Krebs: Neuer Ansatz für die Behandlung von Lymphomerkrankungen
Neben Operationen und Strahlentherapie ist die Chemotherapie eine der zentralen Säulen der Therapie von Krebserkrankungen. Allerdings gehen mit dieser Behandlung zahlreiche Nebenwirkungen einher. Forschende berichten jetzt über eine Alternative zu Chemotherapien.
Das Universitätsklinikum Würzburg berichtet in einer aktuellen Mitteilung über einen neuen Ansatz in der Diagnose und Therapie von Lymphomerkrankungen, bei der Chemokinrezeptoren (CXCR4), die während entzündlichen Prozessen und der Metastasierung von Tumoren hochreguliert werden, gezielt angesteuert werden. Die einmalige Behandlung mit dem Radionuklid 90Y-CXCR4 konnte bei mehreren Erkrankten eine Komplettremission (vollständige Heilung) erzielen.
Neue Art der Therapie ausschließlich in Würzburg
Bereits im November wurde in dem Fachmagazin „Journal of Nuclear Medicine“ (JNM) über den neuen Ansatz berichtet. Im Mittelpunkt stehen demnach CXCR4-Liganden, beziehungsweise Proteine, die an die Chemokinrezeptoren namens CXCR4 binden und Tumoren nicht nur darstellen, sondern auch gezielt zerstören können.
Laut Professor Dr. Andreas Buck, Klinikdirektor der Nuklearmedizin am Uniklinikum Würzburg, gibt es diese neue Art der Therapie „tatsächlich auf der ganzen Welt nur in Würzburg“.
Der Wissenschaftler erklärt die Mechanismen: „Zellen benötigen die Chemokinrezeptoren CXCR4, um sich im Körper zu bewegen. Tumoren nutzen denselben Mechanismus. Wenn ein Tumor diesen Rezeptor hat, kann er aus dem Blutstrom heraustreten und sich in Organen wie Lunge oder Leber und in Knochen an Liganden binden, wodurch Metastasen entstehen“, so Buck.
„Wir finden bis zu einer Million solcher Rezeptoren auf einer einzigen Tumorzelle. Deswegen ist CXCR4 für uns ein attraktives Ziel, sowohl für die Tumorbildgebung als auch für die Therapie.“
In Zukunft weniger Chemotherapien
Andreas Buck arbeitet mit seinem Team an Spürstoffen, sogenannten Tracern. Den Angaben zufolge werden in der Radiochemie Moleküle künstlich mit radioaktiven Strahlern, die eine sehr kurzlebige Halbwertzeit haben, beladen, damit sie bestimmte Stoffe im Körper binden und über radioaktiven Zerfall sichtbar machen.
„Die Moleküle, die an den Chemokinrezeptor binden, sie gewissermaßen zum Aufleuchten bringen, haben wir miterfunden“, sagt der Forscher.
„Wenn wir sehen, dass der Tracer nur im Tumor anreichert und nicht in den gesunden Geweben, kann ich den Strahler austauschen und als Medikament für die Therapie einsetzen“, erläutert Buck.
Wie es in der Mitteilung heißt, werden für die Bildgebung mittels Positronen-Emissions-Tomographie (CXCR4-PET/CT) weiche Radionuklide wie Fluor-18 verwendet. Für die Behandlung kommen sehr harte Strahler wie Lutetium-177 und Yttrium-90 zum Einsatz, die den Tumor dann auch tatsächlich zerstören können.
Dem Würzburger Team ist es inzwischen bei fünf Patientinnen und Patienten gelungen, die T-Zell-Lymphome mit CXCR4-Liganden zu beseitigen. Nicht nur Buck ist davon überzeugt, dass dies ein Weg sein könnte, in Zukunft weniger Chemotherapien einzusetzen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Würzburg: Würzburger Nuklearmedizin entwickelt Alternative zur Chemotherapie, (Abruf: 24.12.2022), Universitätsklinikum Würzburg
- Andreas K. Buck, Alexander Haug, Niklas Dreher, Alessandro Lambertini, Takahiro Higuchi, Constantin Lapa, Alexander Weich, Martin G. Pomper, Hans-Jürgen Wester, Anja Zehndner, Andreas Schirbel, Samuel Samnick, Marcus Hacker, Verena Pichler, Stefanie Hahner, Martin Fassnacht, Hermann Einsele, Sebastian E. Serfling & Rudolf A. Werner: Imaging of C-X-C Motif Chemokine Receptor 4 Expression in 690 Patients with Solid or Hematologic Neoplasms Using 68Ga-Pentixafor PET; in: Journal of Nuclear Medicine, (veröffentlicht: 01.11.2022), Journal of Nuclear Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.