Lange Arbeitszeiten erhöhen bei Frauen das Risiko für Krebs, Diabetes und Herzleiden
Frauen müssen bei ihrer beruflichen Karriere oft besonders hohe Hürden überwinden, da sie häufig einen Großteil der familiären Verantwortung tragen und zudem Unterbrechungen durch eventuelle Schwangerschaften auszugleichen sind. Möglichst schnell planen viele hier die Vollzeit-Rückkehr in den Beruf, was meist mit Arbeitszeiten von 40 Stunden oder mehr verbunden ist. Eine Entscheidung, die sich unter finanziellen Gesichtspunkten zwar lohnt, die jedoch langfristig schwere gesundheitliche Folgen haben kann, so das Ergebnis einer aktuellen Studie in den USA.
Die US-Wissenschaftler der Ohio State University und der Mayo Clinic haben in ihrer Studie die Zusammenhänge zwischen der wöchentlichen Arbeitszeit und dem Risiko schwerer Erkrankungen wie beispielsweise Krebs, Herzkrankheiten oder Diabetes untersucht. Für Frauen stellten sie dabei eine fatale Wirkung langer Arbeitszeiten fest. Bei mehr als 40 Arbeitsstunden pro Woche stieg ihr Risiko für Herzerkrankungen, Krebs, Arthritis und Diabetes deutlich an, so die Mitteilung der Ohio State University. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Forscher in dem Fachmagazin „Journal of Occupational & Environmental Medicine“ veröffentlicht.
Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und der Arbeitszeit untersucht
Die Forscher analysierten den Zusammenhang zwischen dem Auftreten schwerer Krankheit und den wöchentlichen Arbeitsstunden anhand der vorliegenden Daten aus dem „National Longitudinal Survey of Youth 1979“. Über einen Zeitraum von 32 Jahren wurde hier die Arbeitszeit aber auch das Auftreten chronischer Erkrankungen dokumentiert. Die Wissenschaftler konzentrierten sich in ihrer Studie auf acht Krankheitsbilder: Herzerkrankungen, Krebs (mit Ausnahme von Hautkrebs), Arthritis bzw. Rheuma, Diabetes bzw. hoher Blutzucker, chronische Lungenerkrankungen (einschließlich Bronchitis oder Emphysem), Asthma, Depressionen und Bluthochdruck.
Stress, Schlaf- und Verdauungsprobleme bekannte Folgen
Aus früheren Untersuchungen war bereits bekannt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei langen Arbeitszeiten mehr unter Stress stehen, häufiger Schlaf- und Verdauungsprobleme entwickeln und vermehrt müde sind. „Ihre Arbeitsleistung lässt nach und sie haben mehr Verletzungen bei der Arbeit“, berichtet Professor Allard Dambe von der Ohio State University. Bisher seien jedoch nur eingeschränkte Daten zu der Verbindung zwischen langen Arbeitszeiten und chronischen Erkrankungen vorhanden, da die langfristige Erhebung der Arbeitsmuster und des Gesundheitszustandes sich extrem schwierig gestalte. In ihrer aktuellen Studie nutzten die Forscher hierfür die Daten von Teilnehmenden aus dem „National Longitudinal Survey of Youth 1979“, welche im Jahr 1998 mindestens 40 Jahre alt waren.
Männer haben kaum gesundheitliche Nachteile durch lange Arbeitszeiten
Die Auswertung der Daten von rund 7.500 Teilnehmenden ergab, dass lediglich eine Minderheit der Vollzeitbeschäftigten in der Studie 40 Stunden oder weniger pro Woche arbeitete. „56 Prozent arbeiteten durchschnittlich 41 bis 50 Stunden; 13 Prozent arbeiteten durchschnittlich 51 bis 60 Stunden; und 3 Prozent im Durchschnitt mehr als 60 Stunden“, berichten die Wissenschaftler. Männer wurden laut Aussage der Forscher durch lange Arbeitszeiten in ihrer Gesundheit allerdings kaum beeinträchtigt. Lediglich die Wahrscheinlichkeit einer Arthritis war bei ihnen erhöht „und Männer, die mäßig lange Arbeitszeiten (41 bis 50 Stunden pro Woche) hatten, zeigten sogar ein geringeres Risiko von Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen und Depressionen als diejenigen, die 40 Stunden oder weniger arbeiteten“, schreiben Prof. Dembe und Kollegen.
Risiko für Herzerkrankungen, Krebs, Arthritis und Diabetes bei Frauen erhöht
Bei den weiblichen Vollzeitbeschäftigten zeigte sich laut Aussage der Forscher hingegen ein auffälliger Zusammenhang zwischen den langen Arbeitszeiten und dem Auftreten von Herzerkrankungen, Krebs, Arthritis und Diabetes. „Frauen – vor allem Frauen, die mit mehreren Rollen jonglieren – spüren die Auswirkungen der intensiven Arbeit und legen hiermit gegebenenfalls die Basis für eine Vielzahl von Krankheiten und Behinderungen“, warnt Professor Dembe. Frauen würden dazu neigen, den Löwenanteil der Familienverantwortung zu übernehmen und seien bei langen Arbeitszeiten mit mehr Druck und Stress konfrontiert als Männer. Hinzu komme, dass die Arbeit für Frauen – wegen der Notwendigkeit Arbeitsanforderungen mit familiären Verpflichtungen zu vereinen – weniger befriedigend ausfallen könne, so Dembe.
Die Forscher betonen, dass Arbeitgeber und staatlichen Aufsichtsbehörden sich der Risiken langer Arbeitszeiten bewusst werden müssen, insbesondere bei Frauen, die regelmäßig über 40 Stunden pro Woche arbeiten. Denn langfristig profitiere das Unternehmen in Hinblick auf die Qualität der Arbeit und die Kosten für die medizinische Versorgung, wenn die Beschäftigten gesünder sind. „Der frühe Beginn von chronischen Krankheiten kann nicht nur die Lebenserwartung und Lebensqualität der Menschen verringern, sondern auch die Gesundheitskosten auf lange Sicht deutlich erhöhen“; betonen die US-Wissenschaftler. (fp)
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