Eine nächtliche Schlafdauer von weniger als fünf Stunden erhöht das Risiko für depressive Symptome. Es hat sich gezeigt, dass Menschen, welche pro Nacht lediglich fünf oder weniger Stunden schlafen, ein 2,5-mal höheres Risiko für die Entwicklung von depressiven Symptomen aufweisen.
In einer neuen Studie von den Fachleuten des University College London (UCL) wurde der Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Depression untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Translational Psychiatry“ publiziert.
Was tritt zuerst auf?
Eine nicht optimale Schlafdauer und Depressionen treten häufig zusammen auf und stellen laut dem Team einen Prozess der gegenseitigen Beeinflussung dar. Auch wenn kurzer und langer Schlaf als Symptome von Depressionen gelten, sei bisher unklar, ob Schlafprobleme Depressionen begünstigen oder Menschen mit Depressionen häufiger Schlafprobleme entwickeln.
Bislang wurde Schlafmangel eher als eine Begleiterscheinung psychischer Erkrankungen angesehen, doch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung zeigen, dass sich der Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischen Erkrankungen wesentlich komplexer gestaltet.
Daten von 7.146 Teilnehmenden analysiert
Die Forschenden analysierte für ihre Studie die Daten von insgesamt 7.146 Menschen ab einem Alter von 50 Jahren, welche aus der sogenannten English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) stammten. Dabei zeigte sich, dass eine kurze Schlafdauer mit dem Auftreten depressiver Symptome verbunden ist.
In der Studie wurden die Daten zu Schlaf und depressiven Symptomen aus zwei ELSA-Erhebungen kombiniert, die im Abstand von zwei Jahren durchgeführt wurden, da Schlafdauer und Depression im Laufe der Zeit Schwankungen unterliegen.
Die Teilnehmenden schliefen durchschnittlich sieben Stunden pro Nacht. Es gab jedoch zu Beginn der Studie einen Anteil von mehr als zehn Prozent unter den Teilnehmenden, die weniger als fünf Stunden pro Nacht schliefen.
Am Ende der Untersuchung zeigte sich bei bei mehr als 15 Prozent der Teilnehmenden, dass sie weniger als fünf Stunden pro Nacht schliefen. Dabei stieg der Anteil der Teilnehmenden, welche als depressiv eingestuft wurden, um etwa drei Prozentpunkte von 8,75 Prozent auf 11,47 Prozent an, berichten die Forschenden.
Schlechter Schlaf geht depressiven Symptomen voraus
„Wir haben dieses Huhn-oder-Ei-Szenario zwischen suboptimaler Schlafdauer und Depression. Sie treten häufig zusammen auf, aber was zuerst auftritt, ist weitgehend ungelöst. Anhand der genetischen Krankheitsanfälligkeit haben wir festgestellt, dass Schlaf wahrscheinlich depressiven Symptomen vorausgeht und nicht umgekehrt“, erläutert Studienautorin Odessa S. Hamilton in einer Pressemitteilung.
Das Team stellte fest, dass Menschen mit einer stärkeren genetischen Veranlagung für Kurzschlaf, was weniger als fünf Stunden Schlaf pro Nacht entspricht, ein höheres Risiko aufwiesen, innerhalb von vier bis zwölf Jahren depressive Symptome zu entwickeln.
Dagegen hatten Personen, die eine stärkere genetischen Veranlagung für Depressionen hatten, kein erhöhtes Risiko, weniger als fünf Stunden pro Nacht zu schlafen, fügen die Forschenden hinzu.
„Kurze und lange Schlafdauer sowie Depressionen sind wichtige Faktoren für die Belastung der öffentlichen Gesundheit, die in hohem Maße vererbbar sind“, erläutert Studienautorin Dr. Olesya Ajnakina.
2,5-fach erhöhtes Risiko für depressive Symptome
Die Fachleute untersuchten auch nicht-genetische Zusammenhänge zwischen depressiven Symptomen und der Schlafdauer. Dabei stellten sie fest, dass fünf Stunden oder weniger schlafende Menschen ein 2,5-mal höheres Risiko für depressive Symptome aufwiesen.
Zusätzlich zeigte sich, dass bei Menschen mit depressiven Symptomen die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter kurzem Schlaf litten, um ein Drittel erhöht war.
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Auch zu langer Schlaf begünstigt depressive Symptome
Die Forschenden identifizierten auch eine Verbindung zwischen langen Schlafzeiten und der Entwicklung depressiver Symptome. So wiesen Teilnehmende, welche mehr als neun Stunden schliefen, ein um 1,5-mal höheres Risiko für depressive Symptome auf, als dies bei Personen der Fall war, die durchschnittlich sieben Stunden schliefen.
Allerdings konnte vier bis zwölf Jahre später keine Verbindung zwischen depressiven Symptomen und einer längeren Schlafdauer identifiziert werden, berichtet das Team. Dies stimme mit den festgestellten genetischen Ergebnissen überein. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Odessa S. Hamilton, Andrew Steptoe, Olesya Ajnakina : Polygenic predisposition, sleep duration, and depression: evidence from a prospective population-based cohort; in: Translational Psychiatry (veröffentlicht 20.10.2023), Translational Psychiatry
- University College London: Consistent lack of sleep is related to future depressive symptoms (19.10.2023), UCL
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.