Neu entwickeltes Virus lässt Tumore schrumpfen
Ein internationales Forschungsteam hat ein Virus entwickelt, das Krebszellen infiziert und abtötet, ohne normale Zellen zu schädigen. Solche sogenannten onkolytischen Viren könnten in Zukunft einen wichtigen Beitrag in der Krebstherapie leisten.
Das Virus wurde von einem Team um Dr. Carolina S. Ilkow vom Ottawa Hospital Research Institute (Kanada) entwickelt und nun erfolgreich an Mäusen getestet. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden im dem Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht.
Neuer Ansatz zur Krebstherapie
„Krebszellen entwickeln ständig neue Wege, um sich unseren Therapien zu entziehen. Deshalb haben wir diese Therapie so konzipiert, dass sie den Krebs an mehreren Fronten gleichzeitig angreift“, erläutert Dr. Ilkow.
Hierfür nutzten die Forschenden ein Virus, das die Bildung extrazellulärer Vesikel (winzige Partikel, die sich von einer Zelle ablösen und mit anderen Zellen verschmelzen können) bedingt, die mit einer spezifischen RNA gefüllt sind, welche die antivirale Abwehr von Krebszellen in der Nähe schwächt.
Das Virus veranlasse infizierte Zellen dazu, solche extrazellulären Vesikel zu produzieren und könne mit anderen Formen der Immuntherapie sowie mit niedermolekularen Medikamenten zusammenwirken, um die Krebsabtötung noch weiter zu verbessern, berichtet das Team.
„Wir glauben, dass diese Beobachtungen für die Bereiche onkolytische Viren, miRNA-Therapeutika und Exosomen-basierte Therapien von großer Bedeutung sind“, betont Dr. Ilkow.
Krebszellen erfolgreich infiziert
In den Versuchen an Mäusen habe das Virus Krebszellen erfolgreich infiziert und gleichzeitig Signale ausgesendet, die nicht infizierte Krebszellen in der Nähe anfällig für Virenangriffe machten, erläutert das Team. Normal Zellen seien dabei nicht geschädigt worden.
Die neuartige Strategie habe Tumore schrumpfen lassen und das Überleben in verschiedenen Krebsmodellen bei Mäusen deutlich verlängert. Die Forschenden verwendeten dabei mehrere verschiedene Versuchsmodelle für Bauchspeicheldrüsenkrebs (Maus und Mensch) sowie Modelle für Eierstock-, Brust-, Nieren- und Hautkrebs.
Vielversprechendes Potenzial für die Krebstherapie
Die neue virale Technologie könne weitreichende Auswirkungen haben, da sie eine einfache und gezielte Möglichkeit biete, RNA-Therapeutika und extrazelluläre Vesikel direkt im Körper der Erkrankten herzustellen bzw. anzuwenden, erläutert das Team.
Für die aktuelle Studie wurde laut Aussage der Forschenden ein Maraba-Virus verwendet, das bereits in klinischen Versuchen am Menschen als Krebstherapie getestet wurde. Die Strategie könne jedoch auch auf andere Viren angewendet werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marie-Eve Wedge, Victoria A. Jennings, Carolina S. Ilkow, et al.: Virally programmed extracellular vesicles sensitize cancer cells to oncolytic virus and small molecule therapy; in: Nature Communications (veröffentlicht 07.04.2022), nature.com
- University of Ottawa: Cancer-fighting viruses soften up their victims before attacking (veröffentlicht 11.04.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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