Mit Hilfe von Vitamin D die Krebssterblichkeit reduzieren
Vitamin D wurde in früheren Untersuchungen bereits mehrfach mit einer schützenden Wirkung gegenüber Krebs in Zusammenhang gebracht. In einer aktuellen Studie haben Fachleute des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun anhand einer Modellrechnung nachgewiesen, „dass eine Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D die Krebssterblichkeit ähnlich effektiv senken könnte wie eine Substitution in Form von Vitaminpräparaten.“
Die neue Forschungsarbeit hat das Potenzial der Vitamin-D-Lebensmittelanreicherung zur Prävention von Krebstodesfällen untersucht. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Nutrients“.
Vitamin-D-Lebensmittelanreicherung vorteilhaft?
In Kanada, Schweden, Finnland oder Australien seien Milch, Joghurt, Orangensaft oder Frühstücksflocken mit einer Extraportion Vitamin D längst in jedem Supermarkt zu finden, berichtet das DKFZ. Durch staatliche Programme werde in diesen Ländern geregelt, welche Lebensmittel mit welcher Vitamindosis angereichert werden.
Vitamin D entfaltet vielseitige positive Gesundheitseffekte und wurde zuletzt beispielsweise auch mit einer gewissen Schutzwirkung vor schweren COVID-19-Verläufen in Zusammenhang gebracht. Zudem lieferten frühere Studien bereits Hinweise auf eine präventive Wirkung von Vitamin D gegenüber Darmkrebs. Heute wird darüber hinaus außerdem die Rolle von Vitamin D bei der Prävention einer Vielzahl chronischer Erkrankungen untersucht, einschließlich Krebs, berichten die Forschenden.
Zusammenhang mit Krebssterblichkeit untersucht
In drei Metaanalysen großer randomisierter klinischer Studien seien die Auswirkungen der Vitamin D-Versorgung auf die Krebs-Sterberaten in den vergangenen Jahren untersucht worden. Diese kamen zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass eine Vitamin D-Supplementierung die Krebssterblichkeit um rund 13 Prozent über alle Krebsarten hinweg senken kann, so die Mitteilung das DKFZ.
In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun untersucht, ob die präventive Wirkung gegenüber Krebs auch erreicht werden kann, wenn Menschen das Vitamin D über angereicherte Lebensmittel anstatt über spezielle Präparate zu sich nehmen. Allerdings sei es „nahezu unmöglich, den Effekt von Vitamin D-angereicherten Lebensmitteln auf die Krebssterblichkeit mit einer klassischen klinischen Studie direkt zu untersuchen“, erklärt Studienleiter Hermann Brenner vom DKFZ.
Daher hat das Forschungsteam zur Bestimmung des Effekts von Vitamin D einen indirekten Weg gewählt und versucht, diesen mithilfe sorgfältiger Modellrechnungen zu ermitteln. Zunächst versuchten die Forschenden anhand einer systematischen Recherche der wissenschaftlichen Fachliteratur herauszufinden, welche Steigerung des Vitamin-D-Spiegels sich durch angereicherte Lebensmittel erreichen lässt, berichtet das DKFZ.
Wirksamer Dosisbereich erreichbar
Durch die angereicherten Lebensmittel lässt sich demnach ein durchschnittlicher Anstieg erreichen, der einer Einnahme von 400 internationalen Einheiten (IU) Vitamin D entspricht. Laut dem Studienleiter ist dies ein Dosisbereich, der sich in den Substitutionsstudien als wirksam erwiesen hat. „Die Einnahme von 400 Einheiten pro Tag ging mit einer um 11 Prozent geringeren Krebssterblichkeit einher“, fasst Brenner zusammen.
Natürlich gebe es wie bei allen Modellrechnungen noch Unsicherheiten darüber, wie stark den Lebensmitteln zugesetztes Vitamin D die Krebssterblichkeit tatsächlich senken kann. „Wir beobachten jedoch in Studien zur Lebensmittelanreicherung einen Anstieg des Vitaminspiegels in einer Größenordnung, die in den Supplementierungsstudien mit einem deutlichen Rückgang der Krebssterblichkeit verbunden war“, so der Studienleiter.
Ansatz zur Vermeidung von Krebstodesfällen
Die Forschenden sehen in der Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D einen kostengünstigen und möglicherweise sehr effektiven Ansatzes, Krebstodesfälle zu vermeiden. Dies müsse nun in weiteren Studien sorgfältig überprüft werden. Bei den Kosten für eine Anreicherung mit Vitamin D sei jedoch von nur etwa fünf Prozent der Summe auszugehen, die erforderlich wäre, die Bevölkerung ab einem Alter von 50 Jahren mit Vitamin D-Tabletten zu versorgen.
„Im Vergleich zu den eingesparten Krebsbehandlungskosten wären die Kosten vernachlässigbar gering. Und wir würden weitaus größere Kreise erreichen, etwa Menschen mit einem geringeren Gesundheitsbewusstsein, die häufig besonders niedrige Vitamin-D- Spiegel haben“, ergänzt der Studienerstautor Tobias Niedermaier vom DKFZ.
Vitamin D in der Sonne tanken
Grundsätzlich lässt sich eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D auch durch Sonnenbestrahlung der Haut erreichen, weshalb der Krebsinformationsdienst des DKFZ empfiehlt, bei Sonnenschein zwei- bis dreimal pro Woche etwa zwölf Minuten im Freien Vitamin D zu tanken. Dabei sollten Gesicht, Hände und möglichst auch Teile von Armen und Beinen unbedeckt bzw. ohne Sonnenschutz sein, so die Mitteilung des DKFZ. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tobias Niedermaier, Thomas Gredner, Sabine Kuznia, Ben Schöttker, Ute Mons, Hermann Brenner: Potential of Vitamin D Food Fortification in Prevention of Cancer Deaths - A Modeling Study; in: Nutrients (veröffentlicht 27.09.2021), mdpi.com
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Vitamin D-angereicherte Lebensmittel könnten Krebssterblichkeit senken (veröffentlicht 25.11.2021), dkfz.de
Wichtiger Hinweis:
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