haben, von dem neuen Medikament profitieren können.
Laut der Mitteilung laufen derzeit bereits weitere klinische Studien, die prüfen, ob Lutetium-177 PSMA-617 auch Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, die zuvor noch keine Chemotherapie erhalten haben, einen Überlebensvorteil bringt. Das Medikament wird in Kürze voraussichtlich auch in Europa zugelassen.
Häufigste Krebserkrankung bei Männern
Prostatakrebs ist mit 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland.
Wenn der Tumor bei der Diagnose noch auf die Prostata beschränkt ist, liegt die Wahrscheinlichkeit, die ersten fünf Jahre nach der Diagnose zu überleben, nahezu bei 100 Prozent, bei metastasierten Tumoren dagegen nur bei 30 Prozent.
Wie das DKFZ erklärt, handelt es sich bei Lutetium-177 PSMA-617 um einen mit radioaktivem Lutetium-177 gekoppelten Liganden, der an das Prostata-spezifische Membranantigen, kurz PSMA, passgenau andocken kann.
Die Mehrzahl aller Prostatakrebszellen trägt das Glykoprotein PSMA auf ihrer Zellmembran, im übrigen Körper kommt es hingegen kaum vor. Die Krebszellen nehmen den Wirkstoff ins Zellinnere auf, so dass er sich in den Tumoren anreichert und von innen heraus seine tödliche Strahlendosis abgibt, was die Wirkung der Behandlung besonders präzise und zielgenau macht.
Lutetium-177 PSMA-617 wurde unter der Federführung des DKFZ 2014 zunächst zur weiteren Entwicklung und Vermarktung exklusiv an die ABX GmbH in Radeberg auslizenziert. 2017 erwarb die US-amerikanische Endocyte Inc. die Lizenzrechte von ABX und im Jahr 2018 wurde Endocyte von Novartis übernommen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Krebsforschungszentrum: FDA-Zulassung für Therapeutikum gegen metastasierten Prostatakrebs, (Abruf: 02.04.2022), Deutsches Krebsforschungszentrum
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.