Ärzten behandeln Leukämie mit einem sensationellen neuen Verfahren
Britischen Ärzten ist eine medizinische Sensation gelungen. Mithilfe genetisch veränderter Immunzellen konnten sie eine besonders aggressive Form von Leukämie bei einem einjährigen Mädchen heilen. Wie das Great Ormond Street Hospital in London (GOSH) berichtet, sei das Kind die erste Patientin weltweit, bei der das innovative Verfahren angewendet wurde.
Blutkrebs wird drei Monate nach der Geburt entdeckt
Ärzte im Londoner Great Ormond Street Hospital (GOSH) konnten dank eines innovativen Verfahrens das Leben der krebskranken Layla retten. Wie die Klinik berichtet, handele es sich um den weltweit ersten Fall, bei dem zur Bekämpfung der Leukämie gentechnisch veränderte Immunzellen – so genannte „UCART 19-Zellen“ – zum Einsatz kamen. „Wir waren überglücklich, dass es funktioniert hat. Ihre Leukämie war so aggressiv, dass eine solche Reaktion fast ein Wunder ist“, wird der behandelnde Arzt des Mädchens, Paul Veys, in der Mitteilung zitiert.
Akute Lymphatische Leukämie in den meisten Fällen heilbar
Die kleine Layla Richards war am 10. Juni 2014 gesund und munter zur Welt gekommen. Doch im Alter von drei Monaten entdeckten die Ärzte eine besonders aggressive Form des Blutkrebses, welche in der Fachsprache als kindliche Akute Lymphatische Leukämie (ALL) bezeichnet wird. Die Erkrankung befällt in erster Linie Blut und Knochenmark, kann aber auch Lymphknoten, Leber und andere Organe betreffen. Führte die ALL noch vor wenigen Jahren bei der überwiegenden Zahl der Patienten zum Tode, ist sie heute vor allem bei Kindern in etwa 80 Prozent der Fälle mit intensiver Chemotherapie heilbar.
Doch bei Layla Richards schlug die Therapie nicht an. Stattdessen kehrte der Krebs trotz Chemotherapie und Knochenmarktransplantation zurück und ließ die Hoffnung auf eine Heilung immer kleiner werden. Die Ärzte im GOSH erklärten den Eltern, dass es keine weiteren Behandlungsmöglichkeiten für Layla gebe, die eine Heilung bewirken könnten – und legten daher die Palliativpflege nahe.
T-Helferzellen des gesunden Spenders werden modifiziert
„Wir wollten die Palliativpflege nicht akzeptieren, daher baten wir die Ärzte, alles für unsere Tochter zu versuchen, auch wenn es zuvor noch nicht versucht wurde“, erklärte Lisa Richards laut der Mitteilung des GOSH. Es funktionierte, denn die Mediziner, schlugen den Eltern ein innovatives Behandlungsverfahren vor, welches zu diesem Zeitpunkt am GOSH entwickelt wurde. Bei diesem werden die weißen Blutkörperchen („T-Helferzellen“) eines gesunden Spenders soweit modifiziert, dass sie gegen die Leukämie gerüstet sind und den Krebs bekämpfen können.
Eingriff dauert nur wenige Minuten
„Die Ärzte erklärten uns, dass selbst, wenn wir die Behandlung versuchen würden, keine Garantie auf Erfolg bestehe. Aber wir beteten, das es funktionieren würde“, so der Vater des Mädchens, Ashleigh Richards. „Es war erschreckend zu denken, dass die Behandlung noch zuvor bei einem Menschen angewendet wurde“, ergänzt der Vater. Doch trotz möglicher Risiken habe es keinen Zweifel gegeben. „Sie war krank und hatte starke Schmerzen, also mussten wir etwas tun.“
Schließlich bekam das Kind eine kleine Injektion der gentechnisch veränderten Zellen, wobei der Eingriff nur wenige Minuten dauerte. Einige Wochen später kam die erfreuliche Nachricht, dass die Behandlung erfolgreich verlaufen war. Laylas Vater überraschte seine Frau am Telefon, als diese gerade die älteste Tochter von der Schule abholte. „Erst dachte ich, es wären schlechte Nachtrichten, aber dann sagte er ‘es funktioniert!’ und da habe ich einfach nur vor Glück geweint“, berichtet die Mutter des Kindes.
Kind kann schon einen Monat nach der Transplantation entlassen werden
Rund zwei Monate später und krebsfrei, kam Layla für eine zweite Knochenmarktransplantation zurück ins GOSH, um das Knochenmark zu ersetzen, welches durch die Behandlung angegriffen worden war. Von da an erhöhten sich ihre Blutzellzahlen und einen Monat nach der Transplantation war sie kräftig genug, um entlassen zu werden.
Trotz des unglaublichen Erfolgs, warnte der Zell- und Gentherapie-Spezialist des Krankenhauses, Waseem Qasim, vor zu großem Optimismus: „Wir haben diese Behandlung bisher nur bei einem einzigen, sehr starken kleinen Mädchen angewendet und müssen daher vorsichtig sein, zu behauten, das dies eine geeignete Behandlungsoption für alle Kinder sein könne. Dennoch handelt es sich um einen Meilenstein in der Verwendung neuer Gentechnik und der Effekt bei diesem Kind ist atemberaubend.“ Dementsprechend könne eine Wiederholung des Erfolgs „einen großen Schritt vorwärts bei der Behandlung von Leukämie und anderen Krebsarten bedeuten“, betonte Professor Waseem Qasim weiter. (nr)
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