Studie: Macht uns Arbeit wirklich psychisch krank?
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Untersuchungen darauf hingewiesen, das es aufgrund von steigenden Anforderungen und Stress im Job zu immer mehr psychischen Erkrankungen kommt. Eine neue Studie widerspricht diesem Trend. Allerdings wurde diese im Auftrag der Wirtschaft erstellt.
Mehr Fehlzeiten wegen psychischen Erkrankungen
Bekannt ist, dass es in Deutschland zu deutlich mehr Fehlzeiten infolge psychischer Erkrankungen kommt. So geht etwa aus dem Anfang des Jahres vorgestellten „Depressionsatlas“ der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, dass die Fehltage wegen Depressionen zugenommen haben. Ursache für die Zunahme solcher Erkrankungen ist zahlreichen Untersuchungen zufolge die Überlastung, ständige Erreichbarkeit und allgemein steigende Anforderungen im Job. Gesundheitsexperten mahnen daher seit Jahren: Stress bei der Arbeit macht psychisch krank. Eine neue Studie kommt nun zu anderen Ergebnissen.
Studie im Auftrag der Wirtschaft
Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ online berichtet, ermittelte das Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, dass Berufstätigkeit kein besonderer Risikofaktor für eine psychische Erkrankung sei. Angefügt wird jedoch, dass die Studie im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt wurde. Der Psychiater Florian Holsboer wertete dafür mit seinen Kollegen eine Langzeituntersuchung mit über 800 Teilnehmern zu den frühen Entwicklungsstadien psychopathologischer Erkrankungen aus. Den Wissenschaftlern zufolge zeigte sich, dass sich psychische Erkrankungen und Symptome „prinzipiell nicht“ zwischen Menschen mit und ohne Job unterscheiden. „Eine Berufstätigkeit scheint daher weder ein genereller Schutz- noch Risikofaktor für psychische Erkrankungen zu sein“, so Holsboer.
Krankschreibungen erreichten neues Rekordniveau
Demnach treten psychische Erkrankungen heute auch nicht häufiger auf als vor 20 Jahren. Die Forscher stellten jedoch fest, dass Alkohol- und Drogenmissbrauch bei den Probanden abgenommen haben. Sie nehmen an, dass das daran liege, dass die Studienteilnehmer heute älter und gesetzter seien. Wie aus dem kürzlich präsentierten DAK-Psychoreport 2015 hervorgeht, haben Krankschreibungen wegen psychischer Leiden ein neues Rekordniveau erreicht. Fast zwei Millionen Berufstätige – etwa jeder 20. Arbeitnehmer – waren im vergangenen Jahr mit psychischen Problemen krankgeschrieben. Doch obwohl Stress und Überlastung oft als Grund für den Anstieg genannt werden, gibt es auch Untersuchungen, die zu dem Schluss kommen: Arbeitslosigkeit macht krank. So ergab beispielsweise eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor wenigen Monaten, dass Hartz-IV-Beziehende im Schnitt kränker als Erwerbstätige sind. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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