Ursächlicher Stoffwechselweg für die krebsvorbeugende Wirkung von Aspirin identifiziert
Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, das der Wirkstoff Acetylsalicylsäure („Aspirin“) Krebs vorbeugen kann, doch bislang blieben die ursächlichen zellulären Prozesse unklar, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Nun haben Wissenschaftler des DKFZ, des Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und der US-amerikanischen Krebsforschungszentren in Salt Lake City und in Seattle eine detaillierte Analyse der Auswirkungen von Aspirin auf den Stoffwechsel vorgenommen und dabei festgestellt, dass Aspirin die Blutkonzentration eines krebsfördernden Stoffwechselprodukts senkt.
Die krebsvorbeugende Wirkung von Aspirin wurde zwar in mehreren früheren Studien bestätigt, aber wie der Wirkstoff Acetylsalicylsäure das Krebsrisiko senkt, konnte bislang nicht erklärt werden. In der aktuellen Untersuchung haben die Forscher nun die zellulären Prozesse analysiert, welche verhindern, dass Krebs entsteht. Dabei „stießen sie auf einen biochemischen Prozess, von dem bislang nicht bekannt war, dass er durch ASS reguliert wird“, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Wirkmechanismus von Aspirin bei der Krebsprävention bislang unklar
Mehrere große Studien haben laut Angaben des DKFZ nachgewiesen, „dass Acetylsalicylsäure (ASS) das Darmkrebs-Risiko senkt“ und „möglicherweise auch das Risiko für andere Krebserkrankungen“ reduziert. Allerdings kann die Arznei auch Nebenwirkungen mit sich bringen, „darunter teilweise schwere Blutungen im Magen-Darm-Trakt“, so das DKFZ weiter. Bevor ASS auf breiter Basis zur Krebsprävention empfohlen werden kann, wollten die Forscher daher entschlüsseln, auf welche Weise das Krebsrisiko reduziert wird. „Wenn wir den Wirkmechanismus kennen, hilft uns das möglicherweise dabei, ASS gezielt denjenigen Menschen zu verordnen, denen es am meisten nutzt und die das geringste Risiko haben, schwere Nebenwirkungen zu entwickeln“, erläutert die Studienleiterin Cornelia Ulrich vom Huntsman Cancer Institute in Salt Lake City.
Biochemische Prozesse analysiert
Mit Hilfe der neuen Technik des sogenannten „Metaboliten-Profiling“ konnten die Forscher einen biochemischen Prozess identifizieren, von dem bislang nicht bekannt war, dass er durch ASS reguliert wird, berichtet das DKFZ. Diese neu entdeckte ASS-Wirkung sei anhand der sinkenden Konzentration des Stoffwechselprodukts 2-Hydroxyglutarat im Blut der Probanden feststellbar gewesen. Der Effekt habe sich auch in den Untersuchungen an zwei Darmkrebs-Zelllinien bestätigt. Das Stoffwechselprodukt 2-Hydroxyglutarat gilt laut Angaben des DKFZ „als Krebstreiber, denn bei bestimmten Leukämien und Hirntumoren wurden erhöhte Konzentrationen der Substanz gefunden.“ Derzeit werde von zahlreichen Forschergruppen untersucht, wie 2-Hydroxyglutarat die Krebsentstehung antreibt, breichtet das DKFZ.
ASS-Einnahme beeinflusst die Stoffwechselprozesse
Im Rahmen ihrer aktuellen Studie hatten die Forscher zunächst die Stoffwechselprofile von 40 Probanden, die über 60 Tage hinweg ASS eingenommen hatten, ausgewertet, wobei die Untersuchung über 360 Stoffwechselprodukte und kleine Moleküle wie Zucker, Aminosäuren oder Vitamine umfasste. Fast alle bekannten Stoffwechselprozesse wurden laut Angaben der Studienleiterin berücksichtigt. Hierbei stellten die Wissenschaftler fest, „dass die 2-Hydroxyglutarat-Konzentration während der ASS-Einnahme im Durchschnitt um 12 Prozent sank“, so die Mitteilung des DKFZ. In den anschließenden Untersuchungen an Darmkrebs-Zelllinien in der Kulturschale habe ASS die 2-Hydroxyglutarat-Konzentration sogar um 34 Prozent gesenkt. Weitere Untersuchungen ergaben, „dass ASS das Enzym HOT (Hydroxyacidic-oxoacid Transhydrogenase) hemmt, das seinerseits die Produktion von 2-Hydroxyglutarat anregt“, berichtet das DKFZ.
Hohes Potenzial von Aspirin bei der Krebsprävention
„Dass wir bei der Untersuchung direkt auf einen krebsrelevanten Stoffwechselweg gestoßen sind, bestätigt unsere Erwartung an das Potential von ASS in der Krebsprävention”, betont der Erstautor David Liesenfeld vom NCT. Während frühere Untersuchungen der krebspräventiven Wirkung von ASS sich meist auf die gerinnungs- und die entzündungshemmende Wirkung des Medikaments konzentrierten, seien die aktuellen „Ergebnisse ein Hinweis darauf, dass der krebsvorbeugende Effekt auch andere Mechanismen mit einschließen kann, insbesondere bei niedriger Dosierung.“ Die Studie habe gezeigt, dass auch die Reduktion von 2-Hydroxyglutarat ein Grund für die präventive Wirkung sein könnte, so Liesenfeld. (fp)
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