Qualität der Ernährung mit biologischer Alterung verbunden
Neben dem tatsächlichen Alter sagt das biologische Alter mehr über den eigentlichen Zustand einer Person aus. Manche Menschen fühlen sich mit 40 Jahren bereits wie 60 und andere mit 70 noch wie 50. Ein Forschungsteam fand nun eine starke Verbindung zwischen der Qualität der Ernährung und der Geschwindigkeit des biologischen Alterns.
Forschende der Friedman School of Nutrition Science and Policy an der Tufts University in Boston, Massachusetts (USA) dokumentierten erstmals einen starken Zusammenhang zwischen der epigenetischen Alterung und der Qualität der Ernährung. Je besser die Ernährungsqualität war, desto langsamer scheint das biologische Alter fortzuschreiten. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem „American Journal of Clinical Nutrition“ vorgestellt.
Ernährung beeinflusst die Langlebigkeit
Dass die Qualität der Ernährung die menschliche Gesundheit beeinflusst, wurde bereits in zahlreichen Studien belegt. Das Einhalten bestimmter Ernährungskonzepte wie der Mediterranen Diät oder der sogenannten DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) stehen nachweislich in Verbindung mit einem verringerten Risiko für chronische Krankheiten und verfrühte Sterblichkeit.
Bislang gab es jedoch keine tiefergreifende Untersuchung darüber, ob und wie die Ernährung mit der epigenetischen Alterung in Verbindung steht – oder einfacher gesagt: Ob man durch die Ernährung die Geschwindigkeit des biologischen Alters beeinflussen kann.
Was ist die epigenetische Alterung?
Das Team um den Biomathematiker Steve Horvath stellte im Jahr 2014 einen verblüffende Mechanismus vor, mit dem sich das biologische Alter einer Person bestimmen lässt.
Anhand von chemischen und strukturellen Veränderungen am Erbgut, die bestimmen, wie Gene abgelesen werden, lässt sich demnach das biologische Alter einer Person ablesen. Dieses epigenetische Alter ist hinsichtlich der Lebenserwartung wichtiger als das tatsächliche Alter.
Was ist DNA-Methylierung
Um das epigenetische Alter zu messen müssen Prozesse der sogenannten DNA-Methylierung analysiert werden. Die Methylierung bewirkt, dass bestimmte Abschnitte auf der DNA abgeschaltet werden. Dieser Prozess spielt bei epigenetischen Veränderungen im Körper eine wichtige Rolle – und somit auch bei der biologischen Alterung. Unklar war bislang, wie die Ernährung die DNA-Methylierung beeinflusst.
Erste Untersuchung dieser Art
„Nur wenige bevölkerungsbezogene Studien haben den Zusammenhang zwischen Ernährung und epigenetischer Altersbeschleunigung untersucht“, schreiben die Forschenden. Ziel der Arbeitsgruppe war es daher, den Zusammenhang zwischen der Qualität der Ernährung und der epigenetischen Alterung genauer zu beleuchten.
Anhand epigenetischer Altersmessungen von 1995 Teilnehmenden im Durchschnittsalter von 67 Jahren konnte die Arbeitsgruppe eine deutliche Verbindung zwischen der Qualität der Ernährung und der epigenetischen Alterung herstellen.
Laut dem Forschungsteam sind insbesondere drei Prozesse der Methylierung mit der epigenetischen Alterung verknüpft (Dunedin Pace of Aging Methylation, GrimAge Acceleration und PhenoAge Acceleration). Blutproben der Probandinnen und Probanden, die auf diese Prozesse hin analysiert wurden, glich das Team mit der Ernährung der Teilnehmenden ab.
DASH-Diät als Basis einer gesunden Ernährung
Als Basis für eine gesunde Ernährung legten die Forschenden die DASH-Diät fest, da diese gut erforscht ist und über den sogenannten DASH-Score nachvollzogen werden kann, wie sehr die Ernährung einer Person mit den Prinzipien der Diät übereinstimmt.
Ernährung beeinflusst Faktoren der epigenetischen Alterung
Die Auswertung zeigt, dass ein höherer DASH-Score durchweg mit niedrigeren Werten in allen drei altersbeinflussenden Methylierungsprozessen verbunden ist. Zudem zeigte sich, dass der Raucherstatus einer Person diesen Zusammenhang negativ beeinflusst.
Die Methylierungswerte waren bei hohem DASH-Score im Durchschnitt um 22 bis 45 Prozent geringer im Vergleich zu Personen mit niedriger DASH-Score. Bei Raucherinnen und Rauchern war der positive Effekt jedoch verringert.
Hohe Ernährungsqualität führt zu langsamerer Alterung
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, das eine höhere Qualität der Ernährung mit einer langsameren epigenetischen Alterung verbunden ist. Dies könne zum Teil erklären, warum eine gesunde Ernährung mit einer höheren Lebenserwartung korreliert.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass eine gesunde Ernährung für die Aufrechterhaltung eines gesunden Alterns entscheidend ist“, resümiert die Arbeitsgruppe. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Youjin Kim, Tianxiao Huan, Roby Joehanes, et al.: Higher diet quality relates to decelerated epigenetic aging; in: The American Journal of Clinical Nutrition, 2022, academic.oup.com
- Gibbs, W.: Biomarkers and ageing: The clock-watcher. Nature 508, 168–170 (2014). https://doi.org/10.1038/508168a, nature.com
Wichtiger Hinweis:
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