Krebszellen in Mäusen reagieren auf Umgebungstemperatur
20.11.2013
Wissenschaftler haben die Forschungsergebnisse aus unzähligen Krebs-Studien infrage gestellt, denn Labormäuse können anscheinend – anders als bisher angenommen – bei höheren Temperaturen effektiver Krebs bekämpfen. Wie die Forscher in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften berichten, entstehen Tumore später, wachsen langsamer und bilden weniger Metastasen, wenn die Umgebung wärmer ist. Für gewöhnlich werden Mäuse für Labortests jedoch bei deutlich kühleren Temperaturen gehalten. Diese Erkenntnis könnte möglicherweise die Ergebnisse etlicher Studien in einem anderen Licht dastehen lassen.
Kühle Temperaturen versetzen Mäuse in Dauerstress und lassen sie Krebszellen weniger effektiv bekämpfen
Grundsätzlich bevorzugen Mäuse eine Umgebungstemperatur zwischen 30 bis 31 Grad Celsius, teilen die Forscher um Kathleen Kokolus vom Roswell Park Cancer Institute in Buffalo im US-Bundesstaat New York mit. Um den Reinigungsaufwand zu minimieren, werden Mäuse aber in der Regel bei Raumtemperaturen von 20 bis 26 Grad gehalten. Dies führt dazu, dass die Mäuse ihren Stoffwechsel umstellen, um weiterhin eine für sie optimale Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Für die Mäuse führt dieses Verhalten quasi zu Dauerstress, der die Ergebnisse früherer Studien beeinflusst haben könnte.
Um festzustellen, inwieweit dieser Effekt einen Einfluss auf die Krebsbekämpfung hat, haben die Forscher Labormäuse entweder unter kühleren (22 bis 23 Grad Celsius) oder wärmeren (30 bis 31 Grad) Temperaturen gehalten. Nachdem die Tiere eine 14-tägige Gewöhnungsphase durchlaufen hatten, injizierten sie den Tieren Krebszellen. Es zeigte sich, dass bei höheren Temperaturen die bestehenden Tumore deutlich langsamer wuchsen. Außerdem bildeten sich erheblich weniger Metastasen.
Bei höheren Temperaturen bilden sich mehr Immunzellen zur Krebsbekämpfung
Bei weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich bei höheren Raumtemperaturen mehr Krebs bekämpfende Immunzellen (T-Lymphozyten) bildeten. Bei kühleren Temperaturen beobachteten die Forscher einen entgegengesetzten Effekt.
Letztendlich habe sich gezeigt, dass Mäuse mit Krebs von sich aus Bereiche aufsuchten, die eine Umgebungstemperatur von etwa 38 Grad hatten, schreiben Kokolus und ihr Team. Für die Zukunft bedeute diese Entdeckung, dass bei Untersuchungen zur Wirkung eines Krebsmedikaments, der Einfluss der Raumtemperatur stärker berücksichtigt werden müsse. „Unseren Daten zufolge ist es möglich, dass unser gegenwärtiges Wissen über die Fähigkeit von Labormäusen zur Tumorkontrolle dadurch beeinträchtigt wurde, dass die Versuche unter chronischem Kältestress durchgeführt wurden", heißt es weiter. Ob die gewonnenen Erkenntnisse auch für die Behandlung von Menschen mit Krebs eingesetzt werden können, müssen weitere Untersuchungen zeigen. (fr)
Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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