Darmkrebs durch Salmonellen
In Salmonellen vorkommende bakterielle Effektoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs. Zusätzlich scheinen Salmonellen auch mit Epithel- und Immunzellen zu interagieren, was letztendlich die Immunreaktion beeinträchtigt und das Fortschreiten von Darmkrebs fördert.
In einer Übersichtsarbeit von Dr. Jun Sun von der University of Illinois at Chicago wurde an Salmonellen untersucht, wie sie chronische Infektionen auslösen und letztendlich die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen.
Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Chinese Medical Journal“ publiziert.
Ungleichgewicht intestinaler Mikrobiota begünstigt Krebs
Die Diversität der sogenannten intestinalen Mikrobiota, also die Gesamtheit der Mikroorganismen, welche den Verdauungstrakt besiedeln, spielt eine wichtige Rolle für die kolorektale und allgemeine Gesundheit. Gerät diese Mikroumgebung ins Ungleichgewicht, kann das zu chronischen Infektionen und sogar zu Krebs führen, so die Expertin.
Verbesserte Behandlung und Prävention von Darmkrebs
„Ein besseres Verständnis des Darmmikrobioms und der Krankheitserreger könnte zu neuen Ansätzen für die Prävention und Behandlung von Darmkrebs führen, indem chronische Infektionen und Entzündungen gehemmt werden“, berichtet Dr. Jun Sun von der University of Illinois at Chicago in einer Pressemitteilung.
Rolle der Darmbakterien bei Darmkrebs
Die Entstehung von Darmkrebs wird laut Dr. Sun mit einer abnormen Aktivität von Darmbakterien und Infektionen in Verbindung gebracht. Da das intestinale Mikrobiom aber sehr komplex ist, sei es schwierig zu bestimmen, welche Bakterientypen die Entstehung von Darmkrebs auf welche Weise fördern.
Sogenannte pathogene Bakterien greifen die Physiologie des Wirts an, indem sie mit Wirtszellen und anderen Darmmikroben interagieren. Dies geschieht entweder physikalisch oder auf chemischem Weg, durch die Freisetzung bakterieller Proteine und Stoffwechselprodukte.
Die darauf entstehenden Wechselwirkungen können dann zu gestörten Immunreaktionen, chronischen Darminfektionen, Entzündungen, DNA-Schäden und schließlich zur Karzinogenese führen, so die Medizinerin.
Auswirkungen von Salmonelleninfektion
Die möglichen Auswirkungen von Salmonelleninfektionen können unterschiedlich ausfallen und teilweise stark variieren. Sie reichen laut Dr. Sun von einer leichten Gastroenteritis bis hin zu einer chronischen Reizdarmerkrankung, welche als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs bekannt ist.
Darmkrebs durch chronische Reizdarmerkrankung
Wenn Menschen an einer chronischen Reizdarmerkrankung oder einer früheren Salmonelleninfektion leiden, erhöhe dies die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung an Darmkrebs. Wenn bereits genetische Anfälligkeiten, Zellsignaldefekte oder Mutationen vorlagen, erhöhe sich das Risiko noch stäker.
Rolle von AvrA bei Entzündungen
Die Expertin fand heraus, dass Bakterieninfektionen auch die Immunantwort des Wirts beeinträchtigen können. Dafür steuern sie Entzündungen und verändern wichtige Signalwege. Sogenannte bakterielle Effektoren, wie das in Salmonellen vorkommende AvrA, fördern oder unterdrücken Entzündungen.
So schaffen sie ein vorteilhaftes Umfeld für das Überleben der Bakterien, wodurch chronische Infektion aufrechterhalten werden.
Darmkrebstumore durch AvrA+ Salmonellen
Es gibt laut Dr. Sun Untersuchungen, welche drauf hindeuten, dass bei Mäusen, welche mit AvrA+ Salmonellen infiziert sind, vermehrt Darmkrebstumore auftreten, verglichen mit nicht infizierten Mäusen.
Zusätzlich gibt es noch klinische Daten, welche auf das Vorhandensein von bakteriellem AvrA in der Darmschleimhaut von Menschen mit Darmkrebs hinweisen, verglichen mit Personen, die nicht an Krebs erkrankt waren, fügt die Expertin hinzu.
Veränderung des Chromosomenmaterials
In ähnlicher Weise interagieren Salmonellen mit Epithel- und Immunzellen des Wirts, um die Zellsignalisierung zu regulieren und das Chromosomenmaterial zu verändern. Dies hat zur Folge, dass die Immunreaktion des Wirts beeinträchtigt und das Fortschreiten von Darmkrebs gefördert wird.
Außerdem verändern diese bakteriellen Aktivitäten die Mikroumgebung des Darms massiv, wodurch die Entstehung von Tumoren begünstigt wird, berichtet die Medizinerin.
Zwar habe sich das Verständnis der oben genannten Mechanismen verbessert, trotzdem fehlen noch Daten von Untersuchungen an Menschen, um den genauen Zusammenhang zwischen bakteriellen Infektionen und der Entwicklung von Darmkrebs zu bestätigen.
„Wir erhoffen uns neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet, die dazu beitragen können, die Steuerung der Tumorentstehung durch Darmbakterien zu veranschaulichen und neue Techniken zu identifizieren, mit denen sich bestimmte Wege, die die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen, gezielt angehen lassen“, fügt Dr. Jun Sun hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jun Sun: Impact of bacterial infection and intestinal microbiome on colorectal cancer development; in: Chinese Medical Journal (veröffentlicht Volume 135 - Issue 4 - p 400-408, Februar 2022), Chinese Medical Journal
- Cactus Communications: New CMJ review article explores link between bacterial infection and colorectal cancer (veröffentlicht 10.05.2022), Cactus Communications
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.