Menschen mit „günstigen Genen“ bekommen seltener
Wer besonders lange lebt, hat offenbar „gute“ Gene, durch welche schwerwiegende Alterserkrankungen wie Alzheimer erst später oder sogar gar nicht auftreten. Dies berichten Forscher der Stanford University in Kalifornien aktuell im Fachjournal “PLOS Genetics“. Neben den Genen könnte demnach möglicherweise auch die Blutgruppe eine Rolle beim Älter werden spielen.
Gene beeinflussen Entstehung von Alterserkrankungen
„Er hatte bestimmt gute Gene!“ Diesen Satz hört man häufiger, wenn ein Mensch vergleichsweise alt wird. Doch an dem Spruch könnte mehr dran sein, als bisher gedacht. Denn offenbar haben die Erbanlagen tatsächlich einen Einfluss darauf, wie alt jemand wird. Denn diese sorgen laut einem Forscher-Team um Kristen Fortney von der Stanford University (Kalifornien) dafür, dass bestimmte Altersleiden wie Herzerkrankungen oder Alzheimer erst verzögert oder sogar gar nicht auftreten.
Schon lange versucht die Wissenschaft eine Erklärung zu finden, warum manche Menschen ein deutlich höheres Alter als andere erreichen – obwohl sie den gleichen Risikofaktoren (z.B. Bewegungsmangel, einseitige Ernährung) ausgesetzt sind. Wie die Forscher schreiben, sei aus genomweiten Assoziationsstudien (engl. Genome-wide association study, kurz: GWAS) zwar eine Menge über die genetischen Grundlagen von Erkrankungsrisiken bekannt. Doch über die spezifischen genetischen Unterschiede, die zu unterschiedlichen Lebenserwartungen zwischen Individuen führen, wisse man hingegen bislang nur wenig. Aus Zwillingsstudien sei demnach abgeleitet worden, dass der Anteil des Erbguts etwa 25 bis 30 Prozent beträgt, wenn ein Mensch weit über 80 Jahre alt wird.
Datensätze aus 14 großen Studien
Die Wissenschaftler um Kristen Fortney nutzten einen so genannten „Big-Data“-Ansatz, um die Genvarianten zu identifizieren, die mit extremer Langlebigkeit in Zusammenhang stehen. Sie berücksichtigten dabei insgesamt mehr als eine Million Datensätze aus 14 großen Studien über Krankheiten und Krankheitsmerkmale und werteten diese mit dem eigens entwickelten statistischen Verfahren „iGWAS“ aus. Bei der Untersuchung der Erbgutdatensätze von hunderten Menschen über 90 Jahre entdeckten die Forscher zunächst acht sogenannte „Einzelnukleotid-Polymorphismen“ (eng. Single Nucleotide Polymorphism, kurz: SNP) in den DNA-Strängen, bei denen ein Zusammenhang mit der Lebenserwartung möglich schien. Vier der SPN seien den Angaben zufolge in weiteren Untersuchungen bestätigt worden und auch der fünfte stehe wahrscheinlich in Verbindung mit außergewöhnlicher Langlebigkeit. Darüber hinaus habe den Wissenschaftlern zufolge möglicherweise auch die Blutgruppe einen Einfluss auf die Lebensdauer. Denn Hundertjährige hatten häufiger die Blutgruppe 0 als die übrige mittlere Bevölkerung.
Neues Statistik-Tool kann weitere Forschung unterstützen
Um die Ergebnisse zu bestätigen, müssten nun weitere umfangreiche Untersuchungen folgen, bei denen die neu entwickelte statistische Methode „iGWAS“ eine gute Hilfe sein könne, schreiben die Forscher. „Unsere Ergebnisse implizieren neue Loci für die Langlebigkeit und zeigen eine geneische Überlappung zwischen Langlebigkeit und altersbedingten Krankheiten und Eigenschaften, einschließlich koronarer Herzkrankheit und der Alzheimer-Erkrankung. iGWAS bietet eine neue analytische Strategie zur Aufdeckung von Einzelnukleotid-Polymorphismen, welche die extreme Langlebigkeit beeinflussen, und kann im weiteren Sinne angewendet werden, um andere Studien zu komplexen Phänotypen zu unterstützen“, so die Wissenschaftler in “PLOS Genetics”. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.