Krebsrisiko: Einfluss der Körperform
Forschende haben in einer neuen Studie einen Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Körperform-Phänotypen und einem Erkrankungsrisiko für 17 verschiedenen Krebsarten und Krebs insgesamt assoziiert.
Ein Forschungsteam hat herausgefunden, dass vier verschiedene Körperformen in unterschiedlichem Maße mit dem allgemeinen Krebsrisiko und dem Risiko für verschiedene spezifische Krebsarten zusammenhängen. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „British Journal of Cancer“ veröffentlicht.
Genauere Beurteilung des Krebsrisikos
Laut einer Mitteilung des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) wurden die neuen Erkenntnisse von Forschenden um Dr. Anja Sedlmeier, Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg, in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer – der Krebsabteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO – und weiteren Partnern im Rahmen der Auswertung einer groß angelegten europaweiten Studie gewonnen.
„Die Herleitung und Definition von unterschiedlichen Körperformen ist ein neuer und vielversprechender Ansatz“, so Dr. Sedlmeier.
„In Bezug auf die Körperzusammensetzung und die Körperfettverteilung sind sie offensichtlich aussagekräftiger als die klassischen anthropometrischen Maße wie der Body-Mass-Index oder die Körpergröße allein und erlauben daher ein besseres Verständnis und eine genauere Beurteilung des Risikos für Krebserkrankungen“, erläutert die Wissenschaftlerin.
Sechs anthropometrische Merkmale
Mit einer Dimensionsreduktionstechnik, der sogenannten Hauptkomponentenanalyse, wurden mathematisch die Körperformen aus den sechs anthropometrischen Merkmalen Größe, Gewicht, Body-Mass-Index (BMI), Taillenumfang, Hüftumfang sowie Verhältnis von Taille zu Hüfte (WHR) abgeleitet.
Daraus ergaben sich vier verschiedene Körperformen, die die heterogene Ausprägung von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) und ihre gesundheitlichen Folgen im Vergleich zu einzelnen anthropometrischen Merkmalen aufgrund ihrer Kombination besser erfassen können.
Für die Analysen wurden Daten von der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie verwendet, einer Untersuchung, die über 340.000 Männer und Frauen aus neun europäischen Ländern umfasste, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung (1990-2000) zwischen 35 und 65 Jahre alt waren.
Übermäßiger Körperfettanteil
Die erste Körperform beschreibt vor allem Menschen, die durch einen übermäßigen Körperfettanteil charakterisiert sind; mit ihr wurde ein erhöhtes Risiko für Krebs insgesamt und für zehn verschiedene Krebsarten in Verbindung gebracht.
Die zweite Körperform, welche größere Personen mit eher geradem Körperbau repräsentiert, konnte mit einem höheren Risiko für fünf verschiedene Krebsarten verbunden werden.
Die dritte Körperform beschreibt am ehesten größere Männer und Frauen mit einer vermehrten Fettansammlung in der Bauchregion und war positiv mit dem Gesamtkrebsrisiko sowie 12 verschiedenen Krebsarten verknüpft.
Die vierte Körperform repräsentiert eher einen athletischen Körperbau und wurde von den Forschenden mit keinem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen in Verbindung gebracht.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die derzeitige Krebsbelastung im Zusammenhang mit Übergewicht und Körpergröße auf der Grundlage der klassischen anthropometrischen Merkmale wahrscheinlich unterschätzt wird und die abgeleiteten Körperformen neue Einblicke in die Krebsentstehung und -diagnose ermöglichen“, sagt Dr. Sedlmeier. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Regensburg: Neue Erkenntnisse über Körperformen und Krebsrisiko, (Abruf: 15.01.2023), Universitätsklinikum Regensburg
- Sedlmeier A.M., Viallon V., Ferrari P., Peruchet-Noray L., Fontvieille E., Amadou A., et al.: Body shape phenotypes of multiple anthropometric traits and cancer risk: a multi-national cohort study; in: British Journal of Cancer, (veröffentlicht: 02.12.2022), British Journal of Cancer
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.