Mit steigendem Chili-Verzehr sinkt die Gesamtsterblichkeit
Zwischen unserer täglichen Ernährung und der Gesundheit besteht ein Zusammenhang. Das haben bereits zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen erwiesen. Neu hingegen ist die Erkenntnis, dass mit steigendem Chili-Konsum auch die Lebenserwartung steigt. Das jedenfalls ermittelten Wissenschaftler der Universität Peking, die ihre Ergebnisse in dem „British Medical Journal“ veröffentlichten. Allerdings sind die Hintergründe noch unklar.
Der Chili-Konsum stehe in direktem Zusammenhang mit der Gesamtmortalität, wobei allerdings noch nicht abschließend geklärt sei, ob es sich tatsächlich um einen Kausalzusammenhang handelt, berichten die Forscher um Professor Jun Lv vom Peking University Health Science Center.
Insbesondere dem Capsaicin, aber auch anderen Inhaltsstoffen der Chili werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Die chinesischen Wissenschaftler haben daher untersucht, inwiefern der Konsum von frischen oder getrockneten Chilis, Chili-Öl und Chilisauce die Gesamtmortalität beeinflusst.
Viele potenzielle Gesundheitsvorteile werden mit Chilis und deren bioaktiver Verbindung Capsaicin in Zusammenhang gebracht, einschließlich einer antimikrobiellen, antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung sowie einem positiven Einfluss auf die Darmflora und einer präventiven Wirkung gegen Übergewicht, berichtet Nita G. Forouhi von der University of Cambridge in einem Editorial zu der aktuellen Studie. Offenbar zeigen Chilis daher auch eine Wirkung auf die Gesamtsterblichkeit, so dass bei hohem Konsum das Risiko eines frühzeitigen Todes deutlich reduziert ist.
Fast eine halbe Millionen Studienteilnehmer
Die Wissenschaftler nutzten für ihre aktuelle Studie die Daten von 199.293 Männern und 288.082 Frauen, die bei Studienbeginn im Alter zwischen 30 und 79 Jahren waren. Die Probanden kamen aus zehn unterschiedlichen Regionen in China. Während des Beobachtungszeitraum (durchschnittlich 7,2 Jahre) sind insgesamt 20.224 Studienteilnehmer (11.820 Männer und 8.404 Frauen) verstorben. Die Forscher hatten auch den Konsum scharfer Speisen in Form von getrockneten oder frischen Chilis, Chili-Öl und Chili-Sauce erfasst und unterteilten die Probanden anhand diesem in vier unterschiedliche Gruppen. In der ersten Gruppe lag der Verzehr scharfer Speisen bei weniger als einmal pro Woche.
Probanden der zweiten Gruppe aßen nach eigenen Angaben an ein bis zwei Tagen pro Woche scharf. In der dritten Gruppe wurde an drei bis fünf Tagen wöchentlich scharf gegessen und in der vierten Gruppen nahmen die Probanden an sechs bis sieben Tage pro Woche scharfe Speisen zu sich.
Deutlich verringertes Risiko der Gesamtsterblichkeit bei hohem Chili-Konsum
Im Vergleich zu den Studienteilnehmern der ersten Gruppe zeigten die Probanden mit dem höchsten Konsum scharfer Speisen ein deutlich geringeres Risiko der Gesamtmortalität innerhalb des Studienzeitraum, berichten die Wissenschaftler.
Auch habe sich dieser Zusammenhang für spezifische Todesursachen wie beispielsweise für die koronare Herzkrankheit, Erkrankungen der Atemwege und Krebs bestätigt. Insgesamt sei das Sterberisiko innerhalb des Studienzeitraum bei den Probanden mit dem höchsten Chili-Konsum gegenüber jenen mit dem geringsten Konsum um 14 Prozent geringer ausgefallen, schreiben die Forscher.
Auch in der zweiten und dritten Gruppe sei das Sterberisiko deutlich geringer ausgefallen, als in der ersten Gruppe. Allerdings könne nicht automatisch auf einen Kausalzusammenhang geschlossen werden, das gewisse Unsicherheiten bezüglich der berücksichtigten Daten bestehen.
Kausalität nicht eindeutig geklärt
Während die enorme Stichprobengröße und die breite regionale Verteilung zu den statistischen Stärken der Studie zählen, bestehen bezüglich der Datenlage verschiedene Schwächen. So wurden beispielsweise nur drei weitere Faktoren der grundsätzlichen Ernährung erfasst (Konsum von rotem Fleisch, frischem Gemüse und frischem Obst). Hier könnten andere Ernährungsgewohnheiten, die mit dem Konsum scharfer Speisen korrelieren, einen maßgeblichen Einfluss auf die Lebensdauer haben, ohne dass diese erfasst wurden.
Möglicherweise ist der Chili-Konsum lediglich ein Marker für den Verzehr anderer vorteilhafter Nahrungsmittel, erläutert Nita G. Forouhi. Auch habe sich der Effekt zum Beispiel bei gleichzeitigem Alkoholkonsum relativiert. So sei die Gesamtmortalität bei denjenigen, die regelmäßig Alkohol konsumierten, trotz des scharfen Essens nicht zurückgegangen. Auch könnten die normalen Trinkgewohnheiten eine Rolle spielen, denn es sei sehr wahrscheinlich, dass Getränke wie Wasser oder verschiedene Teesorten von denjenigen mit einer höheren Chilli-Aufnahme in größeren Mengen konsumiert werden. Hier sei die Ursachen für die veränderte Gesamtmortalität demnach möglicherweise bei dem Trinkverhalten zu suchen.
Weitere Studien sollen Vorteile scharfer Speisen untersuchen
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass weitere Forschungen erforderlich seien, um festzustellen, ob scharfe Speisen das Potenzial zur Verbesserung der Gesundheit haben. Auch gelte es zu ermitteln, ob Chilis direkt die Gesundheit beeinflussen oder möglicherweise nur einen Marker für andere Faktoren bilden, welche die Sterblichkeit verringern.
Die aktuellen Ergebnisse sind in jedem Fall eine gute Grundlage für weitere Forschungen in diesem Bereich. Sie bilden die Basis für eine Hypothese, die nun weiter untersucht werden müsse, erläutern Professor Jun Lv und Kollegen. Am Ende könnte das Ergebnis möglicherweise tatsächlich lauten, dass deutlich mehr scharfe Speisen aufgenommen werden sollen, um die Lebenserwartung zu erhöhen. (sb, fp)
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