Zivilisationskrankheiten: Ungesunder Lebensstil für 86 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.
04.10.2013
Die sogenannten Lebenstil-Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronische Lungenbeschwerden machen den Sozial- und Gesundheitssystemen immer mehr schaffen. Der Name kann in die irre führen, da oft ein Zusammenspiel aus genetischer Anfälligkeit, Lebensstil- und den Umwelteinflüssen letztlich zur Erkrankung führt. Knapp zwei Drittel der jährlich weltweiten 57 Millionen Todesfälle sind auf sie zurückzuführen. Experten sind schon seit längerem dabei, effiziente Maßnahmen und Kampagnen voranzutreiben, um die Sterblichkeitsrate zu reduzieren.
Wolle man, dass die Sozial- und Gesundheitssysteme langfristig finanzierbar bleiben, müsse es gelingen, "die global, epidemische Verbreitung von nicht übertragbaren Erkrankungen erfolgreich einzudämmen", sagte Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine beim European Health Forum Gastein (EHFG). Das EHFG ist der führende gesundheitspolitische Kongress in der EU und findet jährlich statt. Er bietet eine wichtige Plattform für Entscheidungsträger im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens. Drei Viertel aller Erkrankungen in Europa sind diesen Krankheiten zuzuordnen und 86 Prozent der Todesfälle stehen mit ihnen im Zusammenhang. Waren es im Jahr 2000 1,12 Millionen durch Krebs verursachte Todesfälle, werden es 2015 schätzungsweise 1,42 Millionen sein.
Gemäß den Prognosen der EU-Kommission werden in Europa im Jahr 2030 66 Millionen Menschen an Diabetes leiden, wenn der Erkrankung nicht mehr und effizienter entgegengewirkt wird.
Effektive Maßnahmen
In drei Bereichen sollte man verstärkt tätig werden:
– Eindämmen des Rauchens
– Reduktion des Salzkonsums
– Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Risikopatienten.
Für McKee hängt eine erfolgreichen Anti-Tabakstrategie von einer Preispolitik einschließlich deutlicher Steuererhöhungen sowie konsequenter Rauchverbote in öffentlichen Räumen ab. Auch Beschränkungen im Marketing, wie beispielsweise das Werben in sozialen Medien und Filmen, muss vorangetrieben werden.
Wie sich Maßnahmen zur Eindämmung des Zigarattenkonsums auswirken können, ermittelte der US-amerikanische Krebsspezialist David Levy von der Georgetown University mit seinem Team: In 41 Ländern werden dadurch bis 2050 rund 7,4 Millionen frühzeitige, Tabak-bedingte Todesfälle verhindert.
Dabei wirken sich eine Erhöhung der Tabaksteuer und Rauchverbote in Büros und Restaurants am positivsten aus. Die Verhinderung der frühzeitigen Todesfälle ist nicht der einzige positive Effekt: „Es gibt weniger Geburtskomplikationen, weniger Kosten für die Gesundheitssysteme und weniger Ausfälle am Arbeitsplatz durch Begleiterkrankungen des Rauchens“, sagt der Krebsspezialist.
Die Reduktion des Salzkonsums stellt eine weitere und wesentliche Herausforderung dar. "18 Prozent der weltweiten Todesfälle sind durch erhöhten Blutdruck verursacht, der oftmals im Zusammenhang mit übermäßiger Salzaufnahme steht." Eine 15-prozentige Reduktion von Salz über zehn Jahre könnte allein in den 23 Ländern, in denen 80 Prozent aller Zivilisationskrankheiten weltweit vorkommen, 8,5 Millionen Todesfälle verhindern. "Hier geht es nicht nur um Appelle an gesundheitsbewusstes Verhalten Einzelner. Die Hauptverantwortung liegt bei der Lebensmittelindustrie, denn der größte Teil der Salzbelastung kommt aus industriell verarbeiteten Lebensmitteln", sagte der Professor für Öffentliches Gesundheitswesen.
Die konsequente Behandlung von Menschen mit einem besonders hohen Herz-Kreislauf-Risiko, ist für McKee das dritte zukünftige Vorhaben, auf der vermehrtes Augenmerk liegen soll. In Zukunft soll die Zugänglichkeit von Notwendigen Medikamente, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern können, erleichtert werden. Die Präparate sollten leicht einzunehmen sein. Dies soll unter Kombination mehrerer Wirkstoffe in einer Tablette erfolgen. Dazu müssen die Regierungen Maßnahmen, wie Präventionskampagnen zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs oder die Förderung von sportlichen Aktivitäten und gesunder Ernährung, verstärkt ins Leben rufen und fördern. (fr)
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Wichtiger Hinweis:
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