Viel Lesen – auch am PC oder Smartphone – fördert Fehlsichtigkeit
86 Prozent der Bevölkerung zwischen 35 und 74 Jahren sind fehlsichtig – jeweils zu einem Drittel kurzsichtig, weitsichtig und stabsichtig. Letztere Form wird auch als Hornhautverkrümmung bezeichnet und tritt meist in Verbindung mit einer der anderen beiden Fehlsichtigkeiten auf. Im letzten Jahr zeigte eine Studie auf, dass es vor allem einen Zusammenhang zwischen einem hohem Schul- beziehungsweise Studien- und Berufsabschluss und Kurzsichtigkeit gibt: Je höher dieser ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, kursichtig zu werden. Experten wie Dr. Kaweh Schayan-Araghi, Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Augenärzte und medizinischer Leiter der Artemis Augenklinik in Frankfurt, sehen einen Trend hin zur Kursichtigkeit, da sie sich auch durch häufige PC- und Smartphone-Nutzung verstärken kann.
Wer unter Kurzsichtigkeit leidet, sieht seine Umgebung ohne Sehhilfen nur in der Nähe scharf. Ursache ist eine Verformung des Augapfels. Dieser ist im Vergleich zur Brechkraft der Hornhaut und Linse zu lang. Weit entfernte Objekte werden vor der Netzhaut und damit nur unscharf abgebildet. „Der Augapfel wächst bis ins Erwachsenenalter“, erklärt Dr. Schayan-Araghi. „Sowohl genetische Veranlagung aber auch Umweltreize wie beispielsweise künstliche Raumbeleuchtung statt Sonnenlicht und häufige Naharbeit regen den Augapfel zum Wachstum an.“ Wer sich also wenig draußen aufhält und stattdessen viel liest oder kontinuierlich auf Bildschirme von Computern und Smartphones schaut, begünstigt Kurzsichtigkeit. Da gerade die Nutzungsdauer von Smartphones und Tablets-PCs in den letzten Jahren immer mehr ansteigt, rechnen Augenärzte auch mit einer Zunahme der Fehlsichtigkeit.
Um Kurzsichtigkeit zu behandeln, müssen Sehhilfen dafür sorgen, dass Lichtstrahlen sozusagen verlängert werden, damit sie trotz längerem Augapfel am Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut gebündelt auftreffen. Dazu reichen häufig normale Brillen mit sogenannten Minusgläsern aus. Wer sich an der Brille stört oder sich einfach nicht an sie gewöhnt, für den bieten Kontaktlinsen eine Alternative. Wer gänzlich auf solche Sehhilfen verzichten will, kann sich durch einen LASIK-Eingriff seine Fehlsichtigkeit auch operativ korrigieren lassen.
Bei der LASIK wird mittels Kaltlichtlaser die innere Fläche der Hornhaut so behandelt, dass Lichtstrahlen – wie beim Tragen einer Sehhilfe – verlängert auf der Netzhaut auftreffen. LASIK gilt als sehr sichere Methode, um Kurzsichtigkeiten bis minus acht Dioptrien zu beheben. „Damit eine Augenlaserkorrektur überhaupt in Frage kommt, darf die Hornhaut des Patienten nicht zu dünn sein. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist die Laserbehandlung generell nicht geeignet, da sich ihre Augen noch verändern können“, erläutert Dr. Schayan-Araghi. Neuentwicklungen wie die Femto-LASIK haben das Verfahren in den letzten Jahren zudem sicherer gemacht. So ermöglicht diese auch Korrekturen bei dünner Hornhaut. Nach der Operation benötigen Patienten keine Sehhilfen mehr. Auch stärkere Kurzsichtigkeiten bis minus 20 Dioptrien lassen sich operativ beheben. Dazu greifen Mediziner auf Kunstlinsen, die sie zusätzlich zur eigenen Linse ins Auge implantieren, zurück. Welche Methode sich im Einzelfall am besten eignet und welche Vor- und Nachteile es gibt, müssen Patient und Arzt in einem ausführlichen Gespräch mit umfassenden Voruntersuchungen klären.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.