Studie: Jeder dritte Krebspatient benötigt seelische Hilfe
13.10.2014
Angst, Anpassungsschwierigkeiten, Depressivität: Mit diesen und weiteren psychischen Problemen haben viele Krebspatienten zu kämpfen. Jeder dritte von ihnen ist einer neuen Studie zufolge davon betroffen. Die Patienten benötigen neben der onkologischen Versorgung auch eine der Krebsart angepasste seelische Hilfe.
Jeder dritte Krebspatient braucht seelische Hilfe
Die drei häufigsten psychischen Probleme, mit denen Krebspatienten neben ihrer Erkrankung zu kämpfen haben, sind Angst, Anpassungsschwierigkeiten und Depressivität. Jeder dritte Krebspatient benötigt seelische Hilfe: Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Untersuchung unter Federführung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Für die Studie waren bundesweit über 4.000 Patienten zwischen 18 und 75 Jahren befragt worden. Die Ergebnisse wurden nun in dem renommierten US-Fachmagazin „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht.
Auswirkungen auf Erfolg der medizinischen Therapie
Eine nicht behandelte psychische Störung kann sich den Angaben zufolge im schlimmsten Fall negativ auf den Erfolg der medizinischen Therapie auswirken. „Durchschnittlich 32 Prozent aller von uns im Rahmen von klinischen Interviews befragten Krebspatienten benötigten psychoonkologische Hilfe“, erläuterte Professor Dr. Anja Mehnert, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig und Studienkoordinatorin, in einer Pressemitteilung. „Ein Teil der Patienten hatten sogar mit mehr als einer psychischen Störung zu kämpfen: Etwa sechs Prozent der Befragten litten unter zwei verschiedenen Störungen, während bei eineinhalb Prozent der Teilnehmer sogar drei oder mehr Störungen diagnostiziert wurden.“
Zahlreiche psychologische Belastungen
Die häufigsten psychologischen Belastungen von Krebspatienten sind Angststörungen: Angst vor der Krankheit, vor der Therapie und vor der Möglichkeit des Sterbens. Danach folgen die Anpassungsstörungen und depressive Störungen. Zudem gehörten auch körperliche Beschwerden, die durch den Stress der Erkrankung ausgelöst werden sowie Alkoholabhängigkeit zum Spektrum der psychischen Störungen. Mit 42 Prozent seien psychische Begleiterscheinungen besonders häufig bei Brustkrebspatientinnen sowie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren (41 Prozent) oder dem sogenannten schwarzen Hautkrebs (39 Prozent).
Seelische Hilfe der Krebsart anpassen
„Die Krebsart, an welcher der Betroffene erkrankt ist, spielt eine wichtige Rolle nicht nur bei der medizinischen Therapie, sondern auch bei der psychoonkologischen Behandlung. Auch viele andere Faktoren, wie etwa Alter oder soziales Umfeld müssen berücksichtigt werden“, erklärte Professor Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter der Studie. „Daher benötigt jeder Patient auch auf seelischer Ebene eine auf ihn maßgeschneiderte Behandlung.“
„Gesundheitspolitik und Kostenträger gefordert“
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betonte: „Für eine bedarfsgerechte Versorgung fehlen hierzulande allerdings immer noch die notwendigen Versorgungsstrukturen und deren Finanzierung. Nach wie vor sind hier Gesundheitspolitik und Kostenträger gefordert.“ Auf den besonderen Punkt, wie Betroffene auf tödliche Diagnosen reagieren, wurde nicht eingegangen. Eine solche Diagnose ist für die Patienten im Allgemeinen ein Schock und kann zu weiteren psychischen Beschwerden wie Panikattacken, Angststörungen oder Depressionen führen. (ad)
Bild: Martin Müller / pixelio.de
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