Preisverleihung für Krebsforschung ohne Tierversuche
12.08.2011
Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wurden vom dem Verein Ärzte gegen Tierversuche mit dem Wissenschaftspreis für die tierversuchsfreie Krebsforschung ausgezeichnet. Durch die Verknüpfung der Zellforschung und der Ingenieurswissenschaft kommt die preisgekrönte Forschung ohne tierexperimentelle Versuche aus.
Tierversuche sind in der medizinischen Forschung bis heute ebenso verbreitet wie umstritten. Für die Tiere bedeuten sie „Schmerzen, Leiden und bleibende Schäden“ (Deutsches Tierschutzgesetzes), die Wissenschaft verspricht sich weitreichende Erkenntnisse für die Behandlung von Patienten. Doch die Ergebnisse der tierexperimentellen Forschung sind laut dem Verein Ärzte gegen Tierversuche nicht nur moralisch und ethisch verwerflich, sondern auch kaum zuverlässig auf den Menschen übertragbar. Daher unterstützt der Verein die tierversuchsfreie Forschung und hat nun einen mit 10.000 Euro dotierten Preis an Dr. rer. nat. Irina Nazarenko und Dr.-Ing. Stefan Giselbrecht vom KIT für die Entwicklung eines In-vitro-Modells der Zellkommunikation zwischen Tumor und gesundem Gewebe vergeben, dass die Erforschung von Krebszellen ohne die sonst in diesem Forschungsbereich üblichen Versuche an Labormäusen ermöglicht.
Forschung untersucht Kommunikation bei der Metastasen-Bildung
Die Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie haben im Rahmen ihrer nun prämierten Forschung die Kommunikation zwischen Tumor- und Stammzellen bei der Entwicklung von Metastasen in andere Organe untersucht. Das interdisziplinäre Projekt des sogenannten BioInterfaces Programm leistet mit der Analyse der Zellkommunikation bei der Metastasierung einen wertvollen Beitrag für das Verständnis menschlicher Krebserkrankungen, so die Aussage bei der Preisverleihung. Auf Basis modernster Forschungsmethoden gelang den KIT-Wissenschaftlern außerdem die Verknüpfung der Zellforschung mit der Ingenieurswissenschaft, wodurch ihre Untersuchungen gänzlich ohne Tierversuche auskommen, begründeten die Ärzte gegen Tierversuche die aktuelle Preisverleihung. Bei dem Forschungsprojekt der KIT-Wissenschaftler werden menschliche Zellen organotypisch auf mikrostrukturierten Biochips in Bioreaktoren kultiviert, um anschließend als Knochenmark- und Brustkrebsmodell zu dienen, an dem die Abläufe der Metastasierung lebensecht nachvollzogen werden können. Dies ermögliche nicht nur die Analyse der Kommunikationsprozesse bei der Bildung von Metastasen, sondern könne auch neue therapeutische Ansätze eröffnen, berichten die Preisträger von ihrer Forschung. Ziel sei die Steuerung des Verhaltens von Tumor- und Stammzellen sowie die Erarbeitung neuer Therapien im Bereich der Tumor-Nanotechnologie.
Wissenschaftler verzichten vollständig auf Tierversuche
Für den Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. ist die Forschung der KIT-Wissenschaftler nicht nur aufgrund der Ergebnisse preiswürdig, sondern auch weil vollständig auf den Einsatz von Tierversuchen verzichtet wird. Damit machen die Wissenschaftler deutlich, dass erfolgreiche Forschung – anders als vielfach behauptet – auch ohne Tierversuche möglich ist. Dank einer zweckgebundene Erbschaft verfügt der Ärzteverein über die finanziellen Mittel zur Förderung derartiger Projekte, wobei die „Voraussetzung für die Förderwürdigkeit eines Projektes die Forschung gänzlich ohne Tierversuche oder tierisches Material“ ist, betonte die Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche, Silke Bitz. Entscheidend sei dabei, dass auch „die Nährmedien für die Zellkulturen und die Antikörper nicht vom Tier stammen, sondern synthetisch hergestellt werden“, so Bitz weiter. Bereits Ende Juli hatte die Verein Dr. med. Maret Bauer von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel mit einem Wissenschaftspreis für die Entwicklung eines dreidimensionalen Zellkulturmodells, welches die Erforschung von Brustkrebs ohne jegliche Tierversuche oder die Verwendung tierischer Materialien ermöglicht, prämiert.
Millionen Tiere werden jährlich im Namen der Wissenschaft getötet
Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich der Verein Ärzte gegen Tierversuche für ethisch vertretbare, rein tierversuchsfreie wissenschaftliche Forschung. Mit öffentlichen Aktionen versuchen die Tierversuchsgegner das Interesse der Öffentlichkeit auf die ihrer Ansicht nach untragbaren Zustände bei der tierexperimentellen Forschung zu richten. Doch trotz der Bemühungen des Vereins ist die Anzahl der Tierversuche in den vergangenen Jahren Stetig weiter gestiegen. Im April startete der Ärzteverein daher gemeinsam mit dem „Bürger gegen Tierversuche e.V. – Hamburg“ sowie der „Lobby pro Tier Mienenbüttel – Bürgerinitiative gegen Tierversuche“ in Hamburg eine öffentliche Aktion, bei der die Veranstalter auch darauf aufmerksam machten, dass rund 2,8 Millionen Tiere jährlich in Deutschland „unter dem Deckmantel der Wissenschaft einen grausamen und sinnlosen Tod im Labor sterben“. Jedes Jahr nehme die Zahlen der Tierversuche weiter zu, was nicht nur mit dem Leid von Millionen Lebewesen einhergehe, sondern auch ein Zeichen für eine „fehlgeleitete Medizin und Wissenschaft“ sei, erklärten die Tierversuchsgegner. (fp)
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