Mehr multiresistente Keime in Deutschland durch Ukraine-Krieg
In den letzten Monaten seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, kam es zu einem auffälligen Anstieg von multiresistenten Krankenhaus-Keimen in deutschen Krankenhäusern. Der Anstieg scheint mit Patientinnen und Patienten aus der Ukraine in Zusammenhang zu stehen.
Forschende der Ruhr-Universität Bochum und des Robert Koch-Instituts (RKI) haben einen deutlichen Anstieg des multiresistenten Erregers Klebsiella pneumoniae in deutschen Krankenhäusern festgestellt. Offenbar gibt es einen Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, wie die Arbeitsgruppe in dem Fachjournal „Eurosurveillance“ berichtet.
Mehr resistente Keime in deutschen Krankenhäusern
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges werden in deutschen Krankenhäusern viel häufiger bestimmte Krankenhauserreger nachgewiesen, die gegen Antibiotika resistent sind.
Zusammenhang mit Patienten aus der Ukraine
„Uns ist aufgefallen, dass viele der betroffenen Proben einen Bezug zur Ukraine hatten, dass die entsprechenden Patientinnen und Patienten beispielsweise von dort geflüchtet waren oder als Kriegsverletzte in Deutschland ins Krankenhaus eingeliefert wurden“, bestätigt Dr. Niels Pfennigwerth vom Nationalen Referenzzentrum an der Ruhr-Universität Bochum.
„Unsere Analysen haben gezeigt, dass es in der Folge der Hospitalisierung ukrainischer Patienten sehr wahrscheinlich bereits zu Ausbruchsgeschehen in Deutschland mit diesen Bakterienstämmen gekommen ist“, betont Pfennigwerth.
Welche Krankheiten verursacht Klebsiella pneumoniae?
Bei gesunden Personen hat die Besiedlung des Keimes in den meisten Fällen keine Auswirkungen. Bei geschwächtem Immunsystem oder bei schlechter Verfassung durch Verletzungen oder Erkrankungen kann Klebsiella pneumoniae unter anderem Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder Harnwegsinfekte auslösen.
Da der entdeckte Keim sogar gegen Reserveantibiotika, die ausschließlich bei Notfällen zum Einsatz kommen, resistent ist, steht im schlimmsten Fall überhaupt keine Behandlung mehr zur Verfügung, wenn sich Menschen im Krankenhaus mit Klebsiella pneumoniae infizieren. Der Keim kann beispielsweise über die Hände auf andere Personen übertragen werden.
Zielgruppe sollte auf den Keim getestet werden
Die Arbeitsgruppe empfiehlt allen Krankenhäusern daher, ein vorsorgliches Screening von Personen mit Bezug zur Ukraine bei Aufnahme durchzuführen. „Sollte sich dabei bestätigen, dass die Person mit dem Erreger besiedelt ist, wird sie im Krankenhaus isoliert, und es werden sehr strenge Hygienemaßnahmen getroffen“, rät das Forschungsteam. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ruhr-Universität Bochum: Mehr multiresistente Keime seit Beginn des Ukrainekriegs (veröffentlicht: 02.02.2023), news.rub.de
- Mirco Sandfort et al.: Increase in NDM-1 and NDM-1/OXA-48-producing Klebsiella pneumoniae in Germany associated with the war in Ukraine, 2022, in: Eurosurveillance, 2022, DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2022.27.50.2200926, eurosurveillance.org
Wichtiger Hinweis:
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