Gezieltere Behandlung von einigen Krebsarten möglich?
Eine Interaktion zwischen einem Protein und dem Enzym, dass entscheidend für die Fähigkeit von Zellen zur Reparatur von DNA-Schäden ist, wird durch bei Krebs auftretende erbliche Mutationen beeinträchtigt. Dies beeinflusst die Reaktion der Zellen auf die Chemotherapie. Eine Erkenntnis die in Zukunft dazu beitragen könnte, den Menschen, die entsprechende Mutationen in sich tragen, eine gezielteren Behandlung anzubieten.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Forschenden der University of Copenhagen wurde festgestellt, dass das Protein BRCA2 (Breast Cancer 2) ein bestimmtes Enzym benötigt, um DNA-Schäden reparieren zu können. Durch erbliche Mutationen scheint diese Interaktion beeinträchtigt zu werden, wodurch sich die Fähigkeit zur Reparatur von DNA-Schäden verringert. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Communications“ publiziert.
Mutationen bei erblichem Brust- und Eierstockkrebs
Bereits vor einigen Jahren wurde festgestellt, dass eine Gruppe von Frauen mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs Mutationen in einem der beiden Gene BRCA1 und BRCA2 aufweist. Seitdem haben die Gene und die von ihnen kodierten Proteine große wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so das Team.
Zellschäden durch erbliche Mutationen
Gene fungieren quasi als ein Codebuch für die Art und Weise, wie die Bausteine der Zelle (ihre Proteine) hergestellt werden sollen. Durch eine vererbte Mutation in einem Gen entsteht ein Fehler in diesem Codebuch. Dies kann die Funktion des Proteins stören und die Zelle schädigen, erläutern die Forschenden.
Rolle von BRCA2
Mittlerweile ist nach Aussage der Fachleute bekannt, dass das Protein BRCA2 – für das das Gen BRCA2 kodiert – eine Schlüsselrolle bei der Reparatur bestimmter Arten von DNA-Schäden in Zellen spielt. Bei der aktuellen Forschungsarbeit zeigte sich, dass BRCA2 ein bestimmtes Enzym, PP2A-B56, benötigt, um DNA-Schäden reparieren zu können. Werden solche DNA-Schäden nicht repariert, kann dies zu Krebs führen.
Mutationen beeinträchtigen Reparatur von DNA-Schäden
„Wir haben festgestellt, dass es eine Interaktion zwischen BRCA2 und dem Enzym gibt, die für die Fähigkeit der Zelle, DNA-Schäden zu reparieren, entscheidend ist. Gleichzeitig können wir feststellen, dass Mutationen, die diese Interaktion beeinträchtigen, die Fähigkeit zur Reparatur von DNA-Schäden verringern. Wir haben diese Entdeckung gemacht, indem wir einen Teil von BRCA2 untersuchten, den bisher noch niemand untersucht hat”, berichtet Studienautorin Sara Marie Ambjørn von der University of Copenhagen in einer Pressemitteilung.
Auswirkungen auf die Chemotherapie
Die Fachleute untersuchten in ihrer Studie bei Menschen mit Krebs auftretende Mutationen, welche die Interaktion zwischen dem Enzym und BRCA2 beeinträchtigen. Dabei stellten sie fest, dass sie die Reaktion der Zellen auf eine in der Chemotherapie verwendete Substanz beeinflussen, so Ambjørn.
Das Team hofft, dass die Studie wichtige Informationen über ein mögliches Krebsrisiko und eine gezieltere Behandlung für Krebspatienten liefern kann, welche eine Mutation in diesem Teil von BRCA2 aufweisen.
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, brachten die Forschenden verschiedene mutierte Versionen von BRCA2 in menschliche Zellen im Labor ein und untersuchten deren Fähigkeit, die DNA-Reparatur zu unterstützen. Dabei stellten die Fachleute fest, dass, wenn sie BRCA2 so mutierten, dass die Interaktion zwischen dem Enzym und BRCA2 unterbrochen wurde, die Zellen beschädigte DNA nicht mehr reparieren konnten.
Nach Aussage des Teams gibt es eine Reihe von Studien, die auf eine Rolle des Enzyms im Zusammenhang mit der Reparatur von DNA-Schäden hindeuten. Die aktuelle Untersuchung sei jedoch die erste, welche direkt dokumentiert, wie dies genau abläuft.
Mutationen im Enzym führen zu Krebs
„Wir können nun feststellen, dass das Enzym PP2A-B56 mit BRCA2 interagieren muss, damit DNA-Schäden ordnungsgemäß und auf gesunde Weise repariert werden können. Wir wissen auch, dass Mutationen in dem Enzym selbst mit der Entwicklung bestimmter Krebsarten in Verbindung stehen. Dies eröffnet die Möglichkeit zu untersuchen, ob einige Krebspatienten mit Mutationen in dem Enzym von Behandlungen profitieren können, die bei Krebspatienten mit BRCA2-Mutationen eingesetzt werden”, erklärt Ambjørn.
Gezieltere Behandlung von Krebs möglich
Nach Ansicht der Forschungsgruppe könne das Ergebnis der aktuellen Untersuchung den Weg dafür ebnen, dass Menschen mit Krebs mit einer bestimmten Gruppe von Mutationen in Zukunft eine gezieltere Behandlung erhalten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sara M. Ambjørn, Julien P. Duxin, Emil P. T. Hertz, Isha Nasa, Joana Duro, et al.: A complex of BRCA2 and PP2A-B56 is required for DNA repair by homologous recombination; in: Nature Communications (veröffentlicht 30.09.2021), Nature Communications
- University of Copenhagen: New discovery may pave the way for more targeted treatment of cancer patients (veröffentlicht 14.10.2021), University of Copenhagen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.