Depressionen und Angstzustände werden häufig mit Antidepressiva behandelt. Eine neue Studie zeigt nun, dass Laufen bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen ähnlich wirksam ist wie Antidepressiva. Auch bietet die Lauftherapie im Gegensatz zu Antidepressiva weitere Vorteile für die Gesundheit.
In der aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Amsterdam wurden die Auswirkungen von Antidepressiva und einer Lauftherapie auf die psychische und körperliche Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Affective Disorders“ veröffentlicht.
Medikamente und Bewegung
Bei der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen haben sich sowohl Lauftherapien als auch die Einnahme von Antidepressiva als wirksame Behandlungsmethoden erwiesen, berichten die Forschenden.
Allerdings sei von verschiedenen Wirkmechanismen und unterschiedlichen Wirkungen auf die körperliche Gesundheit auszugehen. Inwiefern das so ist, untersuchte das Team an insgesamt 141 Personen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, die an Depressionen und/oder Angststörungen litten.
Wie wurden die Teilnehmenden behandelt?
45 Teilnehmende erhielten entweder das Medikament Escitalopram oder Sertralin zur Behandlung. 96 Teilnehmende wurden einer Laufgruppe zugeteilt, in der sie über einen Zeitraum von 16 Wochen zwei- bis dreimal pro Woche 45 Minuten liefen.
Die Einhaltung der Einnahme der Antidepressiva wurde laut den Forschenden mit Hilfe eines Verabreichungsprotokolls und eines Patiententagebuchs überprüft. Zusätzlich wurden alle Teilnehmenden der Laufgruppe angewiesen, ein Herzfrequenzmessgerät zu tragen, um die Einhaltung des Trainingsprogramms zu erfassen.
Zu Beginn der Studie und in der 16. Behandlungswoche wurden bei den Teilnehmenden Indikatoren der psychischen und auch der physischen Gesundheit erhoben. Dazu gehörten sowohl der Diagnosestatus und der Schweregrad der Symptome von Depressionen und Angststörungen als auch Stoffwechsel- und Immunindikatoren, Herzfrequenz, Gewicht, Lungenfunktion, Kraft und Fitness, erläutern die Forschenden.
Vorteile gegenüber Medikamenten
Die Analysen zeigten, dass die Remissionsraten in der 16. Behandlungswoche bei beiden Behandlungsformen ähnlich waren, allerdings mit signifikanten Unterschieden bei Wirkung auf die körperliche Gesundheit, berichtet das Team.
Die Lauftherapie sei mit einer deutlich besseren Wirkung auf die körperliche Gesundheit verbunden gewesen als die Behandlung mit Antidepressiva. Dies betraf laut den Forschenden das Gewicht, den Taillenumfang, den systolischen und auch den diastolischen Blutdruck sowie die Herzfrequenzvariabilität.
Die Vorteile für die körperliche Gesundheit, die in der Laufgruppe im Vergleich zur medikamentös behandelten Gruppe erzielt wurden, waren sowohl auf größere Verbesserungen durch das Laufen als auch auf eine fortschreitende Verschlechterung in der medikamentös behandelten Gruppe zurückzuführen, so die Fachleute weiter.
Körperliche Aktivität für die Psyche
Die allgemeine positive Wirkung von Bewegung und körperlicher Aktivität auf die psychische Gesundheit bestätigt auch eine Studie, die in dem englischsprachigen Fachjournal „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht wurde.
In dieser Forschungsarbeit wurde festgestellt, dass regelmäßige körperliche Aktivität, die nicht nur sportliches Training im Fitnessstudio, sondern beispielsweise auch den täglichen Weg zur U-Bahn oder das Treppensteigen im Laufe des Tages umfasst, die Symptome bei Depressionen lindert.
So zeigen die Ergebnisse insgesamt, dass körperliche Aktivität und insbesondere Laufen Depressionen und Ängste wirksam reduziert. Darüber hinaus verbessert körperliche Aktivität viele Aspekte der körperlichen Gesundheit signifikant, was einen deutlichen Vorteil gegenüber Antidepressiva darstellt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Josine E. Verhoeven, Laura K.M. Han, Bianca A. Lever-van Milligen, Mandy X. Hu, Dóra Révész, et al.: Antidepressants or running therapy: Comparing effects on mental and physical health in patients with depression and anxiety disorders; in: Journal of Affective Disorders (veröffentlicht 15.05.2024), Journal of Affective Disorders
- Karmel W. Choi, Chia-Yen Chen, Murray B. Stein, Yann C. Klimentidis, Min-Jung Wang, et al.: Assessment of Bidirectional Relationships Between Physical Activity and Depression Among Adults; in: JAMA Psychiatry (veröffentlicht 23.01.2019), JAMA Psychiatry
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.