Krebs: Durch höhere Alkoholsteuern tausende Erkrankungen verhindern
Alkoholkonsum kann zahlreiche Krankheiten – darunter einige Krebsarten – verursachen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits leichter bis moderater Konsum das Erkrankungsrisiko erhöht. Eine neue Studie zeigt nun, dass durch höhere Alkoholsteuern tausende Krebserkrankungen sowie Todesfälle zu verhindern wären.
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt, fördert Alkoholkonsum die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen: Weltweit lassen sich rund 5,5 Prozent aller Krebsfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Damit gehört er zu den bedeutendsten durch den Lebensstil beeinflussbaren Krebsrisikofaktoren. Höhere Steuern auf Alkohol könnten dazu beitragen, die Zahl der Krebserkrankungen deutlich zu reduzieren. Das zeigt eine aktuelle Modellierungsstudie von Forschenden der Technischen Universität Dresden (TUD).
Weltweit höchster Pro-Kopf-Konsum von Alkohol
Laut einer aktuellen Mitteilung der TU Dresden ist Europa die Region mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Konsum von Alkohol. Um den Alkoholkonsum sowie die einhergehenden Folgeerkrankungen zu reduzieren, stellt die Erhöhung der Verbrauchssteuern auf alkoholische Getränke eine vielversprechende Maßnahme dar.
Höhere Alkoholsteuern zählen neben anderen Maßnahmen, wie beispielsweise einem Werbeverbot für alkoholische Getränke oder der reduzierten Verfügbarkeit von Alkohol, zu den sogenannten „Best Buys“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Bei den „Best Buys“ handelt es sich um gesundheitspolitische Maßnahmen, die besonders kosteneffektiv zur Verringerung der durch einen Risikofaktor, wie zum Beispiel Alkohol, verursachten Krankheitslast beitragen. In Europa und insbesondere der EU sind die Alkoholsteuern aber häufig sehr gering.
Welche Auswirkungen eine Erhöhung der aktuellen Verbrauchssteuern auf alkoholische Getränke auf alkoholbedingte Krebserkrankungen in der Europäischen Region hätte, haben deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Dresden gemeinsam mit dem Europäischen WHO-Büro, der Internationalen Agentur für Krebsforschung sowie dem Centre for Addiction and Mental Health in Toronto (Kanada) in einer Modellierungsstudie untersucht.
Auswirkungen von verschiedenen Steuererhöhungsszenarien
Die Forschenden schätzten mittels mathematischer Modelle die Auswirkungen von drei verschiedenen Steuererhöhungsszenarien (20 Prozent, 50 Prozent und 100 Prozent) auf den Pro-Kopf-Alkoholkonsum in 50 Mitgliedstaaten der Europäischen Region (Definition laut WHO).
Unter der Annahme einer durchschnittlichen Verzögerungszeit von zehn Jahren zwischen dem Alkoholkonsum und der Krebserkrankung beziehungsweise dem tödlichen Ausgang der Krankheit konnten anschließend die Anzahl vermeidbarer Neuerkrankungen sowie Todesfälle für das Jahr 2019 geschätzt werden.
Die Forscherinnen und Forscher berücksichtigten dabei sieben verschiedene Krebserkrankungen, die eng mit dem Konsum von Alkohol zusammenhängen: Lippen- und Mundhöhlenkrebs, Rachenkrebs, Kehlkopfkrebs, Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs sowie bei Frauen Brustkrebs.
Fast 5.000 Todesfälle zu verhindern
Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurden, zeigen, dass mehr als 10.700 neue Krebserkrankungen und 4.850 Todesfälle vermeidbar gewesen wären, wenn die aktuellen Verbrauchssteuern verdoppelt wären worden. Dies entspricht fast sechs Prozent der alkoholbedingten Krebsneuerkrankungen in der Region.
In Deutschland könnten der Studie zufolge bei einer Verdopplung der aktuellen Alkoholsteuern über 1.200 Krebserkrankungen und 525 Todesfälle vermieden werden. Mit mehr als zwei Dritteln handelt es sich bei den meisten dieser vermeidbaren Erkrankungsfälle um Brust- sowie Darmkrebs.
„In Deutschland sind die Verbrauchssteuern für alkoholische Getränke, insbesondere für Bier und Wein, besonders gering. Während für eine große Flasche Bier circa fünf Cent auf die Biersteuer entfallen, so ist keine extra Besteuerung von Wein vorgesehen. Angesichts der hohen Zahl an vermeidbaren alkoholbedingten Krebserkrankungen wäre es mehr als ratsam, die Alkoholsteuern insbesondere in Deutschland zu erhöhen“, sagt TUD-Psychologin Carolin Kilian. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Technische Universität Dresden: Höhere Alkoholsteuern könnten tausende Krebserkrankungen verhindern, (Abruf: 22.09.2021), Technische Universität Dresden
- Carolin Kilian, Pol Rovira, Maria Neufeld, Carina Ferreira-Borges, Harriet Rumgay, Isabelle Soerjomataram & Jürgen Rehm: Modelling the impact of increased alcohol taxation on alcohol-attributable cancers in the WHO European Region; in: The Lancet, (veröffentlicht: 14.09.2021), The Lancet
- Deutsches Krebsforschungszentrum: Krebsrisikofaktor Alkohol, (Abruf: 22.09.2021)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.