Krebsdiagnose und keine Krankenversicherung: Ex-Pirat sucht Hilfe im Netz
Obwohl es eigentlich eine gesetzliche Versicherungspflicht gibt, leben Zehntausende Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung. Einer von ihnen ist Claudius Holler. Der ehemalige Politiker der Piraten-Partei sucht daher Hilfe im Internet. Die Solidarität ist beeindruckend.
„Krebs ist ein Arschloch“
„Krebs ist ein Arschloch, und dieses Arschloch hat heute auch bei mir angeklopft“: So startet ein fast 17-minütiges Video, dass der frühere Spitzenkandidat der Hamburger Piratenpartei, Claudius Holler, am Mittwoch bei Youtube hochgeladen hat. „Und weil Arschlöcher meistens nicht allein kommen, brauch ich deine Hilfe“, so der 38-Jährige weiter. Am Tag zuvor hatte Holler von seiner Ärztin die Diagnose Hodenkrebs bekommen. Nach einer Nacht des Nachdenkens lud der Ex-Pirat seinen Hilferuf unter dem Titel: „Krebs ist ein Arschloch – hilfst du mir?“ hoch. Zu seiner schweren Erkrankung kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Holler ist derzeit seinen eigenen Angaben zufolge ohne Krankenversicherung. Die Kosten für eine Behandlung sind äußerst kostenintensiv.
Anstieg der Hodenkrebs-Erkrankungen in Deutschland
In den vergangenen Jahren war über einen stetigen Anstieg von Hodenkrebs in Europa und den USA berichtet worden. „Weltweit ist eine zunehmende Häufigkeit an Neuerkrankungen zu verzeichnen – auch in Deutschland“, schreiben Experten des Berufsverbandes der Deutschen Urologen und der Deutschen Gesellschaft für Urologie auf dem „Urologenportal“. Eine Hodenkrebserkrankung fällt dem betroffenen Patienten häufig selbst durch eine schmerzlose Verhärtung und/oder Schwellung des betroffenen Hodens auf. Zwar können Hodenschmerzen auftreten, diese müssen aber nicht mit einer bösartigen Erkrankung zusammenhängen. Einige Betroffene berichten zudem von Blut im Sperma, einer Abnahme des sexuellen Verlangens oder einer Ansammlung von Flüssigkeit im Hodensack (Hydrozele).
Vor allem junger Männer betroffen
Rund 4.000 Neuerkrankungen an Hodenkrebs sind hierzulande zu verzeichnen, wobei die Erkrankung überwiegend jüngere Männer trifft. Hodenkarzinome gehören zwar insgesamt zu den eher seltenen Krebserkrankungen, doch in der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen bilden sie die häufigsten bösartigen Tumore bei Männern. Auch Claudius Holler bekam die Diagnose in dem besonders gefährdeten Alter. Der 38-Jährige bittet in seinem Video um finanzielle Unterstützung. Laut seinen eigenen Angaben ist er derzeit nicht krankenversichert. Dies habe damit zu tun, dass er sich nach einer – wie er sagt – unverschuldeten Beinahepleite der mit seinem Bruder aufgebauten Firma selbst entlassen musste. Er wird die Chemotherapie zwar erhalten, müsse jedoch die Therapiekosten samt der Schulden bei seiner Krankenkasse, die sich mittlerweile auf über 9.000 Euro belaufen, zurückzahlen. Zahlreiche User sind seinem Aufruf bereits gefolgt, heißt es in den sozialen Medien. Das Video wurde schon über 47.000 mal geklickt und verbreitet sich derzeit unter anderem auch über Twitter.
Hilfe im Netz beeindruckend
„Viele Leute haben mir von ihren eigenen Erfahrungen mit Krebs berichtet“, sagte Holler laut dem „Hamburger Abendblatt“. „Ich habe auch von sehr vielen Männern Zuspruch bekommen, die nach einer Operation selbst nur noch einen Hoden haben.“ Zudem hätten ihm viele Menschen geschrieben, die wie er als in Schwierigkeiten geratene Selbstständige keine Krankenversicherung hätten. Bis Donnerstagnachmittag sei bereits ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen, mit dem er seine Schulden bei der Krankenkasse begleichen könne. Die Hilfe, die er dank des Videos bekommen habe, zeige, dass es im Internet nicht nur Hass und Pöbeleien gibt, wie es bisweilen den Anschein hat. Erst vor kurzem zeigte ein Beispiel, dass solche Aufrufe im Netz lebensrettend sein können. So fand eine Londoner Studentin, die an Blutkrebs erkrankte, unter 25 Millionen Spendewilligen ihren Lebensretter, nachdem sie im Internet eine Kampagne gestartet hatte. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.