Bereits 20 bis 25 Minuten tägliche körperliche Betätigung können das erhöhte Sterberisiko ausgleichen, welches mit einer Lebensweise verbunden ist, bei der viel Zeit des Tages mit Aktivitäten im Sitzen verbracht wird.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Arctic University of Norway wurde untersucht, wie mäßige bis intensive körperliche Aktivität den Zusammenhang zwischen im Sitzen verbrachter Zeit und dem frühzeitigen Sterberisiko beeinflusst. Die Ergebnisse können in dem „British Journal of Sports Medicine“ nachgelesen werden.
Daten von knapp 12.000 Menschen analysiert
Menschen verbringen häufig viele Stunden am Tag mit Aktivitäten im Sitzen, was negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben kann, erläutern die Forschenden.
Um herauszufinden, wie die im Sitzen verbrachte Zeit das Risiko eines vorzeitigen Todes beeinflusst, analysierten sie die Daten aus vier Kohortenstudien mit insgesamt fast 12.000 Teilnehmenden im Alter von mindestens 50 Jahren, welche Geräte zu Messung ihrer Aktivität trugen.
Zudem ermittelten die Forschenden, wie die Menge an körperlicher Aktivität und die Sitzdauer das Risiko eines vorzeitigen Todes innerhalb eine durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraums von etwas mehr als fünf Jahren beeinflussten.
Viel Zeit wird im Sitzen verbracht
Dabei zeigte sich, dass 6.042 Teilnehmende 10,5 Stunden oder mehr pro Tag mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten, während 5.943 Teilnehmenden weniger als 10,5 Stunden im Sitzen verbrachte verbrachten.
Ein Abgleich mit den Sterberegistern ergab, dass während eines durchschnittlichen Zeitraums von fünf Jahren insgesamt 805 Teilnehmende verstarben, was sieben Prozent der Teilnehmenden entsprach. Von diesen verbrachten 357 Personen weniger als 10,5 Stunden mit Aktivitäten im Sitzen, berichtet das Team.
Dagegen verbrachten 448 Teilnehmende, welche vorzeitig verstorben waren, mindestens 10,5 Stunden am Tag mit Aktivitäten im Sitzen, so die Forschenden weiter.
Bis zu 38 Prozent erhöhtes Sterberisiko
Die Auswertung der Daten des Aktivitätsmessgeräts habe gezeigt, dass sich das Risiko eines vorzeitigen Todes um 38 Prozent erhöhte, wenn Teilnehmende mehr als zwölf Stunden am Tag mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten, verglichen mit Personen, die täglich lediglich acht Stunden mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten.
Dies galt allerdings nur für Teilnehmende, die täglich weniger als 22 Minuten mit der Ausübung von mäßiger bis starker körperliche Aktivität verbrachten. Wenn sich die Teilnehmenden dagegen mehr als 22 Minuten am Tag moderat bis intensiv betätigten, war dies mit einem geringeren Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden, erklären die Fachleute in einer Pressemitteilung.
Körperliche Aktivität schützt vor vorzeitigem Tod
Ein höheres Maß an mäßiger bis intensiver körperlicher Betätigung sei unabhängig von den Sitzzeiten mit einem geringeren Sterberisiko verbunden und der Zusammenhang zwischen sitzender Tätigkeit und einem frühzeitigen Tod werde maßgeblich durch den Umfang der mäßigen bis intensiven körperlichen Betätigung beeinflusst.
Es zeigte sich beispielsweise, dass Teilnehmende, welche weniger als 10,5 Stunden täglich mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten, durch lediglich zusätzliche zehn Minuten mäßige bis intensive körperliche Betätigung ihr Risiko eines vorzeitigen Todes um 15 Prozent senken konnten, berichtet das Team.
Wenn die Teilnehmenden dagegen mehr als 10,5 Stunden am Tag mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten, waren zehn Minuten zusätzliche mäßige bis intensive körperliche Betätigung bereits mit einem reduzierten Risiko von 35 Prozent für einen vorzeitigen Tod verbunden, erläutern die Forschenden.
Außerdem stellte das Team fest, dass sich leichte körperliche Betätigung nur bei Menschen vorteilhaft auf das Sterberisiko auswirkte, die mehr als zwölf Stunden am Tag mit Aktivitäten im Sitzen verbrachten.
Körperliche Aktivität zur Senkung des Mortalitätsrisikos
Die Forschenden sind aufgrund der erzielten Ergebnisse der Meinung, dass bereits geringe Mengen an moderater bis intensiver körperlicher Aktivität eine wirksame Strategie darstellen können, um das Mortalitätsrisiko durch die langen Sitzzeiten zu reduzieren.
Die Durchführung moderater bis intensiver körperlicher Aktivität über einen Zeitraum von mindestens 22 Minuten am Tag könne das Risiko für einen vorzeitigen Tod aufgrund der im Sitzen verbrachten Zeit eliminieren.
Zudem sei ein höheres tägliches Maß an körperlicher Aktivität mit einem deutlich geringeren Risiko für einen vorzeitigen Tod verbunden und diese Risikoreduzierung ist unabhängig davon, wie viel Zeit betroffene Personen täglich mit Aktivitäten im Sitzen verbracht haben, so das Team.
Etwas mehr körperliche Aktivität in den Alltag zu integrieren, kann demnach nicht nur der allgemeinen Gesundheit zugutekommen, sondern auch die Lebenserwartung signifikant erhöhen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Edvard H Sagelv, Laila Arnesdatter Hopstock, Bente Morseth, Bjørge H Hansen, Jostein Steene-Johannessen, et al.: Device-measured physical activity, sedentary time, and risk of all-cause mortality: an individual participant data analysis of four prospective cohort studies; in: British Journal of Sports Medicine (veröffentlicht 24.10.2023), British Journal of Sports Medicine
- BMJ: Daily 20-25 mins of physical activity may offset death risk from prolonged sitting (veröffentlicht 24.10.2023), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.