Vitamin D zum Schutz vor Eierstockkrebs
Vitamin D scheint Eierstockkrebs wirksam zu verhindern, indem es mit dem Krebs assoziierte Mesothelzellen in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Diese Zellen verändern sich normalerweise durch den Eierstockkrebs und schaffen so ein Umfeld im Körper, welches die Metastasierung und damit die Ausbreitung des Krebses im Körper fördert.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Nagoya University in Japan wurde untersucht, ob die Hemmung der sogenannten mesenchymalen Transition (Prozess bei dem krebsassoziierte Mesothelzellen entstehen) und die Wiederherstellung der normalen Mesothelzellen mit Hilfe von Vitamin D die Ausbreitung von Eierstockkrebs verhindert.
Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Matrix Biology“ veröffentlicht.
Warum Eierstockkrebs oft mit dem Tod endet
Eierstockkrebs ist mit einer der höchsten Sterblichkeitsraten unter allen Arten von Krebs verbunden. Ein Grund dafür ist, dass diese Form von Krebs die Abwehrkräfte des Körpers gegen sich selbst richtet, berichten die an der aktuellen Untersuchung beteiligten Forschenden.
Fälle von Eierstockkrebs in Deutschland
In Deutschland gab es laut der Deutschen Krebsgesellschaft alleine im Jahr 2017 insgesamt 7.292 Frauen, bei denen erstmals eine bösartige Veränderung des Eierstocks festgestellt wurde. Das relative Fünf-Jahres-Überleben liegt bei lediglich 43 Prozent.
Eierstockkrebs wird häufig zu spät erkannt
Ein Grund hierfür ist, dass diese Form des Krebses oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei Eierstockkrebs zunächst eine lange Zeit keine offensichtlichen Symptome auftreten. Die Beschwerden werden meist erst deutlich, wenn sich der Krebs bereits im Spätstadium befindet, erläutert die Krebsgesellschaft.
Was ist die Peritonealmetastasierung?
Zudem durchläuft Eierstockkrebs laut dem japanischen Forschungsteam häufig einen Prozess, der als Peritonealmetastasierung bezeichnet wird. Dabei lösen sich die Zellen von ihrem primären Standort im Eierstock ab und wandern zu einem sekundären Implantationsort, wie der Bauchfellwand oder dem Zwerchfell.
Das Bauchfell wehrt sich gegen diesen Prozess mit einer Barriere aus sogenannten Mesothelzellen. Diese Zellen verhindern das Anhaften von Krebszellen und begrenzen deren Ausbreitung. Eierstockkrebs ist jedoch in der Lage den Schutz zu umgehen, indem die schützenden Mesothelzellen in krebsassoziierte Mesothelzellen umgewandelt werden, erklären die Fachleute.
So schafft diese Form von Krebs ein Umfeld, welches die Metastasierung und damit die Krebsausbreitung im Körper fördert. Es scheint allerdings möglich zu sein, mit der Hilfe von Vitamin-D diesem Prozess entgegenzuwirken.
Vitamin D kann die oben genannten krebsassoziierten Mesothelzellen in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Dies stärkt die Barrierewirkung der Mesothelzellen und reduziert gleichzeitig die weitere Ausbreitung des Krebses, erläutern die Forschenden.
Vitamin D kann krebsassoziierte Mesothelzellen normalisieren
„Wir haben das Potenzial von Vitamin D zur Normalisierung von krebsassoziierten Mesothelzellen nachgewiesen, was die erste Studie dieser Art ist“, betont Studienautor Dr. Kazuhisa Kitami von der Nagoya University Graduate School of Medicine in einer Pressemitteilung.
„Der interessanteste Punkt dieser Studie ist, dass wir in einer Situation, in der die Früherkennung von Eierstockkrebs immer noch äußerst schwierig ist, gezeigt haben, dass das peritoneale Milieu in seinen normalen Zustand zurückversetzt werden kann, in dem es das Anhaften und Wachstum von Krebszellen verhindert“, fügt der Experte hinzu.
Welche Rolle spielt TGF-β1 bei Krebs?
Diese Wirkung von Vitamin D ist den Forschenden zufolge auf die komplizierte Art und Weise zurückzuführen, wie sich Krebs ausbreitet. So wurde in früheren Untersuchungen festgestellt, dass Krebszellen ein Protein mit der Bezeichnung TGF-β1 absondern, welches mit dem Zellwachstum in Verbindung steht.
Zusätzlich erhöht sich die Menge eines anderen Proteins mit der Bezeichnung Thrombospondin-1, über den sogenannten TGF-β/Smad-Weg. Thrombospondin-1 ist seit langem von Interesse für die Erforschung von Eierstockkrebs, da es in den späteren, tödlicheren Stadien des Krebses in größeren Mengen vorkommt, so das Team.
Thrombospondin-1 ein Schlüsselprotein bei Eierstockkrebs
Thrombospondin-1 stellt bei Eierstockkrebs ein Schlüsselprotein dar, welches die Adhäsion und Proliferation von Eierstockkrebszellen am Peritoneum (Bauchfell) fördert. Da Vitamin D den sogenannten TGF-β/Smad-Signalweg unterbricht, kann es Krebs verhindern, erklären die Forschenden.
„Die Verabreichung von Vitamin D trägt zur Normalisierung des Peritoneum-Milieus bei. Dies deutet darauf hin, dass die Kombination von Vitamin D und konventionellen Medikamenten deren therapeutische Wirksamkeit bei Eierstockkrebs erhöhen kann“, erläutert Dr. Kitami.
Vitamin D könnte die Anhaftung von Krebszellen am Bauchfell verhindern, wodurch ein Wiederauftreten von Eierstockkrebs verhinderbar wäre, so der Mediziner weiter.
Vitamin D stellt natürliche Abwehrkräfte des Körpers wieder her
Die Studie zeigt, dass Vitamin D das Potenzial zur Bekämpfung von Eierstockkrebs hat, indem es die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers wiederherstellt. Die Entwicklung von Therapien auf Basis dieser Erkenntnis könnte neue Möglichkeiten zur Reduzierung der hohen Sterblichkeitsrate bei Eierstockkrebs eröffnen, hoffen die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kazuhisa Kitami, Masato Yoshihara, Satoshi Tamauchi, Mai Sugiyama, Yoshihiro Koya, et al.: Peritoneal restoration by repurposing vitamin D inhibits ovarian cancer dissemination via blockade of the TGF-β1/thrombospondin-1 axis; in: Matrix Biology (veröffentlicht Volume 109, May 2022, Pages 70-90), Matrix Biology
- Nagoya University: Vitamin D may restore the body's natural barrier against ovarian cancer (veröffentlicht 31.05.2022), Nagoya University
- Deutsche Krebsgesellschaft: Eierstockkrebs, Ovarialkarzinom, Eileiterkrebs (Tubenkarzinom), Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinom) (Stand: 19.11.2021), Deutsche Krebsgesellschaft
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.