Erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Gefäßverschlüsse durch Krebs
Es ist schon länger bekannt, dass Krebs-Patienten ein höheres Risiko für Thrombosen haben. In einer neuen Studie zeigte sich nun, dass eine Krebserkrankung auch das Risiko für das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Gefäßverschlüssen erhöht.
Zahl der Krebserkrankungen steigt
Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. In Deutschland hat sich die Zahl der Neudiagnosen seit 1970 fast verdoppelt. Nach der Diagnose Krebs folgen häufig Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie. In manchen Fällen müssen bei den Patienten aber parallel noch weitere Erkrankungen behandelt werden. Denn eine Krebserkrankung ist unter anderem ein Risikofaktor für das Auftreten von Thrombosen. Doch es drohen noch mehr Gefahren.
Risikofaktor für das Auftreten von venösen Thrombosen
Wie die Medizinische Universität (MedUni) Wien in einer Mitteilung schreibt, ist eine aktuell bestehende Krebserkrankung bekanntermaßen ein starker Risikofaktor für das Auftreten von venösen Thrombosen.
Unklar war bisher, ob Krebs auch negativen Einfluss auf das Risiko für das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Gefäßverschlüssen peripherer Arterien hat.
Eine Studie von Forschern der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien zeigt nun erstmals, dass auch das Risiko für diese arteriellen Thrombosen sowie dessen Folgen bei einer Krebserkrankung ebenfalls erhöht ist.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden vor kurzem im Fachjournal „Haematologica“ veröffentlicht.
Risiko variiert innerhalb unterschiedlicher Tumorarten
„Wir konnten feststellen, dass das Risiko der arteriellen Thrombose bei bösartigen Tumoren zwar deutlich unter dem venöser Thrombosen liegt, aber innerhalb unterschiedlicher Tumorarten stark variiert“, beschreibt Erstautorin Ella Grilz die neuen Erkenntnisse.
„So ist zum Beispiel das Risiko für arterielle Thrombosen bei bösartigen Neubildungen der Nieren und Lungen deutlich höher als bei Mammakarzinomen“ führt sie weiter aus.
Das ist das aktuellste Ergebnis aus der seit 2003 laufenden, prospektiven CATS-Studie (Cancer and Thrombosis Study), in die mehr als 2.000 KrebspatientInnen eingeschlossen sind.
Das Hauptaugenmerk der CATS-Studie unter der Leitung von Ingrid Pabinger und Cihan Ay ist die Suche nach Faktoren, die dazu beitragen, das Auftreten venöser Thromboembolien bei KrebspatientInnen vorhersagen zu können.
Sterberate deutlich erhöht
Die aktuellen Ergebnisse im Detail: Innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren liegt die Gefahr einer arteriellen Thrombose für KrebspatientInnen durchschnittlich bei 2,6 Prozent.
Das ist zwar deutlich geringer als bei venösen Thrombosen mit etwa acht Prozent, allerdings ist das Risiko der arteriellen Thrombose bei einzelnen Tumorarten deutlich höher.
So kam es beispielsweise bei PatientInnen mit bösartigen Tumoren der Niere während des zwei Jahre dauernden Untersuchungszeitraums ebenfalls in etwa acht Prozent der Fälle zu einer arteriellen Thrombose.
Außerdem wurde nachgewiesen, dass sich die Sterberate bei PatientInnen, die während ihrer Krebserkrankung einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder peripheren arteriellen Gefäßverschluss erleiden, um das Dreifache erhöht.
„Die neuen Resultate demonstrieren, dass eine arterielle Thrombose bei PatientInnen mit maligner Erkrankung mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Daher benötigen die Betroffenen unsere besondere medizinische Aufmerksamkeit, um Komplikationen möglichst gering zu halten“, so Cihan Ay.
In nun folgenden Untersuchungen der CATS-Studie sollen potenzielle Biomarker für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Gefäßverschlüsse bei PatientInnen mit bösartiger Tumorerkrankung untersucht werden.
Laut den Experten hat die seit 15 Jahren laufende „Vienna Cancer and Thrombosis Study“ bereits eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen gebracht hat, die die klinische Risikoeinschätzung verbessern und zum besseren Verständnis pathophysiologischer Mechanismen Tumor-assoziierter Thrombose beitragen. (ad)
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