Die Spucke von Zecken könnte Krebszellen abtöten
17.11.2014
Brasilanische Forscher haben in der Spucke von Zecken ein Molekül identifiziert, dass Krebszellen abtötet. Nach Meinung der Wissenschaftler könne der Speichel die Krebstherapie geradezu beflügeln. Nach den ersten Testungen an Tieren sollen schon in naher Zukunft erste Versuche beim Menschen starten. Hierzu stehen aber noch einige Forschungsarbeiten im Vorfeld aus. Zudem müsse auch eine Genehmigung eingeholt werden.
Sehr wertvolle Spucke
Brasilianische Forscher am Butantan Institut in Sao Paulo haben im Speichel von Zecken ein Molekül entdeckt, das bösartige Zellen abtötet. Den Wissenschaftlern um Projektkoordinatorin Ana Marisa Chudzinski-Tavassi zufolge könnte die Spucke der Spinnentiere extrem wertvoll im Kampf gegen Krebs sein. Das Forscherteam machte die Entdeckung eher zufällig. Eigentlich sollte die gerinnungshemmende Wirkung des Zecken-Speichels getestet werden. Nachdem sie auch mit Krebszellen experimentierten, fanden die Wissenschaftler schnell heraus, dass ein bestimmtes Molekül auch bösartige Zellen abtötet.
Vielversprechende Test an Tieren
Bereits vor Jahren verliefen erste Tests an Ratten und Mäusen vielversprechend. So hatte „3sat.de“ 2010 die MolekularbiologinChudzinski-Tavassi folgendermaßen zitiert: „Mit dem Protein kann man theoretisch, anders als bisher bestehende Behandlungsmöglichkeiten, eine gezielte Krebsbehandlung durchführen.“ Das Forscherteam hatte damals festgestellt, dass bei einer zweiwöchigen Therapie von krebskranken Ratten das Wachstum eines kleinen Tumors gestoppt und das Geschwür sogar kleiner wurde. Wie es hieß, verschwinde ein Tumor bei Ratten bei einer sechswöchigen Therapie sogar vollständig.
Verschiedene Krebsarten erfolgreich behandelt
In einem aktuellen Video der Nachrichtenagentur Reuters wird nun die Arbeit der Forscher gezeigt. Frau Chudzinski-Tavassi erklärt dabei: „Eine Chemotherapie greift normalerweise die Tumorzellen stärker an als normale Zellen. Aber normale Zellen werden auch beschädigt. Und hier haben wir nach 42 Behandlungstagen gesehen, dass normale Zellen nicht angegriffen werden. Die Auswirkungen sind also weitaus geringer.“ Mit dem Speichel der Zecken wurden bereits Tiere mit Haut-, Nieren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Metastasen in der Lunge erfolgreich behandelt.
Hoffnung auf Versuche an Menschen
Die Forscher hoffen nun darauf, dass die nationale Gesundheitsbehörde Brasiliens bald Versuche an Menschen zulässt. In den vergangenen Jahren hätten die notwendigen Mittel für langfristige Tests und große Investitionen gefehlt. Wenn der Speichel der Zeckenart Amblyomma cayennense eines Tages möglicherweise für die Herstellung von Medikamenten verwendet werden kann, könnte sich auch der Ruf der als lästig geltenden Blutsauger verändern. Bislang werden die Spinnentiere meist nur als Überträger der Erkrankungen Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gesehen. (ad)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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