Mehr Krebs-Fälle in Europa prognostiziert
Ohne geeignete Gegenmaßnahmen und Prävention wird die Prävalenz von Krebs in Europa bis zum Jahr 2040 um über 20 Prozent ansteigen, prognostiziert die ESMO als führende Fachgesellschaft für medizinische Onkologie. Jährlich würden dann 3,4 Millionen Menschen in Europa neu an Krebs erkranken. Bei den Krebs-Todesfällen wird sogar mit einem Plus von über 30 Prozent gerechnet. Statt 1,3 Millionen Krebs-Betroffene würden dann 1,7 Millionen Menschen in Europa jährlich an Krebs sterben.
Auf dem ESMO Kongress 2021 wurden die jüngsten Schätzungen der Krebsbelastung in den EU- und EFTA-Ländern zusammengetragen. Zudem wurden die neusten Bevölkerungsprognosen für die kommenden Jahrzehnte vorgestellt. Laut den Prognosen wird die Zahl der Krebsneuerkrankungen bis zum Jahr 2040 um mehr als ein Fünftel (21 Prozent) auf 3,4 Millionen Fälle pro Jahr ansteigen, während sich die Zahl der Krebstodesfälle auf 1,7 Millionen erhöht, gegenüber 1,3 Millionen Krebsopfern im Jahr 2020.
Krebslast in Europa wird wahrscheinlich ansteigen
„Wir haben untersucht, wie sich demografische Veränderungen in Bezug auf Fruchtbarkeit, Sterblichkeit und Migration auf die Alterspyramide der Bevölkerung im Laufe der Zeit auswirken würden und wie sich dies wiederum auf die Zahl der künftigen Krebsfälle im Jahr 2040 auswirken würde“, erläutert Studienautorin Dr. Manola Bettio von der Europäischen Kommission.
„Die von uns erzielten Ergebnisse ermöglichen internationale Vergleiche, die Unterschiede hervorheben und mögliche Maßnahmen zur Verringerung von Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Ländern aufzeigen“, betont Dr. Bettio.
Prävention ist der beste Schutz vor Krebs
Der erste und einfachste Weg, die künftige Krebsbelastung in Europa zu verringern, sei die Prävention. Laut der Krebsexpertin könnten bis zu 40 Prozent der Krebserkrankungen verhindert werden, indem die Bevölkerung die Risiken für die Entstehung von Krebs reduziert. Hierzu zählen vor allem Umwelt- sowie Lebensstil-Faktoren.
Krebs in Deutschland
Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten leben rund 4,65 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Krebsdiagnose. Das seien mehr Menschen als je zuvor. In Industrieländern stellen Menschen mit Krebs heute etwa fünf Prozent der Bevölkerung.
Krebsforschung kommt wieder „in Schwung“
Auf dem Kongress zeichneten sich aber auch positive Entwicklungen ab. So gab es eine ganze Reihe von „bahnbrechenden Studien“ zu Brust-, Gebärmutterhals-, Melanom-, Prostata-, Kolorektal-, Speiseröhren-, Lungen- und endokrinen Krebs. Laut ESMO-Pressesprecher Dr. Antonio Passaro ist dies ein klarer Beweis dafür, dass die onkologische Forschung nach dem Ausbruch des Coronavirus wieder in Schwung gekommen ist. „Die Pandemie hatte bemerkenswerte Auswirkungen auf die Menschen und die Gesundheitssysteme, aber auch auf die Krebsforschung“, so Dr. Passaro.
Fortschritte in der Krebsforschung
„Viele der in diesem Jahr vorgestellten Studien werden unsere aktuelle klinische Praxis verändern oder beeinflussen“, fügt Professor Pasi Jänne hinzu. Er ist der wissenschaftliche Co-Vorsitzende des ESMO Kongresses 2021. Neue gezielte Therapien sollen darauf abzielen, die richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt für den richtigen Patienten anzubieten, um die Ergebnisse für die Betroffenen zu verbessern. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- ESMO: ONCOLOGY RESEARCH REBOUNDS FROM PANDEMIC LOW, BUT SHOWS CANCER PATIENTS NEED SPECIAL ATTENTION AFTER COVID-19 RECOVERY [ESMO CONGRESS 2021 PRESS RELEASE] (veröffentlicht: 10.09.2021), esmo.org
- Zentrum für Krebsregisterdaten: Etwa 4.65 Mio Menschen in Deutschland leben mit einer Krebsdiagnose (Stand: 06.07.2021), krebsdaten.de
- Deutsches Ärzteblatt: Krebs in Europa: Zahl der Neudiagnosen wird bis 2040 auf 3,4 Millionen ansteigen (veröffentlicht: 20.09.2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.