Durchbruch im Kampf gegen bislang schwer therapierbaren Krebs
Forschende haben ein neues Molekül synthetisiert, das ein breites Spektrum an Krebszellen abtötet. Dafür nutzt das Molekül eine Schwachstelle in Zellen, welche zuvor von anderen Medikamenten nicht erreicht werden konnten.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Texas at Dallas wurde eine neue Möglichkeit zur Behandlung von soliden Tumoren identifiziert, bei der eine kleines Moleküle mit der Bezeichnung ERX-41 den Tod von Tumorzellen auslöst. Die Ergebnisse wurden in derFachzeitschrift „Nature Cancer“ publiziert.
Aufbau der Untersuchung
Die Untersuchung umfasste isolierte Zellen in menschlichem Krebsgewebe. Zusätzlich wurden auch die Auswirkungen auf menschlichen Krebs analysiert, welcher in Mäusen gezüchtet wurde, berichtet das Team.
Auswirkungen von ERX-41 auf Brustkrebs
In der Forschungsarbeit wurde die neuartige synthetisierte Verbindung ERX-41 auf ihre Wirkung gegen Brustkrebszellen untersucht, und zwar sowohl gegen solche, die Östrogenrezeptoren (ERs) enthalten, als auch gegen solche ohne Östrogenrezeptoren.
Dreifach negativer Brustkrebs nur schwer zu behandeln
Während für Patientinnen mit ER-positivem Brustkrebs wirksame Behandlungen zur Verfügung stehen, gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten für Frauen mit dreifach negativem Brustkrebs (TNBC), denen Rezeptoren für Östrogen, Progesteron und den humanen epidermalen Wachstumsfaktor 2 fehlen, erläutern die Forschenden.
Dreifach negativer Brustkrebs betreffe überwiegend Frauen im Alter unter 40 Jahren und sie mit schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden, als es bei anderen Arten von Brustkrebs der Fall ist.
ERX-41 tötet nur Tumorzellen ab
„Die ERX-41-Verbindung tötete keine gesunden Zellen, sondern vernichtete Tumorzellen, unabhängig davon, ob die Krebszellen Östrogenrezeptoren hatten. Tatsächlich tötete es die dreifach-negativen Brustkrebszellen besser als die ER-positiven Zellen“, erläutert Studienautor Dr. Jung-Mo Ahn von der University of Texas at Dallas in einer Pressemitteilung.
„Das war für uns rätselhaft. Wir wussten, dass es auf etwas anderes als die Östrogenrezeptoren in den TNBC-Zellen abzielen musste, aber wir wussten nicht, was das war“, fügt der Mediziner hinzu.
ERX-41 bindet sich an LIPA
Die Fachleute stellten schließlich fest, dass sich ERX-41 an ein zelluläres Protein mit der Bezeichnung lysosomal acid lipase A (LIPA) bindet. LIPA befindet sich in einer Zellstruktur, welche als endoplasmatisches Retikulum bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine sogenannten Organelle, die Proteine verarbeitet und faltet.
Krebszellen produzieren viel LIPA
„Damit eine Tumorzelle schnell wachsen kann, muss sie viele Proteine produzieren, und das bedeutet Stress für das endoplasmatische Retikulum. Krebszellen produzieren deutlich zu viel LIPA, viel mehr als gesunde Zellen“, berichtet Dr. Ahn.
Durch die Bindung an LIPA blockiere ERX-41 die Proteinverarbeitung im endoplasmatischen Retikulum, welches dadurch aufgebläht werde. Dies führe zum Zelltod.
„Dreifach negativer Brustkrebs ist besonders heimtückisch – er befällt Frauen in jüngeren Jahren, er ist aggressiv, und er ist behandlungsresistent. Ich bin wirklich froh, dass wir etwas entdeckt haben, das das Potenzial hat, für diese Patientinnen einen bedeutenden Unterschied zu machen“, erläutert Dr. Ahn.
Wirkstoff ließ Krebstumore schrumpfen und tötete Krebszellen
Der Wirkstoff wurde erfolgreich an Mäusen getestet, die menschliche Formen von Krebstumoren in sich trugen. Durch eine Verfütterung des Wirkstoff wurden die vorhandenen Tumore kleiner. Zudem wurden gesunden Mäusen keine nachteiligen Auswirkungen des Wirkstoffs festgestellt.
Darüber hinaus erwies sich das Molekül laut dem Team auch als wirksam bei der Abtötung von Krebszellen in menschlichem Gewebe und die Forschenden fanden zudem heraus, dass ERX-41 auch gegen andere Krebsarten mit erhöhtem Stress des endoplasmatischen Retikulums wirksam ist.
Dies umfasse auch schwer zu behandelnde Krebsarten der Bauchspeicheldrüse und der Eierstöcke und sogar das Glioblastom, den aggressivsten und tödlichsten primären Hirntumor, berichtet das Team. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Xihui Liu, Suryavathi Viswanadhapalli, Shourya Kumar, Tae-Kyung Lee, Andrew Moore, et al.: Targeting LIPA independent of its lipase activity is a therapeutic strategy in solid tumors via induction of endoplasmic reticulum stress; in: Nature Cancer (veröffentlicht 02.06.2022), Nature Cancer
- University of Texas at Dallas: Scientists Discover New Molecule That Kills Hard-To-Treat Cancers (veröffentlicht 09.06.2022), University of Texas at Dallas
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.