Auswirkungen von Sport auf spätere Krebserkrankungen
Regelmäßige sportliche Aktivität schützt vor der Entstehung von Krebs ist mit einem langsameren Wachstum von Tumoren verbunden. Zusätzlich werden die Komplikationen in Form der Kachexie (krankhafter Gewichtsverlust) reduziert, welche häufig im Laufe einer Krebserkrankung auftreten.
In einer neuen Studie unter Beteiligung der University of North Carolina at Greensboro wurde festgestellt, dass sportliche Aktivität vor der Entstehung von Krebstumoren unter anderem zu einem Schutz der Herzfunktion, einem geringeren Tumorwachstum und zu einer Abnahme der Tumormasse beiträgt.
Die Studienergebnisse wurden auf der Jahrestagung der American Society for Investigative Pathology vorgestellt.
Sport ist gut für die Gesundheit
Bekanntermaßen ist sportliche Aktivität vorteilhaft für viele Aspekte der menschlichen Gesundheit. So stärkt regelmäßige körperliche Aktivität laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche, psychische und soziale Gesundheit stärken.
Zusätzlich werden bei Menschen, die regelmäßig körperlich aktiv sind, das Herz-Kreislaufsystem und das Muskel-Skelettsystems gestärkt und regelmäßige körperliche Aktivität kann vor Übergewicht, Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen schützen.
Entzündungshemmende Wirkung von Sport
In der neuen Studie wurde nun eine mögliche Schutzwirkung regelmäßiger sportlicher Aktivität im Bezug auf Krebs analysiert. Denn frühere Forschung hatte bereits gezeigt, dass körperliche Betätigung entzündungshemmende Auswirkungen hat und sich auch positiv auf die Krebskachexie auswirken könnte, berichten die Fachleute der University of North Carolina at Greensboro.
Was ist Kachexie?
Die Tumorkachexie betrifft bis zu 80 Prozent der Personen mit fortgeschrittenem Krebs und sie wird mit etwa einem Drittel aller Krebstodesfälle in Verbindung gebracht.
Wenn Menschen von Kachexie betroffen sind, zeigen sie einen ausgeprägten Gewichtsverlust, schweren fortschreitenden Muskelschwund sowie Beeinträchtigungen der Herzstruktur und -funktion, erläutern die Forschenden.
Eine mögliche Schutzwirkung durch Sport könne darauf zurückzuführen sein, dass die körperliche Aktivität die Entwicklung der Krebskachexie verlangsamt und die Herzstruktur und -funktion erhält. Bisher habe es aber nur wenige Untersuchungen gegeben, die sich der Vorkonditionierung widmeten.
Langsameres Tumorwachstum durch Sport
In der aktuellen Studie wurde jetzt an Mäusen untersucht, ob regelmäßige körperliche Aktivität wirklich vorteilhafte Auswirkungen bei späteren Krebserkrankungen hat und vor Kachexie schützen kann.
Die Mäuse in der Untersuchung wurden für die Studie in zwei Gruppen eingeteilt. Die Tiere der einen Gruppe trainierten für einen Zeitraum von acht Wochen auf einem Laufband. Die Mäuse der anderen Gruppe trainierten dagegen überhaupt nicht.
Nach den acht Wochen löste das Team bei einigen der trainierten Mäuse und bei einigen nicht trainierenden Mäusen Krebs aus. Zusätzlich gab es einige Tiere aus beiden Gruppen, welche krebsfrei blieben und somit als Kontrollgruppe dienen konnten.
Das Team stellte fest, dass die sportliche Aktivität tatsächlich zu einem langsameren Wachstum von Tumoren beitrug und die Tumorkachexie reduzierte.
Laufen zum Schutz vor Krebs
„Die meisten sportlichen Aktivitäten (…) sind leicht zugänglich und erschwinglich. So ist regelmäßiges aerobes Training wie Laufen eine kosteneffektive Möglichkeit, das Risiko von Krebs und Krebskomplikationen zu verringern“, betont die Studienautorin Louisa Tichy von der University of North Carolina at Greensboro in einer Pressemitteilung.
Präkonditionierung hat kardioprotektive Rolle
„Unsere präklinische Studie deutet darauf hin, dass die Präkonditionierung – d. h. die körperliche Betätigung vor der Tumorerkrankung – bei der Tumorkachexie eine wichtige kardioprotektive Rolle zu spielen scheint, indem sie die Herzstruktur und -funktion erhält“, so die Medizinerin weiter.
Zusätzlich habe die Präkonditionierung auch dazu beigetragen, das Tumorwachstum einzudämmen, selbst wenn die Mäuse während der Zeit, in der sie den Tumor trugen, nicht körperlich aktiv waren.
60 Prozent geringere Tumormasse dank Sport
Die Fachleute stellten fest, dass die Mäuse mit Krebs und unaktiver Lebensweise eine schlechtere Herzfunktion aufwiesen als Artgenossen, welche vor der Krebsinduktion trainierten. Zusätzlich zeigte sich, dass die Mäuse in der trainierten Gruppe ein kleineres Tumorvolumen und eine um 60 Prozent geringere Tumormasse aufwiesen, als die Mäuse aus der inaktiven Gruppe.
„Diese Daten sind entscheidend, um die Bedeutung von Bewegung und den besten Zeitpunkt für Bewegung als Schutz- und Präventionsmaßnahme gegen die schädlichen Auswirkungen von Krebskachexie zu ermitteln“, so Tichy.
Bewegungsinterventionen gegen Krebs in Aussicht
Das Team arbeitet jetzt daran, die zugrundeliegenden Proteine und Signalwege zu verstehen, die durch Krebs und Bewegung beeinflusst werden. Die Ergebnisse könnten dann zur Entwicklung von Bewegungsinterventionen genutzt werden, hoffen die Forschenden.
Zunächst sei es wichtig, für die Entwicklung sicherer und wirksamer Bewegungsmaßnahmen gegen Krebs die optimale Intensität, Dauer und den idealen Zeitpunkt der Bewegung in präklinischen Modellen zu ermitteln. Danach können erste Studien an Menschen durchgeführt werden, erläutern die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Robert Koch-Institut: Körperliche Aktivität / Sport (Stand: 17.09.2020), RKI
- Louisa Tichy: 689.9 - Cardioprotective Effects of Preconditioning Exercise in the Female Tumor-Bearing Mouse; American Society for Investigative Pathology (veröffentlicht 03.04.2022), American Society for Investigative Pathology
- Experimental Biology: Exercise could help reduce severity of serious cancer complication (veröffentlicht 03.04.2022), Experimental Biology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.