Medikament gegen Krebs zur Behandlung von Fettleibigkeit?
Ein Medikament zur Behandlung von Krebs könnte in Zukunft eventuell zur Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit verwendet werden. Das Medikament unterstützt neben seiner Wirkung gegen Krebs auch den Gewichtsverlust.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of New Mexico Health Science wurde festgestellt, dass ein Krebsmedikament auch zum Abbau von überschüssigen Gewicht verwendet werden könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ publiziert.
Krebsmedikament zum Fettabbau?
Ein Krebsmedikament mit der Bezeichnung G-1, welches bereits vor einigen Jahren entdeckt wurde, ist in der Lage Fett in adipösen Mäusen zu reduzieren. Derzeit befindet sich G-1 noch in klinischen Studien der Phase 1 für Krebs, die Forschenden planen aber bereits das Medikament in präklinische Studien zur Reduzierung von Fett bei adipösen Menschen zu testen.
Fettleibigkeit begünstigt ernsthafte Krankheiten
Fettleibigkeit führt zu verschiedenen Gesundheitsproblemen wie Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und einigen Arten von Krebs. Derzeitige Medikamente gegen Fettleibigkeit können diese nicht wirksam reduzieren oder haben unerwünschte Nebenwirkungen, berichten die Forschenden.
Was ist GPER?
Das Team untersuchte GPER, den G-Protein-gekoppelten Östrogenrezeptor, der durch G-1 aktiviert wird, weil GPER bestimmte Brustkrebszellen beeinflusst. Wenn Brustkrebsmedikamente wie Tamoxifen und Fulvestrant-Östrogenrezeptoren im Zellkern einer Zelle blockieren, aktivieren sie auch GPER, welches in den Zellmembranen zu finden ist. Frühere Studien zeigten bereits, dass GPER möglicherweise eine Rolle bei der Resistenz gegen Tamoxifen und ähnliche Medikamente spielt. Darum interessierte es die Forschungsgruppe, wie G-1 bei Östrogenmangel auf Nicht-Krebszellen wirkt.
Auch Männer produzieren Östrogen
Östrogen gilt häufig als weibliches Hormon, obwohl es auch von Männern in geringen Mengen produziert wird. Ein niedriger Östrogenspiegel bei Frauen ist ein Kennzeichen der Menopause, und Frauen nach der Menopause haben auch eine höhere Rate an Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes.
Welche Rolle spielt ein niedriger Östrogenspiegel?
Um zu verstehen, ob G-1 den Stoffwechsel von Frauen in der Postmenopause beeinflussen könnte, untersuchte die Forschungsgruppe Mäuse mit niedrigen Östrogenspiegeln. In ihren Studien nahmen weibliche Mäuse mit niedrigem Östrogengehalt auch bei normaler Ernährung schnell an Gewicht zu und wurden schneller fettleibig und zuckerkrank.
Wie wirkte sich die Behandlung mit G-1 aus?
Als diese fettleibigen weiblichen Mäuse mit G-1 behandelt wurden, nahmen die Tiere an Gewicht ab und ihr Diabetes verschwand. Es konnte festgestellt werden, dass der Gewichtsverlust nicht auf verminderte Nahrungsaufnahme oder erhöhte Bewegung zurückzuführen war. Es machte eher einen Unterschied, was der Körper der Tiere mit den zu sich genommenen Kalorien machte. Anstatt Kalorien als Fett zu speichern, verbrannten die Mäuse die Kalorien. Der Stoffwechsel der Tiere veränderte sich. Die Mäuse zeigten einen erhöhten Energieaufwand.
Auswirkungen von G-1 auf männliche Mäuse
Das Team untersuchte auch männliche Mäuse, die von Natur aus einen niedrigen Östrogenspiegel haben. Die männlichen Mäuse wurden mit einer fettreichen Nahrung gefüttert, was sie fettleibig und zuckerkrank machte. Dann wurden einige der Tiere mit G-1 behandelt. Obwohl die behandelten Mäuse nicht an Gewicht abnahmen, nahmen sie auch nicht weiter zu, wie es bei den unbehandelten Mäusen der Fall war. Wichtig war, dass sich ihr Diabetes verbesserte.
Hat G-1 getrennte Auswirkungen auf Adipositas und Diabetes?
Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass G-1 getrennte Auswirkungen auf Adipositas und Diabetes hat. Die mit G-1-behandelten männlichen Mäuse waren metabolisch gesünder, obwohl sie immer noch fettleibig waren.
Auch Mäuse mit fettreicher Ernährung nahmen ab
Schließlich fütterte das Team auch weibliche Mäuse mit einer fettreichen Ernährung, die nur wenig Östrogen enthielt. Diese Mäuse wurden sehr schnell fettleibig, aber genau wie die Mäuse mit einer normalen Ernährung, nahmen sie an Gewicht ab und ihr Diabetes verbesserte sich, als sie mit G-1 behandelt wurden.
Geschlechtsunterschied bei der Wirkung des Medikaments?
Diese Ergebnisse könnten auf einen Geschlechtsunterschied in der Wirkung des Medikaments oder in der Art und Weise hinweisen, wie die GPER-Signale in den Zellen von Männern und Frauen wahrgenommen werden.
Wie wirkte sich G-1 auf braune Fettzellen aus?
Um herauszufinden, wie G-1 den Energieverbrauch erhöht, untersuchte das Team schließlich braune Fettzellen, welche Wärme erzeugen, anstatt überschüssige Kalorien als Fett zu speichern. So konnte festgestellt werden, dass die Zellen bei der Behandlung mit G-1 mehr Energie verbrauchten. Dies deutet an, dass G-1 die Fettleibigkeit reduzieren kann, indem es auf braune Fettzellen abzielt, die zusätzliche Kalorien verbrennen.
Weitere Forschung ist nötig
In einer zukünftigen Versuchsreihe soll untersucht werden, wie Signale von GPER die zellulären Veränderungen auslösen, die zu einem höheren Energieverbrauch führen. Die Forschenden hoffen, dass G-1 eines Tages die Behandlung von Stoffwechselstörungen revolutionieren könnte. In der Zwischenzeit beginnt das Team mit klinischen Studien, welche die Fähigkeit von G-1 zur Bekämpfung von Fettleibigkeit und Diabetes bei Menschen testen sollen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Geetanjali Sharma, Chelin Hu, Daniela I. Staquicini, Jonathan L. Brigman, Meilian Liu et al.: Preclinical efficacy of the GPER-selective agonist G-1 in mouse models of obesity and diabetes, in Science Translational Medicine (Veröffentlicht Vol 12, Issue 528, 29 January 2020), Science Translational Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.