Infektionserreger kann Schutz vor Leberkrebs bieten
Listeria monocytogenes ist der Erreger der Listeriose, einer Erkrankung, die sich durch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Übelkeit und Durchfall bemerkbar macht. Forschende berichten jetzt, dass dieser Infektionserreger auch Schutz vor Krebs bieten kann.
Wie auf dem „ONKO Internetportal“ der Deutschen Krebsgesellschaft erklärt wird, ist Leberkrebs eine bösartige Erkrankung der Zellen in der Leber. In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen verdoppelt. Forschende berichten nun, dass ein Infektionserreger gegen diesen Krebs helfen kann.
- Leberkrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache weltweit.
- Laut einer Studie liefert ein auf Listerien basierender Impfstoff Tumor-spezifische Antigene und aktiviert eine Immunantwort.
- Durch das aktivierte Immunsystem wird das Wachstum des Lebertumors unter Kontrolle gehalten.
- Bei der prophylaktischen Impfung stieg das Überleben bei zweifacher Impfung bei manchen Mäusen auf 100 Prozent.
Impfstoff auf Basis eines abgeschwächten Infektionserregers
Laut einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist Leberkrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache weltweit.
Bislang sind die Behandlungsmöglichkeiten von zwei Leberkrebsarten, das hepatozelluläre Karzinom (HCC) sowie das Cholangiokarzinom (CCA), unzureichend, bei zugleich steigender Tendenz an Neuerkrankungen.
Hoffnung macht jetzt eine Studie von Forscherinnen und Forschern der MHH und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI).
In präklinischen Mausmodellen erwies sich ein Impfstoff auf Basis eines stark abgeschwächten Infektionserregers namens Listeria monocytogenes als sicherer und wirksamer Schutz bei prämalignen und malignen Lebererkrankungen.
Die Studienergebnisse wurden in dem Fachjournal „Oncogene“ veröffentlicht.
Wachstum des Lebertumors wird unter Kontrolle gehalten
„Unser auf Listerien basierender Impfstoff liefert Tumor-spezifische Antigene und aktiviert dabei schnell und effizient eine Immunantwort, die sich aktiv gegen den Lebertumor richtet“, erläutert Dr. Tetyana Yevsa, Koordinatorin der Studie und Leiterin der Arbeitsgruppe in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH.
„Dies hat zur Folge, dass das aktivierte Immunsystem das Wachstum des Lebertumors unter Kontrolle hält“, so die Expertin.
„Bei der prophylaktischen Impfung von gesunden Mäusen, in denen später Leberkrebs induziert wurde, stieg das Überleben bei zweifacher Impfung auf 100 Prozent“, erklärt die Erstautorin und Doktorandin Inga Hochnadel, die in der MHH-Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Tetyana Yevsa forscht.
„Auch in Mäusen mit Leberfibrose, die zur Risikogruppe für die Entstehung von Leberkrebs gehören, erwies sich der Impfstoff als sicher und war zudem in der Lage, das Immunsystem zu aktivieren. Dies ist vor allem notwendig um prämaligne Zellen, die sich zu Tumoren formen können, zu erkennen und sie frühzeitig zu beseitigen“, sagt die Wissenschaftlerin.
„Bei bereits bestehendem Tumor erwies sich der therapeutische Einsatz des Impfstoffes als etwas komplizierter“, fügt Mit-Erstautorin Dr. Lisa Hönicke, die unter der Leitung von Dr. Tetyana Yevsa geforscht hat, an.
„In Kombination mit einer Antikörpertherapie, die standardmäßig zur Behandlung von Leberkrebspatienten eingesetzt wird, zeigte sich die Listerien-Impfung wirksamer als eine Antikörper- oder Listerien-Therapie allein und verlängerte das Überleben der Mäuse auch in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, was uns allen große Hoffnung für solch eine Kombinationstherapie in der Klinik macht.“
Aktivierung des Immunsystems
Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist der Impfstoff auf Basis von Listeria monocytogenes ein „All-in-One-Paket“:
„Die Listerien-basierte Impfung aktiviert das Immunsystem, ohne aber eine Infektion auszulösen und erweist sich als sehr sicher. Ein Vorteil dieses Impfstoffes ist es, dass er mit geringem Aufwand angepasst werden kann und verschiedenste Tumor-spezifische Antigene integriert werden können“, erläutert Professorin Dr. Dunja Bruder, Leiterin der Arbeitsgruppe Immunregulation am HZI.
„Die Tumorentwicklung in den von uns etablierten präklinischen Mausmodellen verläuft ähnlich wie bei uns Menschen“, so Dr. Yevsa.
„Daher liefern Mausdaten auf Leberkrebspatienten übertragbare Erkenntnisse, zum Beispiel in Bezug auf die Wirksamkeit von Medikamenten. Die Modelle haben demzufolge eine hohe klinische Relevanz.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Hochschule Hannover: Infektionserreger bietet Schutz vor Leberkrebs, (Abruf: 19.02.2022), Medizinische Hochschule Hannover
- Inga Hochnadel, Lisa Hoenicke, Nataliia Petriv, Lavinia Neubert, Elena Reinhard, Tatjana Hirsch, Juan Carlos Lopez Alfonso, Huizhen Suo, Thomas Longerich, Robert Geffers, Ralf Lichtinghagen, Carlos Alberto Guzmán, Heiner Wedemeyer, Henrike Lenzen, Michael Peter Manns, Dunja Bruder & Tetyana Yevsa: Safety and efficacy of prophylactic and therapeutic vaccine based on live-attenuated Listeria monocytogenes in hepatobiliary cancers; in: Oncogene, (veröffentlicht: 16.02.2022), Oncogene
- Deutsche Krebsgesellschaft: Leberkrebs, hepatozelluläres Karzinom (HCC), (Abruf: 19.02.2022), ONKO Internetportal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.