Lavendel hat viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Der Mediziner Dr. Yufang Lin von der Cleveland Clinic in den USA erklärt, welchen medizinischen Nutzen Lavendel bietet und wie man die Pflanze wirksam einsetzen kann.
Lavendel ist bekannt für seine violetten oder bläulichen Blüten und seinen beruhigenden Duft, der zum Beispiel in Massageölen, ätherischen Ölen und Kerzen verwendet wird, erläutert der Dr. Lin. Auch als Heilpflanze biete Lavendel vielseitigen Nutzen.
Besserer Schlaf
Lavendel enthalte viele Wirkstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken und zum Beispiel die Stimmung heben und Koliksymptome lindern, so der Experte. Darüber hinaus könne der Duft von Lavendel vor dem Schlafengehen den Melatoninspiegel im Körper erhöhen, was mit einem besseren Schlaf verbunden sei, wie die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2019 bestätigen.
Lavendel enthalte auch Flavonoide und Cumarin, die beide für ihre entzündungshemmende und antioxidative Wirkung bekannt seien, so der Experte.
Lindert Schmerzen
Mit Hilfe von Lavendel sei es auch möglich, Schmerzen wirksam zu lindern. So sei eine Studie aus dem Jahr 2012 zu dem Ergebnis gekommen, dass eine 15-minütige Inhalation von ätherischem Lavendelöl die Schmerzen bei Migräne wirksam reduzieren kann.
„Lavendel ist bekannt für seine Fähigkeit, das Nervensystem zu beruhigen, die Stimmung zu heben und sogar den Blutdruck zu senken. Das ätherische Öl des Lavendels enthält beispielsweise wichtige Verbindungen wie Linalool, das nachweislich Angstzustände reduziert und den Blutdruck senkt“, ergänzt Dr. Lin in einer aktuellen Pressemitteilung.
Darüber hinaus habe eine Studie gezeigt, dass bereits eine 30-minütige Inhalation von ätherischem Lavendelöl bei Erwachsenen dazu beitrage, Ängste, Depressionen und Stress zu reduzieren. Eine weitere Studie zeige, dass eine Lavendel-Aromatherapie auch die Angst vor einer MRT-Untersuchung lindern kann, fügt der Mediziner hinzu.
Lindert Menstruationsbeschwerden
Lavendel könne auch bei Menstruationsbeschwerden helfen. So habe eine Studie gezeigt, dass eine tägliche 30-minütige Aromatherapie während der ersten drei Tage der Menstruation mit einer Schmerzreduktion einhergehe. Zudem könne das Auftragen von ätherischem Lavendelöl auf den Unterleib laut einer unabhängigen Untersuchung Menstruationsbeschwerden lindern.
Beim Auftragen von ätherischem Lavendelöl auf die Haut sollte laut Dr. Lin darauf geachtet werden, dass es mit einem anderen Öl verdünnt wird, auf das man nicht allergisch reagiert. Als Beispiele nennt der Mediziner Mandelöl, Kokosöl, Jojobaöl und Olivenöl. Dem Basisöl sollten dabei maximal ein bis zwei Prozent Lavendelöl beigemischt werden.
Tötet Viren und Bakterien
Dank seiner antimikrobiellen und antiviralen Eigenschaften könne Lavendel auch als Reinigungsmittel eingesetzt werden – vor den Antiseptika sei Lavendel sogar zur Reinigung von Krankenhäusern verwendet worden.
Um eine Reinigungslösung herzustellen, gebe man lediglich einige Tropfen ätherisches Lavendelöl in destilliertes Wasser und füge dann etwas Essig und einige Tropfen Rizinusseife hinzu.
Verbesserte Wundheilung
In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass Lavendelöl die Kollagenbildung in der Haut nach Operationen verbessere und so die Wundheilung fördere, berichtet Dr. Lin.
Eine aromatherapeutische Massage mit Lavendelöl könne außerdem laut einer Studie bei Säuglingen die Symptome von Koliken lindern, fügt der Mediziner hinzu.
Lavendel richtig anwenden
Lavendel habe also viele Vorteile für die Gesundheit, zumindest bei der richtigen Nutzung. Bei der Verwendung von ätherischem Lavendelöl sei zu beachten, dass es sehr stark sei und nur sparsam verwendet werden sollte.
Einige Tropfen können in Badewasser, Massageöl und destilliertes Wasser gegeben werden, um ein Raum- oder Körperspray herzustellen. Von der Einnahme von Lavendelextrakt in Tablettenform rät Dr. Lin ab, da die Wirkung stark und sogar toxisch sein könne. Die Einnahme solle nur unter Aufsicht von Fachleuten erfolgen.
Mögliche Nebenwirkungen des Lavendels
Menschen reagieren unterschiedlich auf Düfte, so wirke Lavendel auf die meisten Menschen beruhigend und besänftigend. Es sei aber auch möglich, dass der Geruch negative emotionale Folgen habe. In diesem Fall sei auf die Anwendung zu verzichten.
Generell sei bei der oralen Anwendung von ätherischem Lavendelöl zu beachten, dass es die Schleimhäute und den Magen reizen könne. Bei Unsicherheit über die persönliche Verträglichkeit von Lavendel sei es ratsam, vor der Anwendung ärztliche Rücksprache zu halten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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