Oxytocin könnte altersbedingtem Muskelabbau entgegenwirken
11.06.2014
Bereits ab einem Lebensalter von 30 Jahren beginnt normalerweise langsam der Abbau der Muskeln, bei körperlich wenig aktiven Menschen zum Teil sogar noch früher. Bislang gibt es keine wirksame Methode, um diesem Prozess entgegen zu wirken. Nun haben Forscher der University of California jedoch herausgefunden, dass es möglicherweise doch einen „Helfer“ im Kampf gegen das Altern gibt: das so genannte „Kuschelhormon“ Oxytocin.
Muskelabbau beginnt bereits mit 30
30 gilt gemeinhin noch lange nicht als „alt“, dennoch setzt bereits in diesem Alter langsam der Muskelabbau und der damit verbundene Kraftverlust ein. Ab etwa 50 Jahren beschleunigt sich dieser Prozess, indem von nun an die Muskelmasse jährlich um etwa 1-2 Prozent schwindet, in der Folge lassen Kraft und Beweglichkeit immer mehr nach. Für diesen mit fortschreitendem Alter zunehmenden Muskelabbau und die damit einhergehenden funktionellen Einschränkungen gibt es bislang kein effektives „Gegenmittel“. Doch nun haben US-amerikanische Forscher offenbar eine Möglichkeit entdeckt. Wie die Wissenschaftler um Christian Elabd von der University of California im Fachjournal "Nature Communications" schreiben, könnte das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin möglicherweise dem Abbau der Muskeln entgegenwirken und sich zudem positiv auf die Regeneration nach Verletzungen auswirken.
Oxytocin fördert das Bindungs- und Sozialverhalten
Oxytocin spielt besonders bei der Geburt eine große Rolle, da es die Kontraktion des Uterus sowie den Milchfluss beim Stillen fördert. Es wirkt sich jedoch nicht nur auf den Körper aus, sondern auch auf Sozialverhalten, indem es die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt. Neben dem beeinflusst das „Kuschelhormon“ aber auch das Verhalten zwischen Partnern und generell auch soziale Interaktionen, indem es bindungsfähiger macht und beruhigt. Wie die Forscher schreiben, war das Hormon jedoch mit dem altersbedingten Muskelabbau bislang kaum in Verbindung gebracht worden – bekannt war lediglich, dass auch der Oxytocin-Gehalt im Blut mit dem Alter abnimmt.
Studie mit Mäusen zeigt Zusammenhang zwischen Oxytocin und Muskelregeneration
Für ihre Studie hatten die Forscher Mäuse untersucht: Den älteren Tieren wurde Oxytocin verabreicht, den Jüngeren hingegen ein Mittel, welches die Funktion des Kuschelhormons unterdrückt. Anschließend prüften sie, wie der Organismus auf ein Gift reagiert, welches den Herzmuskel angreift. Das Ergebnis: Die Gabe von Oxytocin hatte sich offenbar positiv auf die Regeneration der Muskeln bei den älteren Tieren ausgewirkt. Den gleichen Effekt konnten die Forscher auch bei den jüngeren Mäusen beobachten – trotz Verabreichung des Oxytocin-Antagonisten. War demnach bereits genug des Kuschelhormons im Blut vorhanden, hatte das zugeführte Hormon keine zusätzliche Wirkung, so die Forscher in ihrem Artikel.
Neuer Ansatzpunkt für die Behandlung von Muskelschwund?
Für die Wissenschaftler sei dies möglicherweise ein neuer Ansatzpunkt für die Behandlung von Muskelschwund – vorausgesetzt, der Zusammenhang zwischen Muskelabbau und der Wirkung von Oxytocin ließe sich auch beim Menschen nachweisen. „Wir zeigen weiter, dass ein genetischer Mangel an Oxytocin keine Entwicklungsstörung im Muskel verursacht, aber stattdessen zu vorzeitiger Sarkopenie führt. In Anbetracht dessen, dass Oxytocin ein von der FDA zugelassenes Medikament ist, zeigt diese Arbeit eine potenzielle neue und sichere Art und Weise, die Skelettmuskelalterung zu bekämpfen oder zu verhindern“, so die Wissenschaftler in "Nature Communications". Denkbar wäre den Autoren nach beispielsweise ein Nasenspray, über welches das Hormon regelmäßig aufgenommen werden könnte. Doch auch diese Möglichkeit müsste zunächst in weiteren Studien untersucht werden.
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.