Kann Bildschirmzeit Kurzsichtigkeit auslösen?
In einer aktuellen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen der vor dem Bildschirm verbrachten Zeit und einem höheren Risiko und Schweregrad der Kurzsichtigkeit bei Kindern und jungen Erwachsenen festgestellt. Diese Erkenntnis könnte besonders interessant vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie sein, da ein Trend zur zunehmenden Bildschirmzeit bei jungen Menschen zu beobachten ist und generell die eigene Bildschirmzeit eher unterschätzt wird.
In der Studie unter Beteiligung von Forschenden der Anglia Ruskin University (ARU) wurde eine Verbindung zwischen der Bildschirmzeit und dem Risiko der Entstehung von Kurzsichtigkeit und deren Schweregrad bei Heranwachsenden und jungen erwachsenen Personen identifiziert. Die Untersuchung wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet Digital Health“ publiziert.
Ergebnisse von mehr als 3.000 Studien analysiert
Für die Studie wurden die Ergebnisse von mehr als 3.000 Studien ausgewertet, in denen die Exposition gegenüber sogenannten Smart Devices und Kurzsichtigkeit bei Kindern und jungen Erwachsenen im Alter zwischen drei Monaten und 33 Jahren untersucht wurde, berichten die Forschenden.
30 Prozent höheres Risiko für Kurzsichtigkeit dank Handys?
Nach der Analyse und statistischen Zusammenführung der verfügbaren Studien stellten die Fachleute fest, dass ein hoher Anteil an Bildschirmarbeit mit Smart Devices, wie beispielsweise das Betrachten eines Mobiltelefons, mit einem um etwa 30 Prozent höheren Myopierisiko (Risiko für Kurzsichtigkeit) verbunden ist. Das Team fügt hinzu, dass dieses Risiko in Kombination mit übermäßiger Computernutzung sogar auf 80 Prozent ansteige.
Hälfte der Weltbevölkerung Kurzsichtigkeit im Jahr 2050
„Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2050 an Kurzsichtigkeit leiden, es handelt sich also um ein Gesundheitsproblem, das rasch zunimmt. Unsere Studie ist die bisher umfassendste zu diesem Thema und zeigt einen möglichen Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Kurzsichtigkeit bei jungen Menschen“, erläutert Studienautor Professor Rupert Bourne von der Anglia Ruskin University in einer Pressemitteilung.
Eigene Bildschirmzeit wird häufig unterschätzt
„Diese Studie kommt zu einer Zeit, in der unsere Kinder aufgrund von Schulschließungen mehr Zeit als je zuvor damit verbringen, lange auf Bildschirme zu schauen, und es ist klar, dass dringend Forschung nötig ist, um besser zu verstehen, wie sich die Exposition gegenüber digitalen Geräten auf unsere Augen und unser Sehvermögen auswirken kann. Wir wissen auch, dass die Menschen ihre eigene Bildschirmzeit unterschätzen, daher sollten künftige Studien objektive Messungen verwenden, um diese Informationen zu erfassen“, fügt der Experte hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ming Guang He, Rupert R. A. Bourne, Jonathan Crowston, Tien Y Wong, Mohamed Dirani, et al.: Association between digital smart device use and myopia: a systematic review and meta-analysis; in: The Lancet Digital Health (veröffentlicht 05.10.2021), The Lancet Digital Health
- Anglia Ruskin University: Screen time linked to risk of myopia in young people (veröffentlicht 07.10.2021), Anglia Ruskin University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.